Hey,
der Frühling steht vor der Tür und für mich wird es nun endlich Zeit, mich nach einem neuen Renner umzuschauen. Dabei steht die Wahl auch schon ziemlich fest, es gibt nur ein Detail, das noch entschieden werden muss.
Deshalb hier nun die Frage an das intelligente Schwarmhirn dieses Forums: Welche Art der Bremsen würdet ihr für ein neues RR wählen, Felgen- oder Scheibenbremsen?
Gegenüber den Felgenbremsen würden die Scheibenbremsen ein Aufpreis von 400€ und ein Mehrgewicht von 600g bedeuten.
Vielen Dank für eure Tipps!
Viele Grüße
Silke
Kommentare
Ich fahre ja primär MTB und mein Roadbike (ich verwende bewusst den englischen Begriff, weil es die Nutzung nicht zu speziell beschreibt) ist dann mehr so ein Anyroad/Gravel-Ding.
Ich habe nur ein solch schmalbereiftes Teil und das muss dann als Trainingsrad für den Winter bzw. GA-Einheiten und schnelles Reiserad taugen, ist also original ein Crosser und hat (hydraulische) Scheibenbremsen.
Vorteil: bessere Dosierbarkeit, mehr Freiheit bei der Reifenwahl und man rubbelt halt nicht auf der Felge rum.
Nachteile hast Du schon erwähnt. der Unterhalt für Bremsbeläge ist je nach Bremse höher als bei Felgenbremsen, bei einem hydraulischen System ist bei SRAM wegen der verwendeten Hydraulikflüssigkeit auch der Wechsel dieser alle 2 bis 3 Jahre einzubeziehen (deren Zeug zieht Wasser an).
Eine mechanische Avid BB7 wäre noch eine ernsthafte Alternative.
Nach meinen Erfahrungen am MTB (und an 3 Roadbikes mit Scheibenbremsen in der Familie) würde ich zu Scheibenbremsen raten, aber die Frage der Ästhetik ist bei einem RR-Puristen sicher auch ein Thema (aber der hat ja auch mehr als eine eierlegende Wollmilchsau für die Straße im Stall stehen).
(Ach so, die Scheiben werden schon echt heiß und können wírklich zu Verbrennungen führen.)
<Duck und weg>
Auch ich komme primär aus dem Offroadbereich. Bei den MTBs würde niemand zu Felgenbremsen greifen. Allerdings wird dort auch weniger aufs Gewicht geschaut. Wenn Du also die EUR & Gramm verkraften kannst, würde ich im Zweifelsfalls zu Scheibenbremsen raten. Schade dabei ist lediglich, dass einige Großhändler Renner mit Felgenbremsen aktuell recht günstig verscherbeln, aber die werden sich schon was dabei gedacht haben, wieso bei diesen Modellen (oft 1-2 Jahre älter als die Disc-Versionen) mehr Discount drin ist ...
Im Alltagsgebrauch heißt das, ich kann mit einer Dual-Pivot Bremszange ohne weiteres entweder die Räder blockieren oder mich adäquat zum Abflug über den Lenker bringen. Dabei muss ich lange nicht bis ans Kraftlimit am Bremshebel gehen. Bei starkem Krafteinsatz schaffe ich das sogar mit der Single-Pivot am Stahlklassiker (Shimano Santé).
Ergo - mehr Bremskraft hilft da nicht mehr. Die Gründe für eine Scheibe liegen also woanders. Das muss man für sich abwägen.
Jedes der beiden Systeme hat seine Vor- und Nachteile. Geringeres Gewicht, einfache Wartbarkeit, geringe Kosten, für mich auch Ästhetik des radial gespeichten leichten VR auf der einen Seite. Freiere Felgenwahl, kein Felgenverschleiß, größere Unabhängigkeit von Felgenschäden, besser bei wirklich extremen Schmutzbedingungen auf der anderen.
Falls es also nur um die Übertragung größerer Bremskräfte auf die Straße geht, dann musst du die Fläche vergrößern. Mit einer ordentlichen Felgenbremse und 28er Reifen bremst du besser als mit 23er auf Scheibe. Das ist jetzt ein Plakativbeispiel und soll nur die Wirkungen im Gesamtsystem verdeutlichen.
Eine regennasse Scheibe muss ebenso wie eine solche Felge beim Anbremsen kurz das Wasser verdrängen, da wirkt die gleiche Physik. Eine Felge ist ja im Prinzip eine große Bremsscheibe. Auch bei Fahrten im größtem Sauwetter limitierte die nasse Straße die Bremskräfte, nicht die Bremsanlage.
Am Ende bleibt es wohl überwiegend eine Frage der persönlichen Vorlieben. Für mich persönlich wäre ein System, wie von Drunken Sailor beschrieben, bei dem ich alle 2 Jahre die Bremsflüssigkeit wechseln muss ein Auschlusskriterium. Aber da tickt jeder anders. Die Faszination v.a. am Rennrad liegt für mich immer noch darin, dass man sich mit recht einfacher Technik so effektiv fortbewegen kann.
Viel Spaß beim Entscheiden und vor allem - mit dem neuen Renner ;-).
Ich war von Anfang an mit der Bremsleistung unzufrieden, die Bedienkräfte oder Dosierbarkeit ist auch nicht besser als früher. Außerdem muss man die Bremsbeläge sehr nah an die Scheibe stellen, um "volle" Bremsleistung zu erreichen, was dann ganz schnell zu schleifenden Bremsen führt. Zumal akkurat gerade Scheiben nahezu ein Ding der Unmöglichkeit sind...
Ich bin 2016 damit den Ötztaler Radmarathon gefahren, das war ein Graus bergab, die brauchen gefühlt ewig zum Verzögern. Und dabei hatte ich mir dort vor Ort neue Beläge geholt und vom Radladen einstellen lassen. Es wurde besser, aber immer noch nicht wirklich zufriedenstellend.
Außerdem muss man bei Scheibenbremsen das Bremsverhalten umstellen. Man muss (ständig) aggressiver bremsen, sonst verglasen die Beläge. Fading tritt auch gern mal auf, gerade damals in den Alpen, wenn man vor Serpentinen mal richtig in die Eisen geht - da konnte ich richtig spüren, wie die Bremskraft immer mehr nachlässt vor der Kurve.
Beläge habe ich verschiedene durchprobiert, insbesondere auch die teuren und angeblich sehr guten von Swiss Stop. Wurde nicht/kaum besser.
Letztes Jahr habe ich mir dann ein RR mit Ultegra-Felgenbremsen geholt. Ein Traum, endlich mal ordentliche Verzögerung, endlich das Gefühl, das Vorderrad problemlos zum Blockieren zu kriegen bei (mehr) Krafteinsatz.
Dann auch wieder beim Ötzi mitgefahren, kein Problem mit Fading, stabil starke Bremsleistung!
Kein Überlegen mehr, ständig hart bremsen zu müssen, damit die blöden Beläge nicht verglasen...
Meine Meinung?
Auf keinen Fall mechanische Scheibenbremsen. Hydraulische kenne ich noch nicht, aber die sollen weniger Bedienkräfte erfordern und besser dosierbar sein (ersteres wäre bei langen Abfahrten sehr nett).
Außerdem bin ich der Meinung, dass 160er Scheiben nicht ausreichend sind am RR, mehr gibt's aber nicht. Und die 140er sind nicht ohne Grund schnell wieder verschwunden...
Bei Nässe mögen die Scheibenbremsen Vorteile haben, aber zu den grundlegenden Themen hat sich Fahrradiant ja schon gut ausgelassen.
Ich persönlich finde ordentliche Felgenbremsen (wesentlich) angenehmer.
Die Notwendigkeit, regelmäßig (nach empfohlen 2 Jahren?) die Hydraulikflüssigkeit zu tauschen ist speziell SRAM. Die anderen mir bekannten - Shimano, Hope, Magura usw. - müssen regulär nicht gewechselt werden. SRAM ist auch hinsichtlich Bremsbelägen die unterhaltsmäßig teurere Wahl. Das sollte man im Hinterkopf haben, da ja meist herstellerreine Gruppen verbaut werden (beim Rad von der Stange) und 'ne Force schon sehr schick ist :-)
Bremsleistung ist definitiv nicht das Unterscheidungsmerkmal sondern Dosierbarkeit. Allerdings beziehen sich meine Erfahrungen auf minimale Reifenbreiten von 32 mm, da ist die Kontaktfläche zur Straße nicht wirklich limitierend,
Bei guten Bedingungen (trocken) bremst meine V-Brake am Stadtrad kaum schlechter als eine Scheibenbremse. Nässe, Schlamm und sonstiger Dreck, da fallen HS33 (Felge hydraulisch) und Avid V-Brake aber gegen die Scheibenbremsen deutlich ab. Ich denke schon, dass dann auch die Paarung Bremsbelag und Stahlscheibe verbunden mit sehr geringem Abstand zwischen beiden dort deutliche Stärken hat.
Noch eine Beobachtung mech. zu hydraulische Scheibenbremsen: Die Avid BB7 lässt sich deutlich schwerer schleiffrei bekommen als alle hydraulischen Scheibenbremsen (da haben wir Hope, SRAM, Magura und Shimano). Ihre Bremsleistung (Leistung als solche als auch Dosierbarkeit) ist aber besser als eine mech. Shimano, die ich mal für 1 Jahr an einem Randonneur hatte (Vorläufer des Crosser/Anyroad-Dingens).
Die Beanspruchung des Laufrades hat noch keiner erwähnt, das muss natürlich wegen der Kraftübertragung über die Speichen stabiler gebaut werden als bei einer Felgenbremse. Relativ wird das im Gesamtgewicht auch eine größere Rolle spielen als an einem von Haus robuster ausgelegtem MTB.
Bremsscheibengröße ist auch vom Systemgewicht abhängig. Ich denke, rein als Renner und mit < 80 kg Fahrergewicht sollten 160 mm reichen. Will man es als "schnelles Reiserad" nutzen, könnten es selbst bei bikepacking-mäßig leichtem Gepäck auf langen Alpenabfahrten aber auch gern mehr sein...
Darauf bezog ich mich, als ich die Ästhetik des radial gespeichen Vorderrades erwähnte. Das ist ja bei Scheibenbremse nicht mehr möglich. Du hast Recht, die VR werden massiver, denn es dürfte auch schwierig werden, die entspr. Kräfte über z.B. 16 Speichen in die Felge einzuleiten.
MTB hat normal 28 oder 32, unabhängig vom Bremssystem, am erwähnten Crosser habe ich 24.
ich bin Anfang Februar auf Gran Canaria ein Leihrad (SuperSix Evo) mit hydraulischen Scheibenbremsen (Shimano Ultegra) gefahren. Für mich war es das erste Mal mit Scheibenbremse am Rennrad, vom MTB her kannte ich Scheibenbremsen schon. Wir hatten relativ schlechtes Wetter mit viel Regen. Dazu kam dann noch die bergige Geographie vor Ort. Unter diesen Umständen (Regen + Berge) ist die Scheibenbremse klar im Vorteil. Der für mich größere Vorteil war aber die bessere Dosierbarkeit bei den langen Abfahrten. Es reichen halt mit Mittel- und Zeigefinger, um auch aus großen Geschwindigkeiten eine hohe Bremsleistung zu erzielen, ohne das Hinterrad zum Blockieren zu bringen. Ich kann da nicht so richtig mitreden, aber bei kleinen Händen ist das sicherlich ein großer Vorteil. Und die Lebenszeit der Felgen verlängern sich natürlich ganz massiv.
Als Gegenargument gibt es dann das höhere Gewicht, wobei das in unseren Hobbykreisen sicherlich eine untergeordnete Rolle spielt. Das SuperSix habe ich im Gegensatz zu meinem Rad als recht schwer empfunden bei gleicher Rahmengröße. Kann aber auch an dem Rad an sich liegen, da ich 2016 auf GC das SuperSix Evo mit Felgenbremsen gefahren bin und schon damals das Gefühl hatte, dass das Rad recht schwer ist. Dazu kommt, wie ddup schon schrieb, dass meines Erachtens aktuelle Felgenbremsen auch sehr gut funktionieren, wenn sie vernünftig eingestellt sind. Ich fahre an meinen Rädern Shimano-Bremsen (105er aus 2010 und DA aus 2016) und bin mit der Bremsleistung beider Bremsen sehr zufrieden. Und das Einstellen und Warten einer Bremse mit simplem Bowdenzug ist sicherlich schneller gemacht und nicht so aufwändig wie bei einer hydraulischen Bremse mit Öl.
Mein Fazit: Technisch gesehen funktioniert für mich als Hobbyfahrer eine Felgenbremse sehr gut und ist für mich ausreichend. Man muss halt seine Fahrweise bergab bei Regen etwas anpassen (vorausschauendes Fahren, wobei wir Hobbyfahrer ja in der Regel gar nicht erst losfahren, wenn die Gefahr auf massive Niederschläge besteht) und den Laufradverschleiß im Hinterkopf halten. Und wie Fahrradiant schon angemerkt hat, das Problem, die Bremsleistung auf die Straße zu bringen bei der relativ geringen Kontaktfläche zwischen Mantel und Fahrbahn besteht weiterhin. Die 600 gr. Mehrgewicht wären mir ehrlich gesagt egal, den Mehrpreis von 400 EUR finde ich dann schon eher heftig, das muss aber am Ende jeder selber mit sich und seinen finanziellen Möglichkeiten ausmachen. Bei einem 1400 EUR-Rad spielen 400 EUR Mehrkosten sicherlich eine andere Rolle als bei einem 2800 EUR-Rad. Aber es ja unser Hobby und da geht es ja darum, mit möglichst großem finanziellen Aufwand das kleinstmögliche Ergebnis zu erzielen.
Dirk
:-) :-)
Am Ende gilt aber immer als beste (aber nicht unbedingt vernünftigste) Lösung die (n+1)-Regel. Stellt sich also - aus welchem Grund auch immer - die Frage ob Felgen- oder Scheibenbremse, dann lautet die Antwort: Und! (Also 2 Räder kaufen.)
Ganz nebenbei würde ich den Renner mit Felgenbremse nehmen, da der leichter ist und ich im Normalfall bei Trockenheit fahre.
Grüße,
Borax
PS: Man muss auch mal den Vorteil am Felgenverschleiß sehen! So hat man aller paar Jahre nen guten Grund das Vorderrad oder gleich den ganzen Satz durch was schickeres zu ersetzen. Wäre doch Mist, wenn man warten müsste, bis die Nabe den Geist aufgibt.
Wir haben daheim 2 (hatten 3 ) Räder mit hydr. Disc und wissen die Vorteile durchaus zu schätzen. Und liebend gern würde ich auch meinen Crosser von den sehr nervigen Mini-Cantis befreien und mit Disc-Bremsen bestücken, wenn es denn ginge. Aber am echten ^^ Rennrad fiel die Entscheidung dann doch ziemlich eindeutig zugunsten der Felgenbremse aus. Ehrlich gesagt würde ich jetzt die Felgenbremse am Rennrad nicht mehr freiwillig gegen eine Discbremse tauschen. Allerdings ist bei mir auch eine aktuelle Dura Ace (mit SwissStop-Klötzen) verbaut. Der Unterschied zur gut gewarteten 5jährigen Ultegra, aber erst recht zu der von vor 10 Jahren ist wirklich enorm. Die Bremskraft ist auch für kleine (z.B. Frauen-)Hände in langen und/oder steilen Abfahrten wirklich kein Thema mehr. Auch nicht bei Regen. Dosierbarkeit ist auch ein Traum. Dazu haben mehrere offensichtlich gut gelungene konstruktive Verbesserungen beigetragen. Hätte ich mir vor ein paar Jahren nicht vorstellen können, dass da noch so viel Potenzial war.
Die demgegenüber nur recht wenig besseren Bremseigenschaften der Disc wiegen für mich deren Nachteile nicht auf, wenn man von halbwegs leichten Fahrern bei typischen Rennradbedingungen ausgeht.
Mit absteigender Priorität sehe ich die für mich wesentliche Nachteile der Disc..
(1) im komplizierteren System:
Reparaturen sind an Felgenbremsen mit etwas Gefühl und Technikverständnis weitestgehend intuitiv zu bewerkstelligen und ein Problem praktisch immer leicht zu lokalisieren. Die Bowdenzugzange dürfte auch künftig das einzig Spezialwerkzeug bleiben, das es braucht.
Mit den Scheiben musste ich leider schon recht viel Lehrgeld zahlen und auch genügend richtiges Geld über die Theke schieben, weil ich mich nicht gleich konsequent fürs Selbermachen entschieden hatte. Einmal Entlüften in der Werkstatt sind immerhin schon 20 Eur. Wenn es vorbildlich gemacht wird, ist der Preis für den Aufwand ja auch gerechtfertigt. Bei 3 nagelneuen Rädern mit eigtl. wartungsfreiem Shimano-System brauchte ich das mit etwas Pech dann leider doch schon 4 Mal. An einer der neuen Bremse gabs von Anfang Öl irgendwie/irgendwo am Bremssattel und der Druckpunkt kam viel zu spät. Das Problem haben wir letztlich nie richtig fixen können, etwas Material versenkt und dann letztlich ein komplett neues System (Griff, Schlauch, Sattel + Ersatz für die verölten Beläge) gekauft und verbaut. Was Besseres wusste die Werkstatt da auch nicht. Nur das dann dort wieder für Geld der Schlauch gekürzt wurde. Mit einer eiernden Bremsscheibe hatte ich auch schon meine Freude. Vor allem als die völlig neue Ersatzscheibe nach der Montage genauso fröhlich eierte. Es lag ja schließlich auch nicht an der Scheibe. Aber ich wüßte auch nicht, wie man das vorher hätte sehen können.
(2) in der Kompatibilität:
Wenn man mal plötzlich und unerwartet ein neues Laufrad borgen oder kaufen muss (z.B. beim Ötzi oder einer Ferntour) würde ich mir mit den normalen Rädern größere Chancen auf Ersatz einräumen. Ich mach's nicht oft, aber auch zu Hause tausche ich für bestimmte Fälle (Tour mit Gepäck z.B.) die Laufräder zwischen 3 Rennrädern. Und ich habe auch mal schnellen Ersatz im Ernstfall. Die älteren Räder rüste ich aber bestimmt nicht auf Disc um.
(3) beim Gewicht: Da gibts einfach nix zu verschenken
Wie gesagt, nehme ich das für die anderen Räder alles gern in Kauf aber am Rennrad ist mir der Preis für die geringen Vorteile beim Bremsen einfach zu hoch.
Sobald es aber bergiger wird und auch mal schlechtes Wetter sind die Scheiben ganz klar im Vorteil. Ich möchte nie wieder ein TAW oder TCR mit Felgenbremsen fahren. Oder aber zum Spaß Pässetouren in den Alpen. Zum einen kann man da zu sehen wie die Felgen abgeschliffen werden. Zum anderen ist Dosierbarkeit und Kraftaufwand an den Händen was ganz anderes.
An meinem Arbeitsrad habe ich seit einigen Jahren auf Scheibe umgerüstet. Alles was ich dort mache ist von Zeit zu Zeit mal die Beläge wechseln. Und das wurde bei jedem Wetter gefahren und nie gepflegt.
Was das Thema Verfügbarkeit angeht, in Mazedonien haben sich letztes Jahr mehrere ein neues Laufrad kaufen müssen. Und die hatten alle Scheibenbremsen an ihren Rennern. Also das ist ganz sicher kein Argument mehr.
Ich stimme absolut zu, dass eine funktionierende Discbremse sehr pflegeleicht ist. Seit den Anfangsreparaturen ist auch bei mir Ruhe.
Silkes Einsatzprofil unterscheidet sich doch schon von deinem. Trockener und etwas kürzere Touren.
Weiß zufällig jemand, ob ich beim Ötzi vom Materialwagen Ersatzräder mit Disc bekommen hätte?
Der von mir bereits erwähnte Randonneur mit mech. Shimano Scheibenbremsen hatte nach meiner Erinnerung 180er Scheiben. Technisch scheint das Limit 160 mm also nicht gegeben zu sein...
Da bin ich bei Dir, meine bisherigen Erfahrungen am Roadbike (SRAM Force HRD mit 160er Rotor) lassen keine Sorgen bzgl. steiler und länger als im Mittelgebirge sowie ein wenig mehr Zusatzlast aufkommen.
Wie es bei einem 90kg-Fahrer aussieht, weiß ich allerdings nicht. Nur das sollte nicht die Sorge der Thread-Erstellerin sein ;-)
Vorweg nochmal: Ich fahre mechanische Scheibenbremsen! Mein Vergleich sind 2017er Ultegra-Felgenbremsen und frühere Billig-V-Brakes.
Meine Erfahrungen mit Scheibenbremsen eben:
Im trockenen bremsen die nicht besser, sondern (klar) schlechter. Deswegen auch meine Aussage, dass ich die 160er Scheiben als vielleicht nicht ausreichend ansehe. Mein Vergleich Ötzi mit Scheiben-/Ötzi mit Felgenbremse ist auch sehr eindeutig zu Gunsten der Felgenbremse ausgegangen.
Mit frischen und sehr nah an der Scheibe eingestellten Belägen kommen die in die Nähe meiner Felgenbremsen.
Nässe: Habe ich heute erst wieder erlebt, da muss ich genauso die Scheibe trockenbremsen (mindesteens eine volle Radumdrehung natürlich, wie bei der Felgenbremse). Die Verzögerung ist anfangs nicht besonders, lässt sich durch mehr Kraft verbessern, wird später natürlich besser.
Abrieb: Nach 2-3 Wochen Arbeitsweg im trockenen muss ich die Bremsen nicht nachstellen, nach 1-2 Tagen im Regen hingegen schon deutlich.
Kraftaufwand ist natürlich vergleichbar hoch wie bei meiner Felgenbremse.
Wenn ich so darüber nachdenke, scheint mir, dass entscheidende Vorteile nicht durch die Scheibenbremse entstehen, sondern durch die (selbsteinstellende) Hydraulik. Den stark erhöhten Nässeabrieb bemerkt man durch die automatische Einstellung ja gar nicht. Und vielleicht ist die Scheibenbremse bei Nässe gar nicht besser, sondern es ist nur die Hydraulik, die erhöhte Bedienkräfte problemlos verfügbar macht.
Schade, dass hydraulische Felgenbremsen am RR ein Nischendasein fristen, sonst wäre das vielleicht noch etwas.
Vorteile der Scheibenbremse sind natürlich klar die Lage (weit weg von der Felge, damit gut bei Schlamm/Schnee/Pfützen; breite Reifendurchmesser), Abrieb einer (billigen) Scheibe und nicht der (teuren) Felge.
Nachteile sind für mich die Notwendigkeit des Einbremsens (das auch noch jeder Hersteller anders angibt), das drohende Verglasen, Fading, leicht mal (minimal) verbogene Scheiben (wohl auch durch Bremshitze möglich) - und dann schleifende Bremsen oder weiter entfernte Bremsbeläge (und damit wieder weniger Bremsleistung).
Nachteil der Felgenbremse natürlich ganz klar der Felgenabrieb, wobei man da ja wohl mit weicheren Belägen noch etwas abhelfen kann.
Der ganz große Vorteil der Hydraulik ist die Dosierbarkeit.
Also als ~70-kg-Fahrer fand ich die 160er Schreiben beim häufigen Runterbremsen von 80 km/h vor Serpentinen in den Alpen grenzwertig. Dazu kam bei mir noch Fading.
Und als ich vorletztes Jahr mal Silkes Anhänger samt Nachwuchs hinten dran hatte, war ich froh, nagelneue Beläge am Rad gehabt zu haben, gerade bei steilerem Gefälle. Da wurde der Bremsweg schon deutlich länger ...
Natürlich ist immer die Frage, was man für eine Bremsleistung erwartet.
Ebenso kann es sein, dass meine Scheibenbremse einfach nur Murks ist. Meine Erfahrungen basieren auch ausschließlich auf dieser. Die Tests und Erfahrungsberichte klingen aber eigentlich nicht so schlecht...
Erstmal quietschen die nicht so und ich bzw. der Radladen meines Vertrauens bekommen es nicht hin, dass die hydraulischen Bremsen nicht quietschen...bei Trockenheit und Nässe. Sind irgendwelche Shimano Dinger und ich habe schon 3 mal die Beläge tauschen lassen:-)
Desweiteren hatte ich das Gefühl, dass es bei Wind immer ein kleinen Hieb von der Seite zur Seite gab. Silke fliegt da bestimmt gleich vom Rad;-)...äh ja, meine Ingenieure haben mich aber ausgelacht als ich versuchte ihnen das zu erklären....physikalisch und so...ich habs ni ganz so mit der Physik, aber ich bin trotzdem der Meinung!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Da mir das alles nicht gefiel, hab ich mir kurzerhand ein neues Rad mit Felgenbremsen gekauft und ich finde es super. Es bremst, ich bin während der Fahrt unauffällig und alles ist schick für mich,
aber ich fahre och keine Alpen und keine Ü3000 km quer durch Europa;-)
Bei der Tour de France haben sich die Scheiben aber auch noch nicht durchgesetzt, warum nur ( wertungsfrei )?
Bei meinem MTB finde ich die Scheiben richtig guttt, quietscht och nüscht. Ist wohl ein anderes Kapitel, dass sich vielleicht nicht so einfach auf das RR übertragen lässt.
Nichtsdestotrotz versucht die Industrie die Scheiben auch bei RR durchzusetzen und ich vermute, das wird sie wohl schaffen....
d.h. Scheibe fortschrittlich, Felge nostalgisch...
Grüße Antje
dankeschön, dass ihr Eure Gedanken mit mir geteilt habt!
Spätestens Borax` unschlagbares Argument des regelmäßigen Austausches der Laufräder bei Felgenbremsen hat mich überzeugt, denn welche Frau kauft sich nicht gerne ab und an mal ein neues Paar Schuhe .
Es wird nun also ein neuer Renner mit Felgenbremsen, für meine Zwecke, denke ich, völlig ausreichend...
Wider Erwarten und Vorhersagen ist das Blümchen nun auch schon auf dem Postweg.
Bis irgendwann mal on the road.
Silke
Auch nett: ich kann die Laufräder auch an meinem Singlespeeder fahren (MTB aus der Prä-Steckachsen-Ära). Mit einem Rennrad-LRS würde ich das natürlich nicht in Erwägung ziehen, aber so finde ich einen Bestand an gleichen/kompatiblen Teilen schon ganz gut.