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Ultraendurancebummeln

Moin,
meine Mutter rief gestern an - sie sähe gerade ne Sendung über zwei Langstreckenradfahrerinnen aus Dresden. "Eine ist Fiona Kolbinger, oder?" sag ich - "Genau" :) Annett kannte ich noch nicht. Wer's noch nicht gesehen hat: https://www.ardmediathek.de/video/mein-koerper/mein-koerper-kein-limit/mdr-fernsehen/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy8xMTRlYmM1ZC1lN2FlLTQxMGItOWFlYy0zOTg3YjRiMzQ4MDY

Mich reizt das Langstreckenfahren auch total. Paris-Brest-Paris war mir schon lange bekannt und 2020 hatte Corona ein gutes, denn Maurice Brocco wurde ein Einzeding und ich hab mich getraut - von Renncharakter oder Zeitlimits hab ich mich immer gescheut. Damals bin ich auch noch ziemlich gebummelt und hab länger als "erlaubt" gebraucht. Hab mir diesen Gedanken aber beibehalten. Ich sehe es immer noch mehr als Reise denn als Rennen, genieße die Strecke, die Momente. Fahre auch nicht mit dem Rennrad sondern mit dem 650B-Pummel.

Und hier gibt es doch bestimmt auch andere unter Euch, die sowas auch gerne machen. Fände Austausch super - Streckenideen von Dresden aus (bei mir gerne Mix aus Asphalt fern der großen Straßen, Feld und Wald), Umgang mit Schlafmangel, die richtige Ernährung, Vorbereitung/Training, Umgang mit Kälte, was nehmt Ihr alles mit, gerne auch Berichte von Touren, usw. - weiß nicht wie es Euch geht, aber ich brauche Futter :)

Für mich immer das schönste - in die Morgendämmerung hineinfahren

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Kommentare

  • Moin,

    zuallererst möchte ich mal kurz Werbung machen.
    Seit diesem Jahr ist Dresden Brevet Standort. Genauer gesagt ist Start und Ziel in Heidenau an der Radrennbahn. Bisher umfasst das Portfolio die üblichen Brevet Distanzen, 200, 300, 400 und 600km. Drei Superrandonées sind auch in der Planung, jedes um die 600km mit ca. 10.000hm. Organisiert wird das ganze von Björn Lenhard. Ich denke das ist eine super Möglichkeit um etwas Ultraluft zu schnuppern.

    Ansonsten ist die Frage, was für dich Ultra ist? 400-500km an einem Tag fahren, eine Tour über 40h und die Nacht durch fahren, eine Woche durch die Gegend reisen, 200-300km am Tag bis du wieder zuhause bist?

    Auf Ideen kommt man eigentlich relativ leicht, manchmal sieht man einen interessanten Bericht oder ein Foto von einem markanten Ort und denkt sich "Da würde ich gerne mal hinfahren". Es gibt auch genug Veranstaltungen an denen man sich orientieren kann, man muss die ja nicht mitfahren. Hier in der Umgebung seien natürlich die Elbspitze und Fichkona genannt.
    Ein Freund von mir organisiert jedes Jahr Thüringen erfahren. Jedes Jahr eine sehr schöne Tour, ohne Zwänge, nur der lose Rahmen.
    Ich bin letztes Jahr der Idee der Triple Ost gefolgt. Für mich startete die Tour dann eben in Radebeul, ich bin die drei Berge angefahren und Ziel war wieder Radebeul. Das waren dann 830km.

    Im Tschechischen gibt es natürlich Unmengen an Zielen, die man anfahren kann. Riesengebirge, Křivoklátsko, Kokořínsko um mal die nächsten zu nennen. Wenn es weiter sein soll wäre der Praded empfohlen.

    Zu den sonstigen Themen:

    Schlafmangel: durch die erste Nacht komme ich immer recht problemlos, in der zweiten muss ich mich meistens etwas hinhauen, sonst kommt kaum noch Kraft am Pedal an. Über längere Distanzen kann man verschiedenste Dinge ausprobieren, alles was in irgendeiner Form Koffein enthält. Ich hab meistens Augentropfen dabei, ganz einfache, die nur Feuchtigkeit spenden, da oft die Augen zuerst schlapp machen.

    Ernährung: ausprobieren, was funktioniert. Im Rennen neigt man oft dazu jeden Müll in sich reinzustopfen der möglichst energiedicht ist. Ganze Packungen an Gummitierchen oder das Familienmenü bei dem Fastfood Fresstempel der dich am wenigsten anwidert.

    Vorbereitung/Training: fahr einfach.

    Kälte/was mitnehmen: für mich hat meistens folgendes ausgereicht, bzw. das sind Sachen die ich dabei habe: Arm- und Bein-/Knielingen, Regenjacke und -hose, !!wasserdichte Socken!!, wasserdichte Handschuhe, für die Nacht je nachdem was man hat, Schlafsack, Bivybag, kleines Zelt, immer eine Notfall-(Unfall-)decke.
    Sonst sollte man eben das Zeug mitnehmen, was man braucht um sich und sein Rad am Laufen zu halten. Gegen Sitzprobleme insbesondere Druckstellen am Hintern empfehle ich Blasenpflaster. Außerdem empfehle ich immer Kaugummi kauen, bei dem ganzen Scheiß den man in sich reinstopft wird schnell mal die Mundschleimhaut in Mitleidenschaft gezogen und es können kleine Pickel entstehen, das willst du wirklich nicht.

    Ich müsste wirklich mal wieder ein paar Berichte über meine Touren zu Papier bringen, hab auch noch ein paar Rennen der letzten Jahre ausstehend über die ich schreiben sollte, aber dazu fehlt mir grad die Zeit und vor allem die Lust.

    Ich hoffe das hilft erstmal weiter.
    BG
  • bearbeitet March 2022
    Hi, Danke für Deine ausführliche Antwort.

    So richtig geht's für mich los, wenn ein Tag nimmer reicht, ich also auch durch die Nacht muss. Bis jetzt habe ich nicht wirklich geschlafen, höchstens mal ne viertel Stunde die Augen zu. Highlight letztes Jahr war Dresden-Kap Arkona - Dresden-Flensburg musste ich abbrechen. 300er und 400er habe ich schon ein paar gemacht, diesen Januar den ersten 200er im Winter (naja, es waren 0°C). Strecken gerne gemischt und vor allem schön, B-Straßen meide ich wie die Pest (TripleOst müsste ich also neu planen für mich - Thüringen erfahren gefällt mir auf den ersten Blick). Und auch wenn ich mittlerweile schneller fahre, fände ich stumpfes "Ballern" immer noch völlig unatraktiv.

    Was ich so mitnehme:
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    mit jenem Rad (wobei ich dieses Jahr wohl auf mein Croix de Fer mit 28" wechseln werde):
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    Das war Dresden-Flensburg (im August) dabei - da ich gerne zwei, drei Tage am Zielort bleibe oder Freunde besuche und mit dem Zug zurück fahre, nehme ich auch zivile Klamotten mit. in den beiden Materialdosen sind Erste-Hilfe-Sets für mich und das Rad. Nicht auf dem Bild ist der Rucksack mit der Trinkblase und die zweite Trinkblase (ich bin gerne lange unabhängig von Einkaufsmöglichkeiten, die auf so langen Strecken aber immer notwendig sind).

    Wegen des Abbruchs zitiere ich mal mein Komoot-Eintrag:
    "Eigentlich sollte das nach dem 500er Brevet ein 600er von Dresden bis knapp vor der dänischen Grenze werden. Aber manchmal läuft es eben nicht. In Perleberg durchnässt, unterkühlt und völlig übermüdet "gestrandet" und aus Mangel an Zugmöglichkeiten dann doch noch bis Schwerin gequält." Ich hatte die Nacht vorher kaum geschlafen - das ist für mich absolutes Gift. Gegen die Nässe habe ich in neue Regensachen investiert und hoffe, dass die besser funktionieren. Koffein-Kapseln habe ich immer dabei, aber selten genutzt.

    Dieses Jahr will ich die üblichen Brevet-Stufen machen, bzw. auch nen 500er dazwischen und als Highlight dann Aachen-Dresden mit ca. 700km fahren - sollte mit 40h gerade noch mit einer langen Nacht passen. ich fahre auch gerne mal abends oder nachts um2 los bis 400km, zweimal Dunkelheit vermeide ich.

    Schlafen wäre für mich trotzdem auch so ein Thema wo ich eben noch gar keine Erfahrungen habe. Ich schlafe eh schlecht und vor allem schlecht ein. Fürs Sitzen wurde mir mal Linola-Creme empfohlen - die taugt mir gut.

    Ich esse wahrscheinlich relativ wenig und zehre von den Fettpolstern, die ich noch habe. Funktioniert aber gut bei mir. Ansonsten esse ich ungern zu viele Riegel (wenn dann so Fruchschnitten) und vor allem nix künstliches, dann lieber Bemmen, Kuchen und Eis :)
    Was meinst Du mit Scheiß? Kaugummi ist für mich ein NoGo. Gummibärchen und Mäckes sind nicht so mein Ding.

  • bearbeitet March 2022
    Ich bin kurz vorm schlafgehen mal wieder hier reingestolpert, daher gibts jetzt nur ein paar Lesetips:

    http://www.gangofdreams.com/cyclingnotes/
    https://torstenfrank.wordpress.com (oft schreibt er aber zu ausufernd)

    Zur meiner perrsönlichen Erfahrung:
    - Eine Nacht durchfahren geht. In der zweiten Nacht habe ich mit Sekundenschlaf zu tun, was dann nicht mehr lustig ist.
    - Kaugummi kaue ich auch nur dabei
    - Irgendwas gegen Sodbrennen habe ich nach einer üblen ErFahrung jetzt auch dabei
  • Aloha,

    noch ein paar Nachträge.

    Essen: Mit "Scheiß" meine ich eben den schnellen, energiedichten Fraß, den man so in sich reinstopft, also Gummitierchen, Fast Food, alles mit viel Zucker, etc. Auch wenn Kaugummi für dich gar nicht geht, behalte es im Hinterkopf, falls du mal Probleme mit dem Mund haben solltest. Insbesondere auch wenn man unterwegs viel Obst ist, kann das dem Mund böse zusetzen. Ich hab Leute gesehen, denen es echt schlecht ging, weil ihr gesamter Mund mit Pickeln gepflastert war und sie nichts mehr essen konnten. Wenn du findest kannst du auch Spitzwegerich, Pfefferminz, Zitronenmelisse oder Salbei kauen, aber ich denke Kaugummi ist da leichter zu finden (naja, Spitzwegerich wächst überall). Letztendlich muss jeder ausprobieren, was für ihn funktioniert. Wenn man zu viel von ein und demselben isst, insbesondere Riegel, hat man das schnell über. Bäcker sind dann immer sehr willkommen.

    Schlaf: Im Rennen war es für mich nie ein Problem einzuschlafen. Wenn du in drei Tagen nur vier Stunden geschlafen hast, fährst du in der nächsten Nacht auf einen Supermarkt Parkplatz, breitest bei den Einkaufswägen dein Bivy aus und bist weg. Das Problem ist dann eher mal die Kälte. Sieh zu, dass dein Schlafplatz komplett windgeschützt ist, bzw. dass deine Ausrüstung diesen Zweck erfüllt. Wenn in der Nacht nur ein leichter frischer Wind über dich zieht, saugt dir das jegliche Wärme aus.

    Regen: ich kann Regenjacken aus dem GoreTex ShakeDry Material nur empfehlen, die sind absolut wasserdicht und halten bei Kälte auch gut warm. Als Regenhose habe ich eine Shorts, bzw. 3/4 Hose, die dient auch als legere Hose, wenn man abends noch ins Restaurant will.

    Alltagsklamotten: Hatte ich nur dabei, wenn ich bei einem Rennen die Möglichkeit hatte, einen Packsack vom Start zum Ziel transportieren zu lassen. Meine Touren hier haben ohnehin Start und Ziel zuhause. Wenn ich irgendwo anders starte, vor zwei Jahren bin ich quer durch Deutschland gefahren, letztes Jahr aus der Slowakei nach Hause, bin ich mit dem Zug zum Start gefahren und hatte da schon meine Radklamotten an. Aber das ist wieder so ein individueller Punkt, was für dich bequem und "zumutbar" ist.

    Hier mal noch die Route wie ich die Triple East gefahren bin. Die letzten 200km waren die härtesten.
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