bis vor kurzem war dresden die einzige grossstadt europas, wo der transitverkehr durchs stadtzentrum verlief, nun regen sich leute wegen der A17 auf...mann mann mann, hätten früher die leute demonstriert, die alle an der innerstädtischen transitstrecke gewohnt hatten, wäre dd für nen ganzen tag lahm gelegt gewesen...also eher freuen, dass es die A17 gibt als rummotzen....
ps: ich habe meine kindheit auf der südhöhe verbracht..für, die es nicht kennen...direkter kann man an der transitstrecke nicht wohnen...und? ;-)
Laut Text soll ja garnicht gegen die A17 an sich demonstriert werden sondern gegen "(...) ungenügenden Lärmschutz (...)". Und man kann mit vielen andern auf der Autobahn rumradeln;-) Schade, dass ich nicht in DD bin, sonst würd ich schon deswegen da mal hinfahren.
Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung
Montag, 27. April 2009
Protest gegen das ewige Rauschen
Von Doreen Hübler
Durch Prohlis tobt die Hektik eines gewöhnlichen Sonnabendvormittags. Hundertschaften pilgern zum Einkaufszentrum, flanieren und schauen. Hinüber zum großen Parkplatz, auf dem sich kurz nach elf eine eigenartige Geräuschkulisse zusammenbraut. Lautes Klingeln und Lautsprecher-Ansagen. „Liebe Freunde der Fahrrad-Demo, schön, dass ihr alle gekommen seid“, ruft Christian Kriegel und wischt sich Schweiß von der Stirn. Die Sonne, die Aufregung.
Heute ist der Tag gekommen, an dem der Rentner endlich etwas gegen das „ewige Rauschen“ unternehmen wird, das seit reichlich zwei Jahren durch seinen Alltag summt. Die Eröffnung der Autobahn17 hat Tausenden Fahrzeugen pro Tag den schnellen Weg nach Tschechien geebnet – und den Lockwitzer um seine Ruhe gebracht. „Seitdem habe ich keine Nacht mehr durchgeschlafen“, sagt er und wird es an diesem Tag noch oft erzählen. Viele der 220Menschen, mit denen er kurz nach viertel zwölf in Richtung Autobahnauffahrt Heidenau radelt, nicken. Anwohner mit dem gleichen Problem.
Nur wer kämpft, hat Recht
Vor anderthalb Jahren hat sich die Bürgerinitiative Dresden-Lockwitz gegründet. Ihr Anliegen: Mehr Ruhe auf der A17. Ihre Vorschläge: Ein Tempo-Limit beziehungsweise höhere Lärmschutzwände. Ihr bisher größter Coup: die Rad-Demonstration auf der Autobahn. Ein hervorragender Ort, um sich Gehör zu verschaffen. Und jede Menge Aufmerksamkeit. Was das nützen wird, weiß Christian Kriegel nicht. „Aber nur, wer kämpft, hat Recht.“
Für eine knappe Stunde ist ein drei Kilometer langer Abschnitt vollständig gesperrt. Vor den Auffahrten staut sich der Verkehr, an den Straßen sammeln sich Grüppchen und schauen der Radler-Kolonne staunend hinterher. Ein bunt zusammengewürfelter Trupp: Familien mit Kinderanhängern, Rennradler im Trikot, Rikschas und Konferenz-Bikes. Hauptsache, alle sitzen im Sattel. Christian Kriegel schüttelt Hände und klopft auf Schultern. Viele Leute kennt er, aber es sind auch unbekannte Gesichter aus anderen Stadtteilen gekommen. „Können Sie mir einen Rechtsanwalt empfehlen?“, fragt ein Mann, sichtlich beeindruckt vom Aufsehen, das die Demonstration erregt. „Wir haben nämlich bei uns in der Gegend ein ähnliches Problem.“ Kriegel nickt. „Schön, dass nicht nur die Alten mitgekommen sind“, sagt er zu Maurice Reinhold. Der 14-Jährige hat von Mama ein Plakat gepinselt bekommen: „Lärm macht krank!“. Auch seine Familie wohnt in Lockwitz. „Der Krach nervt uns total, deshalb bin ich hier“, sagt er. Und außerdem: Wann kann man auf einer Autobahn schon mal Fahrrad fahren?
Kurz vor zwölf strampelt er mit der Kolonne die Zufahrt Heidenau hinauf. Die Mittagshitze brennt auf dem Asphalt. Beinahe beunruhigende Ruhe auf vier Spuren. Das erste Mal seit 2006 ist auf der Autobahn Frieden eingekehrt. Christian Kriegel zeigt auf sechs Meter hohe Wälle. „Hier wurde ein richtiger Lärmschutz gebaut“, erklärt der 67-Jährige. „Aber, wem nützt das? Hier wohnt doch gar niemand.“
Eine Idylle aus der Ferne
500Meter weiter stoppt er den Tross erneut – direkt auf der Lockwitztalbrücke. Die Wände, die vor Lärm schützen sollen, sind hier nur zwei, drei Meter hoch. In der Tiefe sind Siedlungen zu sehen, auch sein Grundstück, ein stecknadelgroßer Bauernhof. „Seit es die Autobahn gibt, ist der Wert unserer Häuser gesunken“, erklärt eine Anwohnerin. „Wer will denn schon mit dem Lärm hier wohnen?“
Drei Kilometer weiter und 30Minuten später ist die Abfahrt Prohlis erreicht. Wieder Staus vor der Abfahrt. Die Demonstranten radeln an der Auto-Schlange vorbei, ein wenig genüsslich. Noch ein paar Minuten vergehen, dann läuft der Verkehr auf der A17 wieder in gewohnten Bahnen. Und als Christian Rieger einige Stunden später nach Hause zurückkehrt, ist auch dort alles beim Alten. Das ewige Rauschen ist auf seinen Hof zurückgekehrt.
Kommentare
ps: ich habe meine kindheit auf der südhöhe verbracht..für, die es nicht kennen...direkter kann man an der transitstrecke nicht wohnen...und? ;-)
es geht um "FÜR WIRKSAMEN LÄRMSCHUTZ zwischen borthen und Prohlis" !
nur um missverständnisse uz vermeiden ;-)
[Edit: da war wohl jemand schneller:-D]
Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung
Montag, 27. April 2009
Protest gegen das ewige Rauschen
Von Doreen Hübler
Durch Prohlis tobt die Hektik eines gewöhnlichen Sonnabendvormittags. Hundertschaften pilgern zum Einkaufszentrum, flanieren und schauen. Hinüber zum großen Parkplatz, auf dem sich kurz nach elf eine eigenartige Geräuschkulisse zusammenbraut. Lautes Klingeln und Lautsprecher-Ansagen. „Liebe Freunde der Fahrrad-Demo, schön, dass ihr alle gekommen seid“, ruft Christian Kriegel und wischt sich Schweiß von der Stirn. Die Sonne, die Aufregung.
Heute ist der Tag gekommen, an dem der Rentner endlich etwas gegen das „ewige Rauschen“ unternehmen wird, das seit reichlich zwei Jahren durch seinen Alltag summt. Die Eröffnung der Autobahn17 hat Tausenden Fahrzeugen pro Tag den schnellen Weg nach Tschechien geebnet – und den Lockwitzer um seine Ruhe gebracht. „Seitdem habe ich keine Nacht mehr durchgeschlafen“, sagt er und wird es an diesem Tag noch oft erzählen. Viele der 220Menschen, mit denen er kurz nach viertel zwölf in Richtung Autobahnauffahrt Heidenau radelt, nicken. Anwohner mit dem gleichen Problem.
Nur wer kämpft, hat Recht
Vor anderthalb Jahren hat sich die Bürgerinitiative Dresden-Lockwitz gegründet. Ihr Anliegen: Mehr Ruhe auf der A17. Ihre Vorschläge: Ein Tempo-Limit beziehungsweise höhere Lärmschutzwände. Ihr bisher größter Coup: die Rad-Demonstration auf der Autobahn. Ein hervorragender Ort, um sich Gehör zu verschaffen. Und jede Menge Aufmerksamkeit. Was das nützen wird, weiß Christian Kriegel nicht. „Aber nur, wer kämpft, hat Recht.“
Für eine knappe Stunde ist ein drei Kilometer langer Abschnitt vollständig gesperrt. Vor den Auffahrten staut sich der Verkehr, an den Straßen sammeln sich Grüppchen und schauen der Radler-Kolonne staunend hinterher. Ein bunt zusammengewürfelter Trupp: Familien mit Kinderanhängern, Rennradler im Trikot, Rikschas und Konferenz-Bikes. Hauptsache, alle sitzen im Sattel. Christian Kriegel schüttelt Hände und klopft auf Schultern. Viele Leute kennt er, aber es sind auch unbekannte Gesichter aus anderen Stadtteilen gekommen. „Können Sie mir einen Rechtsanwalt empfehlen?“, fragt ein Mann, sichtlich beeindruckt vom Aufsehen, das die Demonstration erregt. „Wir haben nämlich bei uns in der Gegend ein ähnliches Problem.“ Kriegel nickt. „Schön, dass nicht nur die Alten mitgekommen sind“, sagt er zu Maurice Reinhold. Der 14-Jährige hat von Mama ein Plakat gepinselt bekommen: „Lärm macht krank!“. Auch seine Familie wohnt in Lockwitz. „Der Krach nervt uns total, deshalb bin ich hier“, sagt er. Und außerdem: Wann kann man auf einer Autobahn schon mal Fahrrad fahren?
Kurz vor zwölf strampelt er mit der Kolonne die Zufahrt Heidenau hinauf. Die Mittagshitze brennt auf dem Asphalt. Beinahe beunruhigende Ruhe auf vier Spuren. Das erste Mal seit 2006 ist auf der Autobahn Frieden eingekehrt. Christian Kriegel zeigt auf sechs Meter hohe Wälle. „Hier wurde ein richtiger Lärmschutz gebaut“, erklärt der 67-Jährige. „Aber, wem nützt das? Hier wohnt doch gar niemand.“
Eine Idylle aus der Ferne
500Meter weiter stoppt er den Tross erneut – direkt auf der Lockwitztalbrücke. Die Wände, die vor Lärm schützen sollen, sind hier nur zwei, drei Meter hoch. In der Tiefe sind Siedlungen zu sehen, auch sein Grundstück, ein stecknadelgroßer Bauernhof. „Seit es die Autobahn gibt, ist der Wert unserer Häuser gesunken“, erklärt eine Anwohnerin. „Wer will denn schon mit dem Lärm hier wohnen?“
Drei Kilometer weiter und 30Minuten später ist die Abfahrt Prohlis erreicht. Wieder Staus vor der Abfahrt. Die Demonstranten radeln an der Auto-Schlange vorbei, ein wenig genüsslich. Noch ein paar Minuten vergehen, dann läuft der Verkehr auf der A17 wieder in gewohnten Bahnen. Und als Christian Rieger einige Stunden später nach Hause zurückkehrt, ist auch dort alles beim Alten. Das ewige Rauschen ist auf seinen Hof zurückgekehrt.