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[Fertsch]Balkanreise 2015 - Eine Fahrt durch eine stigmatisierte Gegend voller Schönheit...

Balkanreise 2015

Vorwort des Verfassers
Etwa zwei Wochen nachdem wir unsere Radreise beendet hatten, tippte ich bereits einen kompletten Reisebericht. Da er mir aber nach Vollendung hölzern und viel zu lang vor kam (43 Seiten mit ca. 27.000 Wörtern), wollte ich es erst einmal ruhen lassen. Später wieder aufgreifen und noch einmal überarbeiten. Diese nun entstandene 2. Version ist es, die ihr hier zu lesen bekommt. Möget ihr Spaß und vielleicht auch ein bisschen Anregung daraus beziehen.

Prolog

Wer einmal eine Reise tut... der muss diese erst einmal planen. Ich und meine Freundin Fanny hatten uns schon längere Zeit ausgemalt, mal so richtig lange mit dem Rad unterwegs zu sein. Mindestens ein halbes Jahr, irgendwie Richtung Süd-Ostasien und ganz bestimmt durch Kirgistan und vielerlei Orte, die man immer schon mal besuchen und erleben wollte. Je näher man diesem Vorhaben kommt, desto mehr Abstriche muss man machen. Schlussendlich wussten wir, dass wir etwas mehr als 2 Monate Zeit als Kontingent besitzen werden, was die ursprüngliche Route nicht mal zur Hälfte erfüllen würde. Da man ja aber ohnehin nicht mit der Tür ins Haus fallen soll, also erst einmal testen muss, ob man auf so langem Zeitraum miteinander, mit dem Rad fahrend, klar kommt, war das gar nicht so schlecht, eine Alternative aus dem Hut zu zaubern. Da recht viele Bekannte von uns bereits vom Balkan schwärmten und das ein oder andere Buch sowie der ein oder andere Reisebericht uns auch schon mit einer gewissen Sympathie infiziert hatte, sollte es nun dort hin gehen.
Hier die geplante Strecke in grober Wortzusammenfassung:
Mit dem Zug nach Salzburg, von da aus dann rauf auf den Sattel und immer gen Süden durchs Gastein-Tal, über den Loiblpass nach Slovenien, dort an Bled und Bohini Jezero vorbei weiter nach Kroatien, in welchem einige schöne NP Reservoirs angekurbelt werden. Rizniak, Plitvica, Krka, Korcula und Dubrovnik mit Direktanschluss nach Montenegro und der Schmetterlingsbucht und dem Mausoleum im Lovcen. Hier ein gekonnter Schlenker nach Norden, um im Durmitorgebirge wandern zu gehen und eventuell eine Freundin zu treffen, die aus der anderen Richtung mit dem Rad kommt. Eben dieser anderen Richtung entgegen fahrend sollte es unterhalb des Shkodaer Sees nach Albanien rein gehen, hier weiter nach Kamona und das Valbona Tal, durchs (auch von Sowjets) ruinierte Hinterland bis zur Grenze von Mazedonien, zwischen den beiden großen Seen hindurch nach Gostivar und ziemlich abenteuerlich über die Berge bis nach Skopje. Kosovo meidend über einen kleineren Übergang hinein nach Serbien, östlich haltend hinein ins „serbische Erzgebirge“ um nach vielen vielen Kilometern lang und hoch nun endlich den Flachteil der ganzen Runde zu erreichen. Eingeläutet durch das Eiserne Tor – der Donau und ihrem Radweg folgend nach Belgrad und, je nach Zeitlimit, direkt oder per Mäander in den Norden nach Budapest um hier eine Sparverbindung zurück nach Dresden zu nehmen.
Hier die Strecke als Karte: Alle Teile_gpsies
Eine ambitionierte Runde mit ca. 3500km Länge und wohl auch etwa 50km Höhe. Wir hatten 68Tage Zeit, wollten aller 5 Tage einen Ruhetag einlegen und sollten, mit einem anvisierten Tagesschnitt von 65km, durchaus rechtzeitig auf unsere Zielgerade einbiegen können.

Natürlich kam es anders. ;-)

Balkan_cover_zpsblydqvrz.jpg~original
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Kommentare

  • bearbeitet February 2016
    Cool!
    a) kommt jetzt nach der Rückkehr der Hexe wieder Leben ins Forum .-)
    und
    b) freue ich mich sehr auf Deinen Bericht!

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: eine traumhaft schöne Region!!!
    Sehe, ihr seid diesen Sommer z.T. auf fast den gleichen Strecken unterwegs gewesen wie ich 2014
    Nicht nur der Blick auf die Bucht von Kotor fetzt , auch Durmitor und die Berge im Landesinneren. Hoffe ihr hattet nicht so viel Regen wie 2014 in der zweiten Urlaubs-Woche . Dafür war letztes Jahr der Zug Belgrad > Prag vermutlich deutlich leerer als 2016 ...

    Lange Rede, kurzer Sinn: Bitte leg los. Denke, wir sind alle gespannt...
  • bearbeitet February 2016
    In Ermangelung von BB-Codes, gibt es hier nun eine improvisierte "Ankersammlung"

    Anwendung ist wie folgt: drückt [Strg]+F (/oder G) - es erscheint ein kleines Suchfeld am unteren Rand. Dort gebt ihr die Begriffe ein (oder copy/paste, d.h.: [Strg]+C = kopieren und [Strg]+V = einfügen), welche ich hier als "Anker" hinterlege.
    Beispiel:
    #Tag1-DresdenSalzburgWerfen ins Suchfeld eingeben/kopieren und [Enter]. Da ich diese "Anker" an min. 2 Stellen stehen habe (hier im Kommentar und an späterer Stelle als Zuordnung) müsst ihr auf den kleinen Pfeil nach unten drücken, damit ihr zum gewünschten Kommentar kommt.
    2016-02-16%2008_41_33-_zpsu2dai3em.jpg
    (Dank an Weiszeh, für die Idee)
    Et voilá, ihr seid (hoffentlich) beim gewünschten Abschnitt

    (Das funktioniert für alle Begriffe natürlich erst, wenn ich alles online habe...)

    "Legende":

    (A) = Österreich
    (ALB) = Albanien
    (BiH) = Bosnien und Herzegowina
    (CZ) = Tschechien
    (D) = Deutschland
    (HR) = Kroatien
    (MNE) = Montenegro
    (RKS) = Republik Kosovo
    (SLO) = Slovenien



    #Abschnitt1-Salzburg-Gerovo(A-SLO-HR)
    #Tag1-DresdenSalzburgWerfen
    #Tag2-WerfenMillstätterSee
    #Tag3-MSFerlach
    #Tag4-FerlachBled
    #Tag5-BledBohiniJezero
    #Tag6-BJCerkno
    #Tag7-CerknoBorovnica
    #Tag8-BorovnicaGerovo

    #Abschnitt2-Gerovo-Split-Gruda (HR)
    #Tag9-GerovoMrkopalj
    #Tag10-MrkopaljKorana
    #Tag11-KoranaPlitvicaGorenjiKusini
    #Tag12-GKNovalja
    #Tag13/14-NovaljaZahnarztPovljana
    #Tag15-PovljanaBiograd
    #Tag16-BiogradSkradin
    #Tag17-KrkaUmrundung
    #Tag18-SkradinSplit
    #Tag19-SplitPupnatskaLuka
    #Tag20-PLDingac
    #Tag21-DingacTrsteno
    #Tag22-TrstenoDubrovnikGruda

    #Abschnitt3-Gruda-Shkodar(HR-MNE-ALB)
    #Tag23-GrudaKotor
    #Tag24-KotorSoloLovcen
    #Tag25/26-KotorRijecani
    #Tag27-Rijecani-Shkodar

    #Abschnitt4-Shkodar-Valbona-Pec(ALB-RKS)
    #Tag28-Shkodar-BajramCurry
    #Tag29-BajramCurryValbona
    #Tag31-ValbonaPec

    #Abschnitt5-Pec-Zabljac-Durmitor-ScepanPolje-Kalinovik(RKS-MNE-BiH)
    #Tag32-PecKralja
    #Tag33-KraljaRadice
    #Tag34/35-RadiceZabljac
    #Tag36/37-ZabljacDurmitor
    #Tag38-ZabjlacScepanPolje
    #Tag39-SPKalinovik

    #Abschnitt6-Kalinovik-Kralovac(BiH-HR)
    #Tag40-KalinovikMarici
    #Tag41-MariciMostarDobrkovici
    #Tag42-DobrkoviciBrisnik
    #Tag43-BrisnikRore
    #Tag44-RoreKulenVakuf
    #Tag45-KVCetingrad
    #Tag46-CetingradKarlovac

    #Abschnitt7-Karlovac-Ljubljana-Wien-Dresden(Zug+Bus/ HR-SLO-A-CZ-D)


    @leler: Schön, es hat nur 50min gedauert, bis ein erster Kommentar dazwischen geschummelt wurde. :P
    Was soll´s, ich freu mich ja, wenn´s jemanden interessiert. An der Stelle ist der Kommentar vermutlich sogar noch gut aufgehoben und nicht mal weiter störend. Ich werd versuchen das Ganze schnell hin zu bekommen, die Woche sollte aber wohl durchaus als Zeitrahmen gegeben werden...
    + dein erster Link [2014] ist nicht das, was du wolltest. Musste noch mal editieren. ;)
    Grüße
  • bearbeitet February 2016
    Anmerkung zu den verwendeten Tourdaten: Diese sind die am Tag aufgenommenen Daten des GPS, nicht die „nachvollzogenen“ von Strava, welches im übrigen bei den Hm häufig mächtig daneben liegt...

    #Abschnitt1-Salzburg-Gerovo[A-SLO-HR]
    [gpsies]yyryafbesklnfuag[/gpsies]
    Abschnitt%201%20-%20HP_zpsdrstcm8r.jpg

    #Tag1-DresdenSalzburgWerfen

    Tag 1 – Dresden Salzburg : 9h30min Zugfahrt;
    Salzburg – Werfen: 48km und 400Hm Radfahrt
    [Strava-Link]
    Bild1_Tag1_zpsto324w3j.jpg
    Es ist Dunkel draußen, wir sitzen seit gestern Abend auf gepackten Taschen, haben die Räder das letzte Mal durchgecheckt und packen alles, was wir für´s Frühstück brauchen, oben darauf, da erst im Zug gegessen wird. Der aufgeregte Magen will ohnehin erst im rumpeligen Regionalverkehr soweit Ruhe geben, dass Nahrungsaufnahme gebilligt wird. Eine Reise stachelt immer meinen Adrenalinspiegel an. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten befördert uns die Deutsche Bahn fast problemlos bis nach Salzburg, wo wir bei herrlichem Sonnenschein gegen 15:30Uhr das erste Mal die Pedale drücken. Sofort rasselt und ruckelt es in meinem Gebälk. Ooooch nööö... was …?
    Die Fehlersuche ist zum Glück kurz und schnell zu beheben – ein Kettenglied wurde noch im Zug von einer Pedale so zusammengequetscht, dass es nun klemmt. Ein bisschen spreizen, dann geht alles wie es soll. Jetzt aber – der zweite Anlauf ist vielversprechend. Der erste halbe Tag ist ein Testlauf, etwa 45km am Tauernradweg entlang bis kurz vor Bischhofshofen.
    TopBildTag1_zpso3z0swwp.jpg
    Mal ist es ein schöner Weg direkt an der Salzach, mal geht es über Nebenstraßen ein bisschen durch die Wiesen und manchmal muss man auf die B159, weil sonst eben kein Platz vorhanden ist, da es durch eine Schlucht geht. Vorher darf man aber noch einem Tunnel ausweichen, in dem man eine 20Hm/15% Rampe erklimmt. Das war sozusagen der erste Einstand zu höheren Taten – im wahrsten Sinne des Wortes.
    Neben der Länge der Tour, dem neuen, freistehenden Zelt für steinigen Untergrund, dem GPS, dem SON und allem anderen Schnickschnack, den wir uns vorher noch zugelegt hatten, war ein weiteres Novum mit im Gepäck – der Hobo Kocher Künzi Magic Flame Next Generation +. Warum ich den Namen ausschreibe? Keine Ahnung, klingt einfach mal bescheuert, da es eigentlich nur ein zusammenklappbares Edelstahlgestell ist, welches man mittels zwei einsteckbarer U-Bögen auf verschiedene Weise nutzen kann. Hauptsächlich zündet man aber einfach Feuer an und wirft Holz, oder andere brennbare Materialien, nach, während oben drauf das Wasser sprudelt bzw. zum Sprudeln gebracht werden soll.
    Bild2_Tag1_zpsp6tkdrud.jpg
    Die ersten Versuche damit waren ein bisschen rauchig. Da wir schon damit gerechnet hatten, nicht immer auf trockenes Holz zurückgreifen zu können, waren Kohleanzünder und Spiritus mit im Gepäck – was sich ein ums andere Mal noch als hilfreich herausstellen sollte. Unser Essen wurde etwas, aber wir rochen schon nach dem ersten Abend ziemlich stark nach Rauch. Ich kann aber auch hier schon mal vorgreifen – dieser Kocher erscheint zwar ganz schön teuer in der Erstanschaffung – knappe 80-110€ darf man löhnen, je nachdem wo man ihn sich besorgt. Man hat aber ordentlich lange Garantie darauf und, von gewissen kleineren Anschaffungen wie feuerunterstützende Materialien, ist er eine gute Investition mit wenig Dauerkosten – aber allerdings mit Einschränkungen. Im Permafrostgebiet wird man dieses Teil nicht zum Laufen bekommen. Da wollten wir ja aber schließlich nicht hin. Im Gegenteil – der Balkan ist im Sommer für seine Waldbrände bekannt. Ein weiteres Problem für diesen Kocher. Wenn man auf ihn aufpasst ist es an und für sich kein Problem, diese „halboffene Flamme“ zu betreiben, aber bei Anwohnern löst man nicht gerade Begeisterungsstürme aus, wenn man sich dabei erwischen lässt. Man muss wirklich aufpassen, was man macht. Diesen kritischen Punkten zum Trotz muss ich sagen, machte das Kochen damit deutlich mehr Spaß, als mit dem gewöhnlichen Gas oder Benzinkocher. Man kann Holz sammeln gehen, darf ein kleines Beil einpacken um sich hier und da was zurecht zu hacken und kann sich voll und ganz seinen steinzeitlichen Trieben hingeben. (Holz hacken, Feuer machen, Bier trinken – die größten Steinzeittugenden eben) Klasse. :)
  • bearbeitet February 2016
    #Tag2-WerfenMillstätterSee

    Tag 2 - Werfen – Millstätter See: 117km 1755Hm [Strava-Link]
    Bild1_Tag2_zpsheoihlhx.jpg

    Der 2. Tag vereinte so ziemlich alle Eigenschaften auf sich, die nicht im Vordergrund stehen sollten: Er war, für eine Startetappe, enorm lang, versprach hier und da im Wetter abzukippen und, das Schlimmste von allem, er war notwendig. Eine Freundin wollte ein paar Tage mit uns mitfahren, wenn wir sie in Villach an Tag 3 einsammeln. Um nach Villach zu kommen, mussten wir aber die Tauern überqueren. Was am Besten geht, indem man sie unterminiert - mit dem Tauerntunnel, einer Zugfähre für Autos, wo auch ein paar Räder mitgenommen werden können. So ein Tunnel wartet aber gern an entlegener Stelle auf einen. Wir mussten das Gasteintal durchqueren, ein herrlicher Windkanal.
    Vielleicht diente der ca. 2Km lange Tunnel an dessen Eingang als Kompensation für unsere spätere Zugfahrt, bei welcher wir uns ja um das Fortbewegen nicht selbst zu kümmern brauchen. Mit separater Fußgänger/Radspur ausgestattet, geht es direkt neben der B-Straße Berg auf. Ein bedrückendes Erlebnis, wenn Laster mit 80 Sachen vorbeidonnern. Das ist wirklich unangenehm, vor allem da wir mit ca. 8-10km/h vorwärts kamen.
    Bild2_Tag2_zpsuetcpp1d.jpg
    Noch waren wir aber nicht mal dort. Von Werfen ging es noch einige Meter an der Salzach entlang bis Bischofshofen, dort biegt der Radweg in den Hang ein und lässt einen das erste mal ein bisschen Höhenluft schnuppern. Es geht schön wellig voran, mit teilweise guten Rampen und eine einsame Rentnerin auf Reiserad wurde hier kurzzeitig unsere Begleitung, da der Radweg dank einer Baustelle und geringen Hinweisschildern im Nichts verschwand. Das GPS bewies hier seine Daseinsberechtigung.
    Das Gasteintal ist gemütlich, anfänglich sehr flach und, wenn man zum Tunnel möchte, zum Ende hin schön garstig. In Bad Gastein muss man von ca. 850m auf 1100m Höhe. Das geht teilweise ganz schön zur Sache, erst recht wenn man ca. 30-50kg Gepäck dabei hat. Zudem suchten wir uns noch eine Abkürzung aus, die erst recht Hammer war. Im kleinsten Gang wuchtete ich dort hoch, waren bestimmt mehr als 20-25% Steigungsspitze. Nach diesem kurzen Akt der Verzweiflung ging es zur Bahn, welche in leichtem Nieselregen erreicht wurde.
    Bild3_Tag2_zpsmaklmckr.jpg
    Auf der anderen Seite regnete es und wir ließen es auf 400Hm schön rollen. Der Regen passte aber zunehmend zur Stimmung. Die vorherigen Rampen und das noch nicht in greifbare Nähe gerückte Tagesziel ließen ein Motivationstief rasant anwachsen, welches erst bei auflockernder Bewölkung mit etwas Nervenfutter überwunden werden konnte. Danach ging es wirklich gut voran, bis zum Millstätter See, an welchem es auf „Panoramapfaden“ sehr wellig noch einmal 15km bis zu dessen Ende ging. Hier stellten wir uns endlich in den Dienst der Erschöpfung. Fast 120km, über 1700Hm und schon wieder Regen in Aussicht. Wir nahmen den erst Besten Campingplatz, was bestimmt ein Fehler war. Die Frau an der Rezeption versetzte mich in Schockstarre, als sie mir erkläre, sie würde für uns eine Ausnahme machen, und uns schon auf Nebensaison berechnen, obwohl diese doch erst morgen anfängt. So mussten wir nur 38€ statt 45€ für die Nacht bezahlen.
    38€? Für 2 Personen und ein Zelt? Und dann erklärt mir unser „Nachbar“, welcher von unserem Kocher ganz angetan war, dass er gerade aus Kroatien kommt und „die dort“ einen nur abzocken und alles viel zu teuer ist. Da bleibt einem nicht viel zu sagen übrig. Erst recht nicht bei all den finanziell intensiven Campingwagen ringsum...
    Bild4_Tag2_zpspefbfora.jpg
  • bearbeitet February 2016
    #Tag3-MSFerlach

    Tag 3: Millstätter See – Ferlach: 91km 715Hm[Strava-Link]
    Tag3_Bild3_zpsapayf1ep.jpg~original
    Direkt nach dem Aufstehen sprangen wir kurz in den See, danach wurde aufgetischt und gespachtelt, nur um gleich mal von oben geduscht zu werden. Eine Lücke im nassen Strom nutzend packten wir ein und fuhren los. Die Treffpunktzeit von 13Uhr in Villach war human, trödeln konnten wir aber nicht. Lücke im Strom? Ha, denkste! Kaum traten wir in die Pedale, kam Platzregen. Da es sofort bergauf ging, war die nun herunterkommende Wassermenge jedoch nicht weiter störend. Anderes Wetter hätte einem aber durchaus mehr behagt. Die Abfahrten waren recht zittrig – die Bremsen gaben dem Gewichtsdruck und der Nässe ordentlich Tribut und zogen kaum. Der Drauradweg bis Villach ist sehr wechselhaft. Mal gut ausgebaut und schön zu fahren, auch wenn nicht asphaltiert, dann wiederum schottrig, steinig, schlammig und irgendwie dahingeworfen.
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    Egal, wir schafften es pünktlich nach Villach, sammelten Steffi ein und verputzten erst mal beim Bäcker eine Stärkung. Somit vollzählig für die nächsten 5 Tage, ging es weiter Richtung Osterreichs Endgegner – dem Loiblpass, welcher sich hinter Ferlach erhebt. Bis zu einer Höhe von ca. 1000m ist er asphaltiert, danach geht es über den alten Loiblpass bis zu 1370m hoch, auf schön reichhaltigem Bodenmaterial, wie Sirko sagen würde. Wir wollten mal schauen, wie weit wir an diesem Tag kommen. Aber alles zog sich länger, als gedacht. Der Drauradweg ist hauptsächlich flach und mäandernd, der Drau gleich, aber hier und da steht man plötzlich vor einer Wand. Man knallt mittenrein und weiß nicht, wie weiter.
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    Unterwegs durfte das eingepackte Hultafors Beil mal an einem quer liegenden Bäumchen (nicht der im Bild...) getestet werden und machte zufrieden (Steinzeit!). In Ferlach selbst war auf unserer Karte (ja, wir reisten natürlich nicht nur mit GPS, das kann einen immer nicht so recht zufrieden stellen, alles auf einem 3Zoll Monitor zu sehen) ein Campingplatz eingezeichnet. Wir suchten einige Zeit herum, fanden einen Caravanstellplatz und, etwas abseits, ein altes Holzschild vom Camp – aber mehr gibt es nicht mehr. Direkt dahinter befand sich ein Aufnahmeheim für Flüchtlinge, unser letzter Kontakt mit Flüchtlingen. Alle grüßten uns und waren freundlich, aber die deutschen Betreuer ließen uns nicht auf dem Grundstück übernachten. Also schnappten wir uns eine Wiese und rauchten wieder schön das Essen ein – alles nass hier.
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  • #Tag4-FerlachBled

    Tag 4: Ferlach – Bled : 63km 1350 Hm [Strava-Link]
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    Wir hatten es am Tag zuvor ja „nur“ bis zum Fuß des Passes geschafft, also wartete heute zunächst mal ordentlich Kletterei auf uns. 1000Hm waren es insgesamt, die da über uns thronten. Steffi reiste mit nem schönen Randonneur, was aber auch bedeutete, dass sie als Berlinerin eine Flachlandkassette und Kurbel besaß. Ihre 39-25 als kleinste Übersetzung war den anstehenden Steigungen und dem aufgeladenen Gepäck nicht ganz gerechtfertigt. Ein weiteres Problem ergab sich damit noch, aber das wurde erst später offensichtlich.
    Tag4_bild1_zpsxievqqji.jpg
    Ich lud mir nach und nach ein bisschen mehr Gepäck der Beiden auf, bis auch ich nicht mehr haben wollte. Der Loiblpass „endet“ auf normaler Strecke in einem Tunnel, der auf slovenischer Seite wieder aus dem Berg kriecht. Diesen Weg wollten und konnten wir nicht nehmen. Wie aber schon erwähnt gab es glücklicherweise die Alte Passstraße, die noch weiter hinauf führte, bis man am Pass auf eine Hütte mit Ausschank trifft. Die hier anstehenden 350Hm wurden in ca. 3,5km erledigt. Was auf Asphalt schon ordentlich in die Beine ging, wurde hier erst recht herausfordernd. Ich erhielt Freigang und fuhr meinen Stiefel bis zum Ende, nur unterbrochen von einmal Pfeile zeichnen, damit die Frauen nicht vom Weg abkommen.
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    Oben gab es leckeres Essen, Getränke und tollen Schnaps/Likör. Hier entdeckten wir unsere Liebe zum Blaubeerlikör, welche sich viel später noch austoben durfte. :)
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    Dachten wir, mit der alten Passstraße auf „unserer“ Seite schon ´ne ordentliche Steigung erlebt zu haben, öffnete uns die Abfahrt die Augen. So was von bocksteil wie es da runter ging, heidewitzka. Da ging nur Arsch hinter den Sattel klemmen und Bremsen durchziehen, das rutschte von allein durchs Schotterbett. 300Hm in 2km runter, mit einigen Flachpassagen. Wer dort hoch will, der braucht wirklich mehr Untersetzung, als ich es für normal zur Verfügung habe.
    Der Berg war geschafft, es hatte etwas gedauert, aber alle waren glücklich oben gewesen zu sein und die Aussicht genossen zu haben. Somit war klar, dass wir uns noch nach Bled aufmachen werden, einer sehr beliebten Touristengegend von Slovenien.
    Tag5_Bild6_zpsxk3lipxp.jpg
    Ab hier ging es recht unspektakulär über größere und kleine Straßen, Wald und Wiesenwege Richtung Bled. Aber schon hier merkte man, dass Slovenien ein Radfahrerland ist. Viele Leute auf Trekking, MTB und vor allem RR unterwegs. Es wurde auch noch richtig schön und so liefen wir recht zufrieden am Campingplatz von Bled ein, welcher die langsam gewonnene Reiseruhe aufbrach wie eine Auster. Dermaßen viele Menschen, alle mit offenem Feuer und Alkohol und … uah, das war nicht schön. Man lernt den Tag mit sich selbst herum zu bekommen und verzichtet bewusst auf große Menschenmengen, diese dann am Abend vorgesetzt zu bekommen betäubt und irritiert. Als dann in der Nacht unser Nachbarzelt beinahe von einem ca. 2-300kg schweren Steinbrocken zermalmt wurde (verfehlte um 1m das Zelt und nahm mit der Stoßstange des Autos vorlieb), welcher den Hang herunter kam, wurde es auch nicht gerade behaglicher.
  • bearbeitet February 2016
    #Tag5-BledBohiniJezero

    Tag 5: Bled – Bohini Jezero: 36km 315Hm [Strava-Link]
    Tag5_Bild2_zpss0fyuoix.jpg
    Den Anstrengungen der ersten Tage gedenkend, sowie der Schönheit der Gegend würdigend, unternahmen wir an diesem Tag keine großen Anstrengungen. In Bled wurde der Bäcker geplündert (Blätterteig und Kuchen und hastenichtgesehenistdaslecker überall) und dann ging es teilweise auf großer Straße, teilweise auf Nebenstraße und Radweg bis hinter, Richtung Triglav-Massiv. Der Bohini Jezero ist ein See wie der Königssee, eingebettet in Berghänge und ist noch nicht so stark überlaufen.
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    Klar, auch hier ist einiges los, doch bekommt man schon durch den Campingplatz ein ganz anderes Gefühl. Nicht so ignorant überlaufen wie in Bled, nicht so ungehobelt und irgendwie arrogant, sondern friedlich, in einem kleinen Waldstück, direkt am See.
    Tag5_Bild3_zpskejww374.jpg
    Hier ist man unter angenehmen Menschen. Wir lagen am Wasser, genossen die Sonne und kochten wieder unser Süppchen. Wir bekamen Übung beim Hobo und beschränkten uns beim Essen keinesfalls nur auf Nudeln.
    Ich hätte gedacht, dass wir hier einen Tag zusätzlich verbringen könnten, aber schlussendlich war es auch sinnvoll, am nächsten Tag weiter zu fahren. Sollte man aber mal wieder nach Slovenien kommen, darf man hier gern auch mal eine Bergwanderung machen.
  • #Tag6-BJCerkno

    Tag 6: Bohini Jezero – Cerkno: 58km 1278Hm[Strava-Link]
    Tag6-Bild1_zpslhqjybra.jpg

    Der Tag begann, wie er noch häufiger beginnen wird – mit einem Anstieg. Für zwei berliner Teilnehmerinnen an dieser Gelegenheit führte dies natürlich nicht gerade zu Begeisterungsstürmen. Würden sich die Anstiege auf die Bordsteinerhöhungen vom Hipster-Stadtgebirge beschränken, wäre es ja problemlos gewesen. Aber 800Hm am Stück oder mehr sind eine Kategorie, in die Turnbeutel-nicht-mehr-Vergesser sich nicht gerade als heimisch bezeichnen können. Woher aber auch immer deren Motivation kam, sie bäumte sich jeden Morgen auf und stellte sich mutig den immer wiederkehrenden Anstiegen entgegen.
    Tag6-Bild4_zpso0gezdsj.jpg
    Unser Budgetplan für die gesamte Tour sah nicht vor, jeden Tag einen Campingplatz anzulaufen. Genau genommen, wollten wir das ohnehin auf ein Minimum drücken. Dies bedeutete aber auch, immer genügend Vorräte, vor allem aber auch Wasser, mit sich zu führen. Mein Rad diente häufig als Kamel, während Fanny eine komplette Tasche für Essen und dessen Zubehör aufbewahrte.
    So stopften wir auch heute alles Notwendige in unsere Taschen und zogen dem Pass entgegen.
    Nach einigen Km im Anstieg zog eine größere Gruppe RR-ler vorbei. Einige Nachzügler kamen hinten drein und bei einem fuhr ich mit, um ein bisschen zu quatschen. Doch Quatschen war doch eher ein Keuchen. Mit fast 130-140kg Systemgewicht rollt es bergauf nicht sonderlich zügig, egal wie man in die Tasten hämmert. So gab ich das Gespräch auch bald wieder auf und besann mich wieder gänzlich auf´s Treten. Oben gab es dann für uns Mittag, eine Abfahrt und, tja... den nächsten Anstieg. Beim Planen sah dieser Weg recht sinnvoll aus, nun offenbarte er sich aber als kleines Märtyrium.
    Tag6-Bild3_zpsrat36n2r.jpg
    Die hier angeschriebenen 15% hielten sich zwar nicht konstant über die 3km, aber es ging durchaus ordentlich zur Sache. Kaum waren wir oben, ging es wieder runter, und noch einmal eine Rampe hoch. Der halbe Ruhetag war schön und gut, aber nach so viel Gemartere war die Moral doch weg. Um einer weiteren Prüfung bzw. einer etwaigen Meuterei auszuweichen, entschied ich mich für´s „kleinere Übel“, und fuhr ins Tal nach Cerkno ab, wo mal wieder ein Camp eingezeichnet war. Es ging mächtig weit runter. Im Hinterkopf wusste man, dass es das morgen wieder rauf geht, da wir eigentlich auf die andere Seite des Kamms wollten, von welchem wir gerade runter furhren. Aber Morgen ist Morgen, also weiter hinab.
    Tag6-Bild2_zpsg0iaifp5.jpg
    In Cerkno gab es natürlich auch kein Camp, wir waren wieder auf eine gnädige Liegestelle abseits der Straße angewiesen. Wir wurden fündig und hüpften in den Fluss, um uns ein bisschen zu waschen und zu erfrischen. Aber es roch ein ganz klein wenig seltsam.
    Beim hinab fahren waren wir, auf Grund der Suche nach Liegeplätzen, für Gebäude nicht sonderlich aufmerksam. Am nächsten Tag sahen wir dann, dass die Kläranlange keine 300m flussaufwärts lag.
    Tag6-Bild6_zpsmrvary7f.jpg
  • #Tag7-CerknoBorovnica

    Tag 7: Cerkno – Borovnica: 68km 972Hm[Strava-Link]
    Tag7-Bild2_zps41ti43ql.jpg
    Was wir gestern hinab gefahren sind, mussten wir heute wieder rauf – zum Glück aber nicht den exakt gleichen Weg. Wir konnten etwas abkürzen und trafen oben wieder auf den Track. Die Sonne ließ einen ganz schön Schwitzen, aber alles in allem war es genau das, was man sich für diese Reise gewünscht hat. Nur sprang ab und an Steffis Kette einfach vom Kettenblatt... hm. Die Einstellung stimmte, das hatte ich mir schon angesehen, nahm es aber auch nicht all zu ernst.
    Als es wieder ins Tal runter ging und kurz darauf wieder leicht bergan Richtung Ziri, ging nix mehr. Steffis Kette sprang immer wieder vom Kettenblatt. Eine wohl merkwürdige Kombination aus zu langer Kette und schräger Kettenführung „dank“ der 10fach-Schaltung und deren schmaler Kette, führte zu diesem WorstCase-Szenario. Ich nahm ein Kettenglied raus, um die Spannung etwas zu erhöhen, das half aber auch nur bedingt. Ihr Schaltbereich verengte sich auf gerade Kettenführungen, was all zu kleine Übersetzungen ausschloss. In Ziri gab es daraufhin erstmal ein Bier im Café. Es war ohnehin der letzte Tag mit Steffi, am nächsten wollte sie nach Ljubljana abdrehen (welches wir links liegen ließen), während wir nach Kroatien weiter wollten. Dass es aber so beendet wird, war schon unglücklich.
    Tag7-Bild1_zps44plseih.jpg
    Der Übersetzung angemessen wählten wir nun Straßen mit geringerer Steigung und kamen so auch recht gut bis Vrhnika durch, welches wiederum in einer Senke lag. Wir holten noch einmal Wasser an einer Tankstelle und zogen weiter nach Borovnica – einem schönen, landwirtschaftlich genutzten Tal, was es uns wiederum erschwerte einen Liegeplatz zu finden. Erst ganz am Ende, als es schon fast in den Hang ging, ergab sich eine Lichtung, die geradezu perfekt lag. Ein kleines Bächlein wurde als Bierkühlung genutzt (ein Flusskrebs wurde Bierwächter) und so ließen wir den letzten gemeinsamen Abend schön ausklingen. Allerdings gab es gar nicht so weit weg eine Art Dorfparty im Wald, wo sich wohl alle versammelten. Das gute am Bauernvolk ist aber, dass es aus Frühaufstehern besteht. Die feiern nicht ewig. :)
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  • bearbeitet February 2016
    #Tag8-BorovnicaGerovo

    Tag 8: Borovnica – Gerovo: 76km 1229 Hm[Strava-Link]
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    Wir brachten Steffi zum Dorf zurück und überließen sie dort ihrem Schicksal – etwa 30km bis Ljubljana. Sie hat es aber gut überstanden, es stehen dort kaum Hindernisse im Weg. Wir hingegen – puh. Um weiter Richtung Kroatien zu kommen, mussten wir wieder auf den Kamm hoch. Der „Zufall“ wollte es, dass dort gleich eine Straße nach oben führte, kaum 2km von unserem Liegeplatz entfernt. Na perfekt, nehmen wir das doch. Die Schilder zu Beginn der Steigung unterstrichen wiederum die Schönheit von Slovenien. 18%, 3,5km. Das Ding dauerte gefühlte Ewigkeiten. Die 15% auf 3km vor 2 Tagen waren geschönt, es gab Flachpassagen. Das war hier kaum der Fall. Am heftigsten habe ich die ca. 300m lange Gerade in Erinnerung, die gar nicht mal so weit vom höchsten Punkt liegt, aber einen dermaßen in die Versenkung schmeißen kann. Ich musste oben erstmal überkompensieren und einen Schweißabdruck auf den Asphalt tropfen. Das ist Morgensport.
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    Wir waren wieder auf´m Track, aber hier wurde sich der Track selbst ein bisschen unsicher. Die Straße ging in einen Waldweg über, der irgendwie vorwärts ging, mit zig Abzweigungen, die nirgends im Kartenmaterial auftauchten. Ich konnte immer nur raten, wie es weiter geht, der Track war mehrere 100m abseits, aber ne Straße gab es da nicht. Zudem zeigte sich auf der Piste mein altes Problem mit den Radtaschen. Mit Vaude habe ich es im Laufe der Jahre auf 3 Aufhängungsbrüche gebracht, was mich lehrte stet´s weitere Sicherungen an die Taschen zu klemmen. Nun mit Ortlieb war ich etwas unvorsichtig, prompt hüpften mir die Taschen ein ums andere Mal vom Träger. Was´n Scheiß. Dabei waren es nicht mal die alten Taschen hinten, sondern die Nagelneuen vorn, mit QL2.1 Aufhängung. Egal, es ging weiter und wir näherten uns unaufhaltbar Kroatien und sogen die letzten Blicke von Slovenien auf. Dieses Land mag ich sehr. Herrliche Topographie, Radbegeisterung und leckeres Gebäck. Was will man mehr? :D
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    Die Grenze lag mal wieder auf einem Sattel und so hieß es wieder bergan fahren. Mitten auf der Straße lag auch gleich mal ein Willkommensgruß der ortsansässigen Bären, die anscheinend gern auf Asphalt defäkieren. An der Grenze wurde man mehr oder weniger durchgewunken und fluchs waren wir in Kroatien, direkt vor uns der Nationalpark Risnjak. Bärengebiet, wie gesagt. Hier wollten wir nicht unbedingt die erste Nacht zelten, sondern lieber eine Unterkunft nehmen. Da es langsam spät wurde und wir als nächstes Tagesziel Lokve erkoren hatten, wollten wir in Gerovo das einzige Hostel nehmen. Bei einer geschätzten Jahresauslastung von 15% war es natürlich vollkommen logisch, dass es just an diesem Tag voll belegt war. Ein Dorf-Fussballturnier oder so was. Wir hatten uns aber glücklicher Weise mit Leuten unterhalten, die draußen saßen (abends sitzen ohnehin alle draußen) und wurden schlussendlich dazu eingeladen, bei ihnen zu schlafen.
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    Gut, wir verhandelten über die Bezahlung, aber das war obligatorisch. Es gab ordentlich Essen, Schnaps, Bier und Zigaretten. Wer das Klischeebild kennt, wird sich hier bestätigt fühlen – es gibt für jeden Zigaretten, Pflaumenschnaps und fettes Weißbrot. War herrlich. Auch als Nichtraucher. Zudem wurde der Wasserboiler mit Holz befeuert, damit wir warm duschen können. Joly, der Hund (Dackel), war etwas nervös, aber eigentlich ganz putzig. So empfing uns Kroatien Gastfreundlich, was einen zurückdenken lässt an den Camper am Millstätter See, welcher ganz aufgebracht davon erzählte, wie die Kroaten den armen Reisenden doch nur ausrauben. Vielleicht hilft es, wenn man nicht gleich einen kompletten Wohnraum mit sich herumschleppt, um in die Gastfreundschaft der Menschen eingelassen zu werden...?
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  • bearbeitet February 2016
    #Abschnitt2-Gerovo-Split-Gruda (HR)
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    #Tag9-GerovoMrkopalj

    Tag 9: Gerovo – Mrkopalj: 47km 854hm[Strava-Link]
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    Im Reiseführer wurde recht positiv von Lokve berichtet und so wollten wir uns zu diesem Ort in einer halbtages Fahrt aufmachen, mit dem Bild des Bohini Jezero vorm inneren Auge. Es ging wieder über einige Hubbel bis schlussendlich der Stausee vor uns lag. Wer einen Stausee aus Deutschland kennt, wird nicht sonderlich überrascht sein, und wir hätten es auch nicht sein sollen, aber so toll war es da nicht. Keine Ahnung was diesen Ort zu so einer Attraktion machen soll.
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    Wir blieben ein paar Stunden am See, ließen die Sonne ihre Arbeit verrichten, quatschten mit Dresdner Campern, die auch dort herumlungerten und zogen dann weiter, um noch einen guten Schlafplatz zu finden. Wir waren noch immer in Bärengebiet und dies erforderte ein bisschen Überzeugung in die Sicherheit menschlicher Siedlungen. Hier wurde vor allem Feuer als Schutz sowie Hunde eingesetzt. Abends brannten einige Flecken Feld oder Gras und die Viecher kläfften ohnehin ohne Ablass. So legten wir uns in die Nähe von Mrkopalj und hatten die vermutlich hellste Nacht der Tour. Vollmond, keine Wolke, enorme Sterne mit Milchstraße und ein Sägewerk mit Nachtschicht sorgten für eine etwas unruhige Nacht, allerdings mit hohem Schutzfaktor. Bären hatten wir auf jeden Fall nicht in unserer Essentasche sitzen, wenn wir am Morgen aus dem Zelt krochen. Dafür so manch listige Schnecke. Oder Gottesanbeterin. Oder Spinne. Oder Heuschrecke. Oder Schildkröte.
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  • bearbeitet February 2016
    #Tag10-MrkopaljKorana

    Tag 10: Mrkopalj – Korana: 106km 1490hm[Strava-Link]
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    Wir hatten uns in ein recht abgelegenes Gebiet von Kroatien gearbeitet und wandelten nun auf schotterigen Wegen über den Kula – ein sehr schönes Wandergebiet, welches allerdings, wie man schon am Sägewerk erahnen konnte, im Zentrum der Holzindustrie liegt.
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    Was dort gerade aus den Wäldern geholt wird – schon krass, was für Stämme dort am Wegrand liegen. Das sind durchaus sehr alte Bäume, die nun auf den Markt geschmissen werden. So hat man auf diesen kleinen Wegen an und für sich überhaupt keinen Verkehr, bis auf riesige Holzlaster, die die Serpentinen hoch und runter donnern. Staubig wäre vermutlich eine gute Beschreibung dieser Überfahrt.
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    Zurück auf der festen Straße begegnet man nur selten irgendjemandem. Und wenn, dann sind es hauptsächlich deutsche Kennzeichen. Kroaten sieht man tatsächlich selten. Wir wollten zu den Plittwitzer Seen, vermutlich einer der bekanntesten Nationalparks von Kroatien.
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    Schauriger Weise lohnt es sich nicht, mitten am Tag seinen Fuß dort rein zu setzen, da ganze Busladungen und Heerscharen an Touristen herangekarrt werden. Wenn, dann sollte man mit der Öffnung 7 Uhr beginnen. Dazu muss man aber heute nah ran kommen. Wir zogen also bis Korana durch, in welchem wir das große Camp ignorierten und einem privaten Camp den Vorzug gaben. Das war definitiv kein Fehler. Sowieso, sollte man, wenn man schon ein Camp nimmt, immer das kleinst mögliche nehmen. Sind günstiger, familiärer und freundlicher. (Ich sag nur Empfang: Schnaps. Frage ob wir später am Tag abreisen können: Schnaps. Verabschiedung: Schnaps :D )
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    Dass der Bürgerkrieg jedoch noch offenkundige Relikte im Land hat, sieht man in diesen Gegenden nur all zu häufig. Minenwarnschilder, verwahrloste Gegenden und Häuser, während auf der anderen Straßenseite komplett neue Siedlungen angelegt wurden usw.. Der Natur ist diese ängstliche Meidung des Menschen nur Recht, allerdings will man nicht wissen, wie häufig Tiere heutzutage noch Landminen auslösen.
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  • #Tag11-KoranaPlitvicaGorenjiKusini

    Tag 11: Korana – Gorenji Kusini: 91km 1225Hm [Strava-Link]
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    Der Wecker klingelte schön früh – denkste. Wir waren 2min eher wach. So konnte der Wecker abgewürgt werden, bevor er auch nur anfängt. Wir kamen also pünktlich zum Eingang, stets ver- bzw. gefolgt von einem Dackel und schlurften mit ein paar weiteren Frühaufstehern durch die Seen.
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    Es ist wirklich schön da, insofern man die Ruhe hat sich Zeit zu nehmen oder eben nicht, je nach Belieben. Wenn man in einem Pulk fest hängt hat man keine Chance. Als wir 11 Uhr den Park verließen, war alles voller Leute.
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    Ein abschreckender Gedanke, nun dort rein zu gehen.
    Zurück zum Camp, alles einpacken und schon wieder die gleiche Strecke fahren – wir wollten weiter, nun ging es Richtung Adriaküste. Wer Kroatien kennt, der weiß dass einem dort meistens Berge von 1000-1500m Höhe im Weg stehen, bevor man das Wasser zu Gesicht bekommt.
    Doch zunächst wollten wir dort hin kommen. Der einfachste Weg wäre auf der Straße direkt durch den NP, aber man ließ uns nicht. Also mussten wir etwas außen herum, bis man auf kleiner, eigentlich gesperrter Straße wieder ins NP Gebiet kommt. Fallen auf den Holzstegen an den Seen die Touries gerade übereinander, ist es hier komplett ruhig und leer.
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    Im Tal marschieren nur Kühe auf den Straßen herum, komplett selbst bestimmend wo es heute hin geht. Wir sahen nur selten mal ein Auto, was häufig mit etwas verwirrt und verloren wirkenden Touries bestückt war. Man wurde auch schon mal gefragt, wie es weiter geht und ob man überhaupt weiter fahren kann etc.
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    Hier kam es nun zu einer Situation, die ich auch weiterhin hoffte in Mazedonien nicht erleben zu müssen – der von mir gelegte Track orientierte sich hier an Google Earth, was leider vollkommen schief ging, da es gar kein Weg, sondern eine Schneise durch den Wald war, welche unbefahrbar war. Also mussten wir außen herum, was aber gut rollte. Wieder im Bärengebiet, lagen wir im Feld, lauschten und beschauten Zugvögel, die hier Formationsflug übten.
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  • bearbeitet February 2016
    #Tag12-GKNovalja

    Tag 12: Gorenji Kusini – Novalja: 85km 1443Hm[Strava-Link]
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    Wir krochen am Morgen aus dem Zelt, mitten ins Feld hinein, vertrieben die marodierenden Spinnenkolonien aus unseren sieben Sachen und schwangen uns etwa 1h später dem Fuß des Berges entgegen. Die Sonne knallte ordentlich, es rollte sich auf Strecken mit endlosem Gebüsch und Wiesen, sowie einem Haus aller 20 Vogelnester ein, bevor wir schon erahnen konnten, auf welche Weise uns die Straße in den Hang spülen wird. Der NP Sjeverni Velebit ist vor ein paar Jahren etwas Niedergebrannt, aber von seiner ursprünglichen Schönheit hat dieser waldbestandene Kamm nichts verloren.
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    So was nenne ich eine spaßige Stimmungskurve. :D

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    Die Überquerung erreicht eine Höhe von 1400m Höhe, bei einer „Ortschaft“ namens Alan. Bis zur Kuppe ging es auf durchaus steilen Schotterwegen voran. Die Kuppe ist eine interessante Gegend. Die Wiesen wurden mit Steinzäunen durchzogen, die keiner sonderlich sinnvollen Form folgen – zumindest finde ich darin keine.
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    Vermutlich wird aber kaum jemand wegen diesen seltsamen Begrenzungen dort hinauf kurbeln wollen. Es geht vielmehr darum, was hinter der Kuppe endlich ins bewusste Weltbild gerückt wird.
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    Der erste Blick auf die Adria hatte schon etwas Unwirkliches. Seit Tagen fährt man durch grüne Flur, Landwirtschaft und Wälder – und bekommt nun die kargen Steininseln serviert. Die Abfahrt von Alan ist asphaltiert, was mich etwas erleichtert hat, denn das ist definitiv die bessere Wahl für 1200hm auf 18km Abfahrt und wirklich ordentlichen Kurven bei einer Wegbreite von etwa 3m.
    Die Fähre zur Insel Pag fährt aller 90min, wir sahen die „1.“ davon fahren, hatten also reichlich Zeit. Dennoch war dieser kurze Abschnitt Küstenstraße ein weiteres Indiz dafür, dass man sich möglichst abseits davon bewegen sollte, auch wenn der EuroVelo8 darauf entlang geht. Es macht wirklich keinen Spaß von riesigen Campingwagen zur Seite gequetscht zu werden.
    Die vermutlich treffendste Beschreibung der Insel Pag findet sich zwischen den Zeilen, die mir Fanny entgegen säuselte, als wir die Fähre verließen und die karge Nordseite erklommen.
    „....und wie kamst du darauf, ausgerechnet hier lang zu fahren?“
    Äh...tjoa. Ich dachte beim Planen eigentlich daran, ihr nach fast 2 Wochen bergigem Gelände eine Pause zu gönnen. Die Inseln sind nicht Brett flach, aber mehr als 150hm am Stück sind´s nicht. In Relation also gar nichts. Mein Wohlwollen in der Planung, welches süße Früchte der Dankbarkeit erwartete, stieß also, treffend zur Gegend, auf kargen Boden.
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    Wie dem auch sei, arm ist der, der nicht selbst im trockensten Lebensraum noch ein Quell des Lebens und der Freude zu entdecken vermag.
    Wir suchten uns eine einsame Bucht und fanden ein vereinsamtes Privatgrundstück, was uns 2 Tage beherbergen durfte. Tatsächlich hatten wir die Bucht komplett für uns allein, was regelrecht kitschig wurde, als die rote Sonne im Suppenstrudel der Adria versank.
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    Nicht ganz so kitschig waren die nun aufwallenden Zahnschmerzen, die meine kurz vorm Start der Tour herausgefallene Füllung wohl vermissten. Na herrlich, ich musste also zum Zahnarzt.
  • #Tag13/14-NovaljaZahnarztPovljana

    Tag 13+14: Novalja – Bucht – Povljana: 45km 567Hm[Strava-Link]
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    Kurz zusammengefasst lässt es sich so sagen: Platzregen, Sonne, Platzregen, Sonne, 1h Zahnarzt mit ordentlichem Drill, danach ein ganz neues Mundgefühl (Leider wird dies bei weitem nicht die letzte Handlung an diesem Zahn gewesen sein. Für die Tour war damit aber Ruhe).
    Der Tag 13 wurde endlich mal ein richtiger Ruhetag. Von den ursprünglich aller 5 Tage geplanten Pausentagen wurden bisher nur 2 Halbe genutzt. Der immer wiederkehrende Regen verlieh uns endlich einmal die nötige Schwere, einfach an einem Ort zu bleiben. Auch das ist ein Merkmal von längeren Reisen. Das Ende noch lange außerhalb der Sichtweite, stürmt man in den ersten 2 Wochen gern etwas ungestüm voran, will einfach nicht anhalten. Dann beginnt so langsam die Phase, in welcher man auch mal Ruhe sehnt, das Drumherum etwas länger Wirkung überantworten möchte. Man wird vertrauter mit dem Reisen und vertraut auch darauf, dass die Reise einem auch hier und da entgegen kommt, man ihr nicht hinterher wandeln muss.
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    Tags darauf verzogen sich die Wolken noch immer nicht, wir futterten jedoch unsere Vorräte einem historischen Tiefpunkt entgegen, also entschlossen wir, doch noch weiter zu fahren. Kaum 10km weit gekommen, gab´s wieder Platzregen. So erreichten wir nach kurzer Fahrt ein Camp in Povljana und waren damit auch zufrieden.
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  • bearbeitet February 2016
    #Tag15-PovljanaBiograd

    Tag 15: Povljana – Biograd: 78km 636Hm[Strava-Link]
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    Pag verlassend, ohne je die uralten Olivenhaine der Nordzunge besichtigt zu haben (Schande über uns...), verschrieben wir uns nun einer Historienfahrt. Wir begeben uns, großflächig bis Dubrovnik oder besser noch Kotor, anhaltend in altrömische bzw. antike Städte, welche ihre erhaltenen Stadtzentren touriegerecht zubereitet haben. So auch Zadar, dem ersten Happen am langen Schaschlikspieß Weltkulturerbe würdiger Stätten.
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    Neben rekonstruierten, wiederhergestellten, offengelegten und präsentierten Antikbauten gibt es aber auch das ganz klassische, schmalgassige Häuserschluchtenlabyrinth, welches man in solchen Altstädten einfach erwartet. Wer mal dort vorbei kommt, darf sich gern mal ein paar Stunden darin herumtreiben, es ist kein Fehler. Doch merke – das pompös präsentierte Eis muss nicht immer das Beste der Gegend sein.
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    Zudem wäre ein Sonnenbrille sehr zu empfehlen. Die hauptsächlich hellen Steine, welche hier zur Anwendung gelangen, reflektieren das Sonnenlicht einfach zu stark.
    Von hier an wurde es ein bisschen langweilig, da die Strecke die leicht hügelige Landschaft verlässt und nun nahezu flach der Küste folgt. Man kommt somit allerdings schnell voran und wird unterwegs häufig von Obst und Gemüseständen flankiert. Irgendwann muss man einfach anhalten und Weintrauben, Feigen oder irgendetwas anderes einpacken. Wer es ganz günstig haben möchte, kann sich auch von der Hauptstraße entfernen, man kommt zwangsläufig an Weinfeldern und Feigenbäumen vorbei und kann vor Ort mal einen genauen Blick auf die Früchte werfen....
    Biograd ist eine auf Strandpromenaden ausgebaute Touristenstätte, in welcher wir nicht viel mehr entdecken konnten.
    Fast unbemerkt erreichten wir heute die 1000km Marke. Das rollt doch gut. Und mit etwas über 14.000Hm konnte man auch nicht gerade von einer langweiligen Flusstour reden. ;)
  • bearbeitet February 2016
    #Tag16-BiogradSkradin

    Tag 16: Biograd – Skradin: 69km 840Hm[Strava-Link]
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    Ein kroatischer Radweg ist ein Schotterweg mit ordentlichen Hindernissen und einem schönen Rennradsymbol als Wegerkennung. Wer dort mit Rennrad darauf fährt muss abgehärteter und unempfindlicher sein als Bergfex und Degga zusammen. War dennoch angenehmer als morgens auf der Küstenstraße unterwegs zu sein.
    Einen interessanten Aspekt, den ich bisher noch nicht angesprochen habe, ist der, dass es im Balkanraum wohl zur Straßenverkehrsordnung zählt, Radfahrer permanent an zu hupen. Wer aus Deutschland oder ähnlichen Ländern kommt, wird sich anfangs immer mächtig angegriffen fühlen. Was wollen die denn alle? Wo soll ich denn hin? Ich bin doch schon ganz am Rand!
    Irgendwann begreift man, dass es keineswegs negativ gemeint ist. Manche meinen damit nur „hey, Vorsicht, ich überhole gleich!“, andere wohl viel mehr „du hast mich schon seit Ewigkeiten bemerkt, ich will auch nur sagen – schön dass du hier bist!“ und der Möglichkeiten weitere. Wenn man bei einer aufeinander folgenden Wagenkolonne von jedem einzelnen Angehupt wird, sollte man einfach nur Lächeln und Winken. Wenn es dort einer nicht gut mit dir meint, dann hupt der nicht. Dann versucht er Lack an deinen Lenker zu bringen. Gab es auch manchmal, aber deutlich weniger als die positive Reaktion. Natürlich gilt dies nicht für deutsche Touristen. Die Hupen aus Gram und Ungeduld – wie immer. ;)
    Wie schon erwähnt, stellen die Nebenstraßen nicht nur eine Befriedung des Verkehrsaufkommens dar, sondern auch eine Bereicherung der Nahrungsvorräte. ;)
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    Skradin ist ein kleines Städtchen, am unteren Ende des NP Krka, welcher vor allem für seine Winnetou Verfilmungen bekannt geworden ist. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und suchten uns im Ort ein Camp. Hier „riss“ allerdings Fannys Kette. Ein Kettenglied hatte sich aufgespreizt und der Niet konnte es nicht mehr zusammen halten. Etwas gekürzt und weiter ging es.
    Somit hatten wir noch nicht einen einzigen Platten, aber schon 2 mal Kettenprobleme.
    Das Camp lag auf einem Hügel, zu welchem man erstmal über eine Rampe hoch musste. Schnelle 80Hm, kann man da nur sagen.
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    Eine weitere Beobachtung darf hier angebracht werden. In vielen Ländern kommt man mit Englisch recht weit, da im Fernseher Untertitel und Originalton laufen. Somit wird Englisch ganz gut gefördert. Aber am weitesten kommt man häufig mit deutsch. Entweder waren die Leute für einige Jahre (während des Krieges) in Deutschland und sprechen noch immer gut deutsch, oder, noch toller, einige haben schon als Kind Frühprogramm angesehen, komplett ohne Subtitel, nur mit Originalsprache. Da laufen anscheinend viele deutsche Comics. Deutsch ist omnipräsent, was man gar nicht so toll findet, will man doch ein bisschen holpriges Serbisch-Kroatisch ausprobieren. So konnte auch der Campinhaber deutsch, aber auch noch 5 weitere Sprachen. Schon krass. Allerdings sieht man die ganze Zeit auch folgende KfZ- Zeichen: D, PL, F, NL, CZ, I, CH, A und einige Osteuropäische. Kroatien lebt von Holz und Tourismus.
    Wir befeuerten wieder unseren Hobo und spachtelten heute fürstlich Kartoffeln mit auf Schinken angebratenen Feigen. Lecker.
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  • #Tag17-KrkaUmrundung

    Tag 17: Skradin – Krka Umrundung: 75km 1168Hm[Strava - Link]
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    Wenn es etwas Attraktives in einem touristisch geprägten Land gibt, dann kann man davon ausgehen, dass man dafür bezahlen muss, um es auch zu Gesicht zu bekommen. Da die großen NP in Kroatien immer gut 15€ pro Person kosten, ist uns doch die kongeniale Idee gekommen, unser Glück durchs Hintertürchen zu versuchen. Man kommt auf Straßen einmal um den gesamten Park herum und kann von da aus immer mal auf kleinen Pfaden gen Wasser zuckeln. Doch fanden wir nur Enttäuschung, Schotter, illegale Gärten und zusätzliche Höhenmeter. Kein Durchkommen, keine Sicht. Also doch Eintritt bezahlen...
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    Am Roskji Slap – einem Kaskasdengefälle, welches alte Mühlen beherbergt – führt die Straße mitten durchs NP Gebiet, welche man passieren kann, ohne zu bezahlen. Allerdings gibt es Wächter, die auch kontrollieren. Es ist aber möglich, einen reduzierten Eintritt nur für diese Ecke zu bezahlen, was wir auch machten.
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    Richtig schön da, man sitzt mal im oder am Wasser, kann sich mit Käse und Wurstplatten, herrlichem Brot und tollem Wein das Geld ausgeben, was man so eben zu sparen versucht hat und all die Klischeetouristen beobachten, die aller 30sek für ein Photomotiv posieren. Auch hier darf man, für einen besseren Blick, mal 150Hm nach oben steigen – allerdings lieber zu Fuß, und nicht per Rad.
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    Ganz schön steil, wie es da hinauf geht. Da ich mit Klickies unterwegs war, bot meine steife Schuhplatte nicht gerade besten Halt. Doch ist man oben, hat sich das auf jeden Fall gelohnt. Die wenigsten steigen wirklich bis hoch und selbst wenn, verpassen sie es zur richtigen Klippe vor zu laufen, um den wahren Blick zu bekommen.
    Der Abstieg wurde von mir größtenteils auf allen Vieren und rückwärts bewältigt – so konnte nichts schief gehen. Es ging von hier an nur noch zurück zum Camp, auf welchem das alljährliche Camper-Besitzer-Fest stattfand. Wir stießen bei der Weinrunde dazu und stellten fest, dass eigentlich nur Deutsche auf dem Platz waren. So ziemlich alle hatten ihre Hunde dabei(nicht gerade meine Traumvorstellung eines Urlaubs, in einem kleinen Camper mit 2 großen Hunden zu verbringen...). Einer davon hat uns in der Nacht auch ans Zelt gepinkelt. So langsam begann die Stimmung im Bezug auf Hunde zu kippen. ;)
  • bearbeitet February 2016
    #Tag18-SkradinSplit

    Tag 18: Skradin – Split: 104km 1252Hm[Strava-Link]
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    Wollten wir eigentlich schon an Tag 17, nach der Umrundung, weiter Richtung Split, schoben wir dies für heute auf. Wir wussten um die Weite dieser Strecke und wollten einfach mal schauen, wie weit uns die Räder tragen werden. Der erste echte Anlaufpunkt war jedoch Sibenik, eine weitere Stadt mit altem Erbe. Sie ist teilweise auch mit UNESCO-Status ausgestattet. Hier springen auch viele lustige Japaner herum.
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    Wir fuhren noch ca. 15km Küstenstraße weiter und bogen dann in die Hügel ein. Weg von der großen Straße, rein ins Hügelland, aber dafür schön ruhig. Allerdings serviert man sich stetig der Sonne auf dem silbernen Servierteller aus. Also suchte ich eine Abfahrtsmöglichkeit raus, die mir sinnvoll erschien. Irgendwann muss man ohnehin wieder runter zur Küstenstraße, von wo aus es noch ca. 40km bis Split waren.
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    Diese 40km, welche wir nach dem Genuss eines gekühlten Getränks doch noch in Angriff nahmen, waren fast wie Berlin Mitte. Da wollte man einfach nur noch durch. Split machte es aber nicht besser – ganz im Gegenteil. Diese Stadt sieht von Landseite aus wie Dresden Prohlis, nur etwa 20mal größer. Furchtbar, nicht schön anzusehen und noch weniger zu fahren. Die Stadt wurde irgendwie gebaut, und dann von großen Straßen durchzogen. Auf den Nebenstraßen landest du permanent in Sackgassen, Einbahnstraßen und sonst irgendwo. Man muss die großen Straßen nehmen – was im übrigen der EV8 auch macht. Einzig sinnvolle Übernachtung für uns war das Camp am anderen Ende der Stadt, welches man auf einer 2- bis 3-spurigen Straße erreicht. Versuchte ich gelegentlich, so bald sich mal jemand auf einem Rad vor uns einfand, Fanny mit „SCHLACHTFUTTER!“ zu animieren bzw. zu belustigen, war das hier ganz und gar nicht witzig. Hier bist du mit Rad Kanonenfutter....
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    Split verschaffte mir eigentlich nur ein einziges Gefühl – hier will ich wieder weg.
  • bearbeitet February 2016
    #Tag19-SplitPupnatskaLuka

    Tag 19: Split – Pupnatska Luka: 51km 767Hm[Strava-Link]
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    Geleitet von Hoffnung, GPS und bäckereiversierten Nasen, erschlängelten wir uns den Weg auf Nebenstraßen bis zum Fährhafen. Da wir noch etwas Zeit hatten, vertilgten wir zuerst unsere Backwarenbeute und zogen dann, mit den Rädern, durch die doch recht ansehnliche Altstadt. Alles was die „neue Stadt“ Split misst, wird hier auf einen kleinen Raum geklatscht. Wer seine Augen vor dem Rest verschließen kann, der kann sagen, dass Split eine schöne Stadt ist.
    Warum eigentlich auf die Fähre? Ganz einfach – Kroatiens Inseln haben mehr zu bieten, als die kargen Steinklötze von Pag, Krka, Rag und wie sie alle heißen. Denn es gibt auch Korcula. Überall Bäume, Felder, kein blanker Stein. Die grüne Insel.
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    Nach 3h Schifffahrt genossen wir die rollenden Meter darüber richtig. In Blato wurde der Supermarkt angesteuert und spontan entschieden, der Straße so zu folgen, um dann später wieder auf den Track zu stoßen – ein Glücksfall. Was Gpsies manchmal als fahrbar ausgibt ist Hohn und Spott für Reiseradler.
    Korcula ist im übrigen, wie auch der Rest von Kroatien, keineswegs flach. Es geht auch hier mal flott auf 200 oder 300m hoch. Zudem gab es erstaunlich wenig Touristen vor Ort. Wohl Saisonende. Um so besser für uns, konnten wir uns Zeit lassen, dahin rollen und die Blicke schweifen lassen.
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    Unser Reiseführer sprach sich auf Korcula vor allem für eine kleine Bucht aus, welche etwas „versteckt“ liegt. Wenn ein Reiseführer so etwas schreibt, bleibt es ja meistens nicht mehr all zu lange versteckt und einsam. So weit entfernt war es aber nicht. Es gab Strandbesucher, wiederum hauptsächlich Einheimische, die gegen 17-18Uhr die Segel strichen und uns allein auf dem Strand zurück ließen. Anfänglich hatten wir noch gezögert, uns einfach im offenen Gelände nieder zu lassen. Aber auf Nachfragen beim ansässigen Gastronom bekamen wir freie Bahn. Also packten wir alles aus. War eine schöne Nacht, erinnerte, nur in größerer Dimension, an die Bucht in der Nähe von Novalja. Jedoch tuckerten hier ab und an ein paar Fischer durch die Gegend und legten Netze aus, oder zogen sie wieder ein.
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  • #Tag20-PLDingac

    Tag 20: Pupnatska Luka – Dingac: 48km 1172Hm[Strava-Link]
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    Die Bucht liegt logischer Weise auf Meereshöhe, die Straße erhebt sich fast 250m höher. Um dort wieder rauf zu kommen, gab es, wiederholt, eine schöne Klettereinlage. Steigungsspitzen zwischen 15 und 20% gaben dem ganzen einen schweißtreibenden Charakter – ist ja in praller Sonne noch nicht warm genug hier. Ganz oben wollte ich beim Straßenhändler ein bisschen frisches Obst holen. Sein Tablet hätte mich stutzig machen sollen. Sein Electro-Hüftschwung-Rhythmus ebenso. Das Obst war nicht wirklich toll, muss man nachher eingestehen. Vor allem war es sau teuer. Zu allem Überfluss behauptete er auch noch, dass mein Rad leicht wäre. Welch infame Behauptung. ;)
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    Wir querten die Insel zur anderen Seite (ordentliche Abfahrt – schön eng, schön steil) und fuhren in die Stadt Korcula, um wiederum eine Fähre nehmen zu können, dieses Mal hinüber zur Halbinsel Peljesac. In Korcula schlenderten wir wieder ein bisschen durch die Altstadt und nahmen die nächste Fähre hinüber nach Orebic. (Man zahlt meist etwa 10-15€ für 2P und 2 Räder für diese „kurzen Fahrten“. Für Split – Velka Luka bezahlten wir 32€ für alles. Preislich voll ok)
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    Der Track sah für Peljesac erstmal einen Anstieg auf 450m vor, mit anschließend welliger Weiterfahrt. Um das ein bisschen zu umgehen suchte ich eine Strecke an der Küste entlang aus. Sah fahrbar aus, bis auf ein paar wenige Meter, die vielleicht experimentell werden. Nema Problema. So der Gedanke. Anfänglich lief das auch ganz gut, bis wir zum Ort mit dem experimentellen Abschnitt kamen. Die Straße endete als Parkplatz, dahinter Weinberg.
    Also runter in den Ort gefahren, von dort führte auch ein Weg nach oben. Wiederholt zeigte sich hier die Qualität kroatischer Radwege. Denn das hier war wirklich ein Radweg. Stufen.
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    Etwa 350m Stufen. Wir brauchten ca. 30min, um alles nach oben zu schaffen. Schweißnass stand man dann dort vor einem Radschild, welches die Treppen hinunter wies. ´n Brüller. Der Weinberg konnte von hier noch einmal besichtigt werden. Man sah die Straße, vielleicht 150m entfernt. Kein Durchkommen. Tolle Sache. Das war es vorläufig mit Abkürzungen...dachte ich.
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    Die Qual ging aber noch weiter – ab hier wieder ordentlich Schotterweg und partiell sau steil. Wir waren mächtig hinüber und suchten nur noch nach einer Schlafstelle, konnten aber keine Stelle finden. Alles Hang, nichts zum Liegen. Aber man hat eigentlich immer Glück, man muss nur weiter suchen. So kamen wir noch zu einem verlassenen Campingwagen, welcher herrlichen Ausblick auf die Inseln hatte. Wir leisteten ihm Gesellschaft und versuchten beim Kochen nicht die Gegend in Brand zu stecken. Die Hänge waren bereits schwarz und verbrannt.
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  • bearbeitet February 2016
    #Tag21-DingacTrsteno

    Tag 21: Dingac – Trsteno: 76km 971hm[Strava-Link]
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    Der Tag zuvor steckte ein bisschen in den Beinen und die immer wieder arg verbrannte Gegend zeichnete ein etwas deprimierendes Bild.
    Aber wir waren wieder unterwegs, einem neuen Highlight auf der Spur – Dubrovnik, für den ein oder anderen auch als „King´s Landing“ aus Game of Thrones bekannt. Schon wieder so eine tolle Altstadt, die es hier wie Steine am Meer gibt – und doch wieder etwas anders. Aber noch waren wir ja nicht da. Neben den verbrannten Wäldern ist auch das nächste menschliche Konstrukt militärischer Historie ein interessanter Ort – Ston. Der wohl 2. längsten, erhaltenen militärische Mauer der Welt.
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    Die Menschen und ihre Kriege. Denn im Prinzip machten wir hier nichts anderes, als Nachkriegstourismus. So ziemlich jede Stadt besitzt einen altertümlichen Militärkern, mit Stadtmauern, Kasernen, ausgelagerten Burgen etc. Egal ob man nun die Kriege der Antike, des Mittelalters oder der 90er Jahre meint – von allem findet sich stets etwas in Reichweite, wie einem scheint. Nicht nur in Kroatien, sondern mehr oder weniger über all, wo wir noch hinkommen werden.
    Wir kamen zurück auf die Küstenstraße und begnügten uns damit, recht nah an Dubrovnik heran zu kommen. In Trsteno gab es ein Camp, aber wir wollten nicht so recht ins Camp. Auf der Suche nach einem Liegeplatz kamen wir zu einem Hafen, welcher als Badestelle genutzt wurde.
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    Umstanden wurde der Hafen von Häuserruinen, die komplett verlassen waren. Wir belebten sie ein bisschen, in dem wir uns mit dem Zelt mitten rein legten. Dank des Hafens hatten wir sogar eine tolle Dusche – wer braucht da einen Campingplatz? ;)
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  • #Tag22-TrstenoDubrovnikGruda

    Tag 22: Trsteno – Gruda: 53km 656Hm[Strava-Link]
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    Wir waren nun schon seit 3 Wochen unterwegs und immer, wenn sich die Gelegenheit ergeben hat, wusch man seine Klamotten. Das ist aber nur Schadensbegrenzung. Vor allem bei Temperaturen um die 30°C im Schatten hat man keine Chance. Am Abend ist man eben wieder 10m gegen den Wind wahr zu nehmen. Dem olfaktorischen Begleiter zum Trotz warfen wir uns mitten unter das Getummel von Dubrovnik. Es war Sonntag und folglich quoll die Stadt förmlich über. Doch sobald man die breiten Hauptwege verlässt, ist man fast allein. Keine 2 Ecken weiter vergisst man die Massen und sieht Arya Stark durch die Straßen jagen, immer auf den Fersen einer Katze – die Altstadt ist toll.
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    Und überall Katzen. (Sirko, du solltest hier dringend mal hin...:P) Wir aber hatten noch eine Mission. Seit unserem Aufbruch hatte sich nicht nur sukzessive mein Zahn verschlechtert, sondern auch die Flüchtlingssituation. Ungarn hatte die Grenze geschlossen, der EC von Budapest fuhr nicht mehr und wir wurden täglich von zu Hause angebettelt, umzudrehen. Ein Internetcafé diente uns als Werkstatt, in welcher wir eine neue Route schmiedeten. Die volle Runde wurde also schweren Herzens aufgegeben. 2h kostete dieses Gefriemel. Mazedonien, Serbien und Ungarn fielen raus. Albanien und das Valbona-Tal blieb, dafür fuhren wir nun durch den Kosovo, ließen das Durmitorgebirge auf dem Hinweg aus und schauten auf dem Rückweg, nach dem Kosovo, mal rein, um dann über Bosnien und Sarajevo Richtung Zagreb zu kommen. So nun also dieser Plan. Dass auch der nicht so gut klappen wird, war absehbar...

    Dieser nun schwelenden Enttäuschung, nicht überall hin zu kommen, konnte nur eines entgegen gestellt werden: Essen! Ein probates Mittel gegen schlechte Laune. Eine Fleischplatte für 2, die uns neidische Blicke vom Nachbartisch einbrachte.
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    Dubrovnik verließen wir über einen Radweg, der vielversprechend anfing. Asphaltiert, von Autos frei gehalten dank Pilonen – es sah ganz so aus, als würde Kroatien sich doch noch Gedanken um die Radfahrer machen. Na ja, oder auch nicht. Irgendwann trifft man unvermeidlich wieder auf die Küstenstraße, welche gerade schön an der Klippe entlang geht und mit Leitplanke gesichert wird. Und der Radweg? Der trifft auf die Leitplanke und endet. Man darf auf einem manchmal 1m breiten Streifen zwischen Planke und Klippe weiter fahren. Danke.
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    Wir fuhren noch bis vor die montenegrinische Grenze, bis nach Gruda. Fanny war davon allerdings wenig begeistert, was sich in dunklen Stimmungswolken immer mehr verdichtete. Die natürlichen Ressourcen unseres Zeltplatzes ließ diese aber wieder verschwinden – es gab wilde Brombeeren. (Bist du böse? Hier, Essen! Wie schon gesagt - tolle Allzweckwaffe bei Radfahrern. :D )
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    Die letzte Nacht in Kroatien. Lang genug durchstreiften wir diese Lande. Danach ging es weiter zur Schmetterlingsbucht und Kotor in Montenegro. Ein Land, auf welches ich mich seit Anbeginn gefreut habe. Dort wollte ich schon lange mal hin.
  • bearbeitet February 2016
    #Abschnitt3-Gruda-Shkodar(HR-MNE-ALB)
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    #Tag23-GrudaKotor

    Tag 23: Gruda – Kotor: 74km 510Hm[Strava-Link]
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    Wie so viele Grenzen in dieser Gegend, liegt diese auf einem kleinen Sattel. Es geht also bis zur Bucht bergab und das schon mit tollen Aussichten. Eine Adriabucht mit Bergen umstanden, die bis zu 1500m hoch sind. Das ist Klettergebiet, egal ob Bergsteiger oder Radfahrer.
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    Wir umrundeten die komplette Bucht, nutzen keine Fähre zum Abkürzen. Dieser vermutlich flachste Tag seit Anbeginn der Tour kam Fanny nur zu Gute. Ihr Knie muckte rum. Etwas ratlos darüber kam es nur zu Pass, dass wir ohnehin ein bisschen hier verweilen wollten. In Kotor erfragten wir Campmöglichkeiten und erreichten einige Zeit später ein zum Camp umgestaltetes Grundstück in Stoliv.
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    Den Leuten in Montenegro wird nachgesagt, dass sie die faulsten im Balkan sind, die Arbeitsscheusten. Dabei sind die Leute eben einfach eine Ecke entspannter als alle ringsum. Die meisten, die wirklich keine Panik aufkommen lassen sind aber vor allem Rentner. Wozu sich abhetzen? So war auch unser Campinginhaber. Herrlich entspannt die Leutchen. Genau so lax ist aber hier und da auch die Ansicht zur Straßenverkehrsordnung. Eine rote Ampel zählt nur im größten Stadtgedränge etwas. Auf dem Dorf sind das nicht mal gut gemeinte Hinweise. Wenn man sich einer Ampel an einer Baustelle nähert, winken einen die Bauarbeiter immer weiter, auch wenn was von der Gegenseite kommt.
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    Per Ferndiagnose schloss ich mich mit Bekannten von mir kurz, welche Physiotherapeuten sind, um Fannys Knie Linderung zu verschaffen. Wenig überraschend hieß es „Ruhe und Wärme“, was durchaus möglich war. Vor allem die Ruhe, hatte ich doch vor sie den nächsten Tag allein sitzen zu lassen und über die Berge zu heizen.
  • #Tag24-KotorSoloLovcen

    Tag 24: Kotor – Lovcen: Solofahrt - 135km 2990Hm

    Achtung: Diese Tagesbeschreibung wird nun einer normalen Knusperhexe-Kommentierung einer Cielab-Tour gleichen, weshalb ich Sie auch separat als Straßentourbericht online stelle.
    Wer sich für die Solofahrt interessiert, der soll einfach auf den nachfolgenden Link klicken.

    Tour Beschreibung Kotor Solofahrt
  • #Tag25/26-KotorRijecani

    Tag 25+26: Kotor – Rijecani: 75km 1412Hm[Strava-Link]
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    Hängt an der Tür des ortsansässigen Radfanatiker-Heims. Das ist auch mal ´ne Lösung....

    Kotor ist, wie schon einmal erwähnt, ebenfalls ein Wegpunkt auf der militärischen Landkarte, versehen mit alten Wehrmauern, Kasernen und all diesem Gehabe. Die moderne Kriegsführung findet sich zwar nicht mehr in mit Schießscharten versehenen Mauern, aber durchaus in der Vermarktung von solchen. Womit einem vielleicht klar wird, was die schwimmenden Festungen, bis unter die Reeling bestückt mit wehrfähigen Rentnern, hier zu suchen haben.
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    Wir scheuten den Kontakt heute jedoch mal nicht und warfen uns, in windiger Rüstung, mitten ins Altstadtgetümmel. Eine ruhige Besichtigung stand für heute auf dem Plan. Nach gut 30min Kletterei in praller Sonne, mit wohl fast 300 oder 400hm saß man mächtig feucht und verklebt auf den oberen Resten der unteren Stadtmauer. Wer hier früher Dienst schieben musste, der ist um nichts zu beneiden gewesen.
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    Bevor man das oberste Plateau erreicht, gibt es viele "Verkäufer" mit gekühlten Getränken. Je höher man kommt, desto teurer ist das Wasser. ;)
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    Hier ein minimaler Eindruck in Gelände, Untergrund und Begleitung. Die weißen Storchenbeine sind hervorragender Kontrast zu uns. :)
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    ...auch dies dient dem "Eindruck". Meine Platte schimmert und glitzert vor Schweiß... :)

    Ich persönlich wäre mal an einer Statistik interessiert, wie viele dieser bewegungseingeschränkten Touristen (gut, die Kähne sind riesig, aber dennoch begrenzt) beim Begehen der Stadtmauer einen Koller oder Kollaps oder einfach nur einen Fehltritt erleiden. Sorgten diese Mauern früher einmal dafür, dass "der Tod außerhalb der Stadt" gehalten wird, so sorgen diese heute wohl häufiger mal für eine erhöhte Sterberate "innerhalb der Mauern".
    Zum Abkühlen ging es in einen kleinen Pub, welcher mit dem verköstigte, was wir uns ohnehin fast jeden Abend gönnten - Bier. Aus "nur mal ein Bierchen" wurden dann 4 oder 5 für jeden von uns, was den Wassermangel wohl ausgleichen sollte. Das in Kooperation waltende Backwarengeschäft neben dem Pub verhalf auch noch zum Auffüllen der leeren Magenspeicher, womit es in der dusseligen Nachmittagssonne sehr beschwingt zurück zum Camp ging.
    Angekommen im Zuversichtsstadium, dass nur der Weg das Ziel ist, erfüllen gerade solche Ruhetage die teilnehmenden Pedalritter mit Wohlgefühl und Wonne. Na ja, und Bier. Immerhin gibt´s dort ja auch 2l Flaschen. ;)

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    Ein Dunstschleier hängt auf ca. 300m Höhe und sorgt für Rätsel. Brennt´s hier?
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    Achso, die machen wohl Frühstück. Glückwunsch... da fahr ich doch lieber weiter Rad.

    Tags darauf ritten wir mit wehenden Fahnen den ersten 1000Hm Richtung Lovcen entgegen. Auf dem Sattel sollte sich zeigen, ob wir das Mausoleum in Angriff nehmen werden, oder den Weg direkt zum Shkodaer See.
    Da auch Fanny diesen Anstieg lieber für sich bewältigen wollte, statt mein Gekeuche im Nacken zu haben, halte ich es hier mal ebenso - wer etwas über die Auffahrt lesen möchte, kann gern den Solobericht von Tag 24
    (#Tag24-KotorSoloLovcen) lesen. Für alle anderen gibt es jetzt nur Bilder, und kein getipptes Gehechel...

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    Ich bin einfach der geborene Photograph. Es gibt 24Kehren ohne Schild. Ich mache natürlich nur hier ein Bild... Klasse.
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  • bearbeitet February 2016
    #Tag27-Rijecani-Shkodar

    Tag 27: Rijecani – Shkodar: 99km 1517Hm[Strava-Link]

    Fannys Knie zwickte, also fuhren wir direkt Richtung Shkodaer See und nicht zum Mausoleum.
    Die idyllische Abfahrt verzückte, wir bereuten keinen Meter diese "Abkürzung".
    Die nun anhaltende Hitze entrückte, wir packten Wasser ein, so viel eben druff ging.

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    Wir näherten uns Albanien. Da geht schon ein kleines Kribbeln durch die Magengrube. Hier lag eindeutig mehr Müll am Wegrand herum, als sonst wo bisher auf der Tour. Müll. Eine Institution der menschlichen Notwendigkeiten. Wenn man ihn jedoch nur kreuz und quer verteilt, wirds nicht schöner. Ein Problem, was in den folgenden Ländern auf Grund fehlender Infrastruktur, fehlender Grundeinstellung und - Überzeugung ein fortwährendes bleibt.

    Doch zunächst verköstigte uns der lakonisch-lokale Montenegriner mit einer beschreibungspflichtigen Einlage:
    Direkt neben unserem Supermarkt der Wahl (Wasserkanister? Nehm ich! Alle! ;) ) verlief die Bahnstrecke. Dort darf natürlich kein Bahnübergang fehlen. Dieser Übergang besaß sogar Schranken. Warum das unüblich ist?
    Nicht, weil die Leute diese nicht kennen oder brauchen würden. Sie gehen nur sehr unachtsam damit um. Mehreren Aussagen meiner selbst zum Kontrast, ereignete sich ein Akt der Ungeduld. Von wegen die Montenegriner seien die Behäbigsten des ganzen Balkanraumes. Und von wegen, keine Müllabholung und Infrastruktur. Da war er doch, der Müllwagen. Seit 3min geduldig wartend am Übergang. Bis er seinen kleineren Straßengenossen, den Pkw, in Schlängellinie um die Schranken zu folgen versucht. Da war eine Schranke weniger an ihrem vorgesehenen Platz. Da sieht man nur staunend zu, während ringsum kaum einer Notiz davon nimmt.
    Zum Glück hat aber der Zugführer von seinen Landsleuten Notiz genommen. Er zuckelte in Schrittgeschwindigkeit vorbei...

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    Wer jemals von Kotor nach Shkodar fahren sollte, der nimmt bitte die Südroute vom See. Es ist zwar anstrengender, geht häufig um 100hm hoch und runter, aber auch um so vieles schöner als die profane Nordroute, mit ihrem unansehnlichen Flachprofil. :P
    Hier steckt man auf kleinen Wegen, zwischen Maultieren und Zigeunerrußdreckschleudern, knallheißen Sonnenhängen und verzaubernden Esskastanienhainen. Hier erfährt man die vollkommene Unaufgeregtheit dieser ganzen Nation, während man ihre an den Rand getriebenen Elemente Demokratie fremder und missachteter Einwohner, die Roma, zu Gesicht bekommen kann. Ein seltsamer Landstrich, aber enorm wertvoll, um Wertesysteme auch mal von aussen zu erfassen...

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    Die Verlockung, welche uns voran treibt, ist ganz klar der See. Es herrschen etwa 35Grad im Schatten, wir fahren auch in den Mittagsstunden, in welchen sich hier sonst nicht viel bewegt. Eine Bergkette muss überwunden werden, danach geht es in einem Bogen zur Grenze von Albanien, von welcher an es gilt, die letzten Ausläufer der Bergkette zu umrunden und endlich auf Wasser zu stoßen. Es ist die erste Grenze, die unsere Ausweise ernst nimmt. 50m später hält ein Albaner mit denglisch unser Übersetzungsprogramm im Hirn auf Trab. Er freut sich, dass wir Albanien besuchen, versteht aber nicht, warum wir hier sind. Vielen im Balkan geht das so.

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    Stundenlang fuhren wir mit dem Ziel vor der Nase durch diese Bruthölle. Stundenlang fieberten wir dem wässerigen Ende entgegen. Es kam, wie es häufig kommt - die Vorfreude verlief sich und beheizte stattdessen Frust. Diese Bergkette wollte nicht weichen, die Sonne jedoch hatte es nach geradezu lückenloser Schwerstarbeit auf unseren Köpfen nun eilig, sich dem Ende der Welt entgegen zu werfen. Uns lief einfach die Zeit davon, was ganz neue Talente heraufbeschwor. Selten hörte ich Fanny schönere Verfluchungen auf im Weg stehende, steinige Schmarotzer bergigen Ausmaßes mit ebenso großen Vorschlaghämmern wortgewaltiger Beleidigungen zusammenstauchen. Wir erreichten unser Utopia, unseren Garten Eden, unsere Badewanne des Glücks, unseren Hoffnungsschimmer am Horizont - und sahen, im letzten bisschen Tageslicht die nach totem Fisch riechenden dichten Algenteppiche am Ufer, die nach menschlichen Hinterlassenschaften riechenden menschlichen Hinterlassenschaften auf dem Ufer - es war grauenvoll.
    Wir wollten hier so schnell wie möglich wieder weg...

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    Hier am linken Bildrand gut eingefangen: Fannys Nemesis
  • #Abschnitt4-Shkodar-Valbona-Pec(ALB-RKS)

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    #Tag28-Shkodar-BajramCurry

    Tag 28: Shkodar – Bajram Curry: 85km 1342Hm[Strava-Link]

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    Kurz vor Sonnenaufgang beginnt unser Tag auf dem Rad

    Da es uns nicht in der unmittelbaren Nähe des Sees hielt, beschlossen wir schon am Vorabend dem Ratschlag unseres Reiseführers zu folgen. Dieser lautet wie folgt - wer gegen 6Uhr in Shkodar losfährt, schafft die 10Uhr Fähre im 60km entfernten Kamona, um mit dieser bis nach Fierza durch eine abgelegene und schwer erreichbare Gebirgswelt zu gondeln.
    Ohne Frühstück packten wir im Dunklen alles zusammen, schleppten die Räder bis zur Straße und stellten fest, dass ein Schleicher uns ereilt hat. Unser erster Platten, szenisch sowie dramatisch wunderbar ins Rampenlicht gerückt, vermochte er uns bis kurz nach 6Uhr auf zu halten. 60km sind nicht wirklich viel, aber das gilt nur, wenn man auf gewohnt durchgängig deutschen Straßen seinen Maßstab anlegt. Hier wiederum...
    Die ersten ca. 30km rollten gut, wenn auch mit wachsender Besorgnis kein Geld zu bekommen. Nachdem dies (Zeitverlust!) auch überwunden war, kam der wahre Gegner dieses Morgens in Sicht. Was hier als Straße sich ins Niemandsland verkleckern durfte, war eine Hubbelpiste par excellence.

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    So nah und doch so fern...?

    Unser Zuvertrauen, es bis 10Uhr zu schaffen schwand Meter für Meter, die wir uns über die Wellen kämpfen mussten. In einer Abfahrt mehr als 30km/h zu fahren verursachte arge Bedenken, weshalb wir gern drunter blieben. So überholten uns Laster und Touribusse gleichermaßen, wie vorüberziehende Zugvögel. Man hatte eine Ahnung, wo diese hin fahren, doch ob man je selbst diesen Ort erreichen wird scheint unwahrscheinlich.
    Das fehlende Frühstück ließ uns ebenfalls wanken.
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    Es kann in noch so abgelegene Gegenden gehen - die Strommasten bleiben dein ewiger Begleiter

    Irgendwann war es schon 10Uhr vorbei, die Fähre noch 5km entfernt, dennoch tuckerten weiterhin Touribusse an uns vorbei. Da die Fähre das wirklich Einzige sein kann, was es hier hinten gibt, beschlossen wir weiter zu fahren, egal was uns erwartet. Ich versuchte schneller da zu sein, einen Fuß in die Tür zu stellen - und ergatterte nur den ersten Platz dramaturgischer Pausen. Natürlich war es in einer Abfahrt, natürlich war ich schneller als 30, also sprang eine Fronttasche vor lauter Aufregung ins kreiselnde Messer. Speiche hinüber und halbseitige Aufhängung auch gebrochen. Großartig. Die Lethargie obsiegte jedoch noch nicht. Kabelbinder drum und weiter ging´s. Es erwartete uns die Mutter aller Rampen. Nicht nur, weil sie steil, windig und genial gelegen war - an der Felswand entlang gekrümmt, hinein in den Staudamm. Nein, sondern weil sie sich von so etwas läppischem wie Fels gar nicht erst aufhalten lässt. Rinn gings in den, natürlich, unbeleuchteten Tunnel. Was bringen einem Nabendynamos bei 7km/h? Jup - nicht viel.
    Um so drastischer ist die Antiklimax, welche man erklimmt, sobald man endlich das Licht am Ende des Tunnels erreicht hat. So eben noch als unidentifizierbare Zeichnungen im inneren eines Busses erscheinende Touries begrüßen dich mit Staunen, dass du es lebend bis hier hin geschafft hast.

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    Die Fähre war natürlich schon Jahrhunderte weg, aber es gibt noch kleine Boote, die es gerade so schafften, unsere Räder unter zu kriegen. Die Quälerei nahm ein, für uns, versöhnliches Ende. Wer es bis hier hin geschafft hat, der darf mehr als 3h Bootsfahrt erleben, bei welcher man sich konstant fragt, woher die menschlichen Prägungen an den Hängen kommen. Es gibt hier weit und breit keine Straßen, keine Wege, keine Häuser - und dennoch sind überall Zeichen von Leben. Da die mitfahrenden Menschen uns, im Gegensatz zu den nicht sichtbaren Heinzelmännchen in den Hängen, kaum zu begeistern vermochten, belasse ich es auch hier mal bei einem Bildband:
  • bearbeitet February 2016
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    Endlich Frühstück! Muah... omnomnom.... ich glaub, ich fress mein´ Bart...!

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    So ruhig und unberührt es hier auch erscheinen mag - selbst hier schwammen Müllreste im Wasser

    Wir kamen in Fierza an, entledigten uns einer Salzkruste im Fluss und vertrödelten die heißesten Stunden des Nachmittags, bis es weiter ging nach Bajram Curry, einer Stadt, welche nach einer wunderbaren Gewürzmischung klingt. Wir legten uns am Eingang vom Valbona Tal nieder und beschlossen den Tag mit dem Verputzen einer ganzen Melone. Es sollte der letzte heiße Tag werden. Wir wussten es nicht...

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    Eine mit Fördermitteln komplett neu hingelegte Asphaltdecke erstreckt sich vom Fuß bis zum letzten Zipfelchen in Lloma - unser morgiges Ziel.

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    Unser Hobo prügelt das trockene Brennmaterial durch.
  • bearbeitet February 2016
    #Tag29-BajramCurryValbona

    Tag 29+30: Bajram Curry – Valbona: 26km 786 hm [Strava-Link]
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    Nach getaner Arbeit zeigt sich Hobo schon mal von seiner Schokoladenseite.

    Von allen Ländern war Albanien das, mit den euphorischsten Menschen für uns. Die Kinder jubelten und schrien, die Erwachsenen begnügten sich mit „zivilisiertem“ Verhalten, und begleiteten uns manchmal für einige hundert Meter im Auto – wahlweise vor oder hinter uns. Dies hatte nie, wirklich nie, einen bedrohlichen Aspekt. Die Albaner waren einfach überrascht, zwei Menschen auf dem Rad reisen zu sehen. Wie schon vorher erwähnt – diese Art des Reisens ist dort keinesfalls verbreitet. Es gilt möglichst schnell Auto fahren zu können und es nie wieder zu verlernen. Es kann nur vorkommen, dass man sich von Auto zu Auto etwas umgewöhnen muss. Das Lenkrad findet sich mal links, mal rechts. Scheint der Laune des Monteurs überlassen zu sein. Oder der Art des importierten Wagens...

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    Der Aufstieg ins Valbona-Tal ist eine Sackgasse für alle, die nicht zu Fuß unterwegs sind. Die neu gebaute Straße ließ einen den Regengott beschwören, sich nicht all zu voreilig zu zeigen. Keinerlei Hangsicherung, alles voller Sand und Gestein und Geröll. Mehrere Einschlagstellen im Asphalt von sehr großen Brocken - wenn´s hier regnet, spült nicht nur Wasser diese Straße herunter...

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    Anfänglich in stufigen auf und ab Bewegungen voran kraxelnd, kamen viele Familien vorbei, die ihr Wochenende hier verbringen wollten. Die Albaner scheinen sehr national gebunden Urlaub zu machen. Im oberen Abschnitt werden die Steigungen anhaltender und stärker, bis man auf etwas über 950m das eigentliche Tal erreicht. Hier ein Wochenende verbringen? Voll und ganz nachvollziehbar. Der Bergfluss ist klar und kalt, die Bergrücken verlockend doch zugleich unnahbar.

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    Das blaue Dach ist unsere Unterkunft

    Wir wollten campen, jedes zweite Schild verkündete auch "Camp", aber alle waren geschlossen. Wir entschieden uns jedoch zugunsten des Wirtschaftsraumes für eine Unterkunft und gegen das Wildcampen. Da ordentlich Regen bevorstand, erschien diese Entscheidung im Nachhinein als weise. Vor allem war sie aber genial, was das Essen betraf.

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    Auf exakt 1000hm endet die Straße und wird zu einem Weglein.

    Wir blieben 2 Tage, machten Bekanntschaft mit einer Engländerin, verspachtelten mehrere Hauptgerichte, die für mehrere Personen gedacht waren, spielten, schrieben und lasen und froren ein wenig. Nach 35°C waren die nun herrschenden 15Grad viel zu wenig.

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    Wichtig auf jeder Reise - gute Lektüre. Wir verschlungen Andy Weirs "Der Marsianer", mehrere Bücher von Eoin Colfer aus seiner "Artemis Fowl" Reihe, "Jenseits von Eden" von John Steinbeck und weitere...

    Manche Zubereitung unserer Speisen dauerte auch gern mal 2 Stunden, was man dann allerdings serviert bekommt - Festessen! Probiert die regionalen Spezialitäten, ihr werdet es nie bereuen.

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    Ein weiterer Aspekt des Balkanraums, welcher selbst für unbelehrte Besucher nicht weg zu denken ist, ist die Beachtung der Familie. Weg von der Straße, suchten wir das Einsame. Wir liefen durch die Hügel, stibitzten Brombeeren von den Streuchern, hörten Kuhglockengebimmel und fanden aus Stöcken gefertigte, provisorische Zäune, die Grundstücke von Eremiten umschlossen.
    Eremit? Von wegen. Noch während wir an die stumpfe Einfältigkeit des naturverbundenen und geknechteten Lebens im albanischen Alpenraum glauben, stolzieren Enkel und Urenkel mit Goldkettchen, Stöckelschuhen, Kniestiefeln, pinken Leggins und mächtig Pomade im Haar über den Acker, auf Besuch. Auch wenn sie optisch so gut reinpassen, wie Borax in seinem roten Einteiler in die Blue Man Group, gehören sie einfach hier her - und sind auch da. Bombastisch und schräg. :)

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    Schafe hüten mit Regenschirm
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