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[Bericht] - Stoliv- Sveti Iljia - Kotor - Lovcen - Cetinje - Kotor - Stoliv

Das ist eine Vorab-Version. Habe gerade nur Zeit sie noch hoch zu laden, nicht aber sie zu überarbeiten. Hoffe, dies kommt demnächst noch...


[Strava-Link]



Innerhalb der ersten Woche der Tour fiel es mir vermutlich am schwersten, die Beine ruhig zu halten. Klar gab es einige Anstiege, wo ich das nicht zeigte, aber irgendwann kühlt man etwas runter und gewöhnt sich recht gut an das vorherrschende Tempo. Man braucht nicht mehr so häufig Druck aufs Pedal zu pressen, nur um mal wieder diesem Drang nach zu geben. Nach fast 3 ½ Wochen war es aber so weit, dass ich genau dies mal machen konnte. Mit 40-50kg Gepäck ist es schwer einzuschätzen, wie schnell man denn ohne dem Krempel den Hang hoch kommen würde. Es gab 2 Anstiege, die ich mir gern angesehen hätte. Zum einen Kotor - Lovcen. Gut 1600Hm, ordentlich viele Serpentinen und vermutlich eine traumhafte Aussicht von oben, denn man fährt nicht auf einen Pass, sondern wirklich zum Gipfel. Sowie die Serpentinenauffahrt hinter Risan Richtung Niksic. Gute 800Hm, mit interessanter Abfahrtsoption – während die Straße hinter Risan sich am Hang nach oben schlängelt, gibt es noch eine größere E-Straße, welche hangseitig gerade herunter gezogen wird. Fast eine perfekte geneigte Ebene, mit schön viel Tunnelabschnitten unterwegs. Dort runter zu rauschen könnte Spaß machen.
Aber wie schon gesagt, ich hatte keine Ahnung wie ich meine Beine einzuschätzen habe und wollte es „ruhig“ angehen. Um nach Kotor zu kommen, dem Startpunkt der Jezerski Vrh Auffahrt ( = Lovcen), könnte man dies leicht schaffen und einfach die Straße an der Bucht zurück fahren. Da mir dies aber nichts über die Beine verraten würde, wollte ich über den Huckel fahren, welcher direkt hinterm Camp aufragte. Das GPS zeigte ein paar mögliche Wege und ich entschied mich für eine 400Hm Variante, die oben vermutlich auf Schotter verläuft.
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Auffahrt nach der Asphaltstrecke zum Sveti Iljia

Also Wasser in die Flaschen, bisschen Knabberzeug in die Rückentasche (Doppel- und Javakekse) und gegen 10Uhr los gefahren. Erstmal 5km flach genossen, bevor es links in den Berg rein ging. Auch wenn ich bis vor kurzem nicht der größte Freund von zu viel Statistik während der Fahrt war (sprich: permanent auf die Werte starren, wenn man denn eine Möglichkeit hat, sich welche anzusehen), da ich auch schlichtweg nicht mal einen Tacho besaß, versuchte ich die Aufregung, die mir in den Beinen steckte, mit Blicken auf´s GPS unter Kontrolle zu halten. Die Vertikalgeschwindigkeit war mein Maß, an welchem ich mich orientieren wollte. Ich dachte mir, wenn ich bei ca. 800Hm/h bleibe, merke ich recht schnell, wie die Beine so laufen, ob ich das überhaupt halten kann. Die ersten 3,3km und 245Hm dieses Anstiegs verlaufen auf einer gut asphaltierten Straße und ich scheiterte kläglich am Versuch, mich unter Kontrolle zu halten. 1100-1200Hm/h prangten auf der Anzeige und ich war nicht fähig, das zu vermindern. Verdammte Selbstbeherrschung. Nie ist sie da, wenn man sie mal braucht. Was soll´s, das lief einfach. Wenn die Beine halt wollen, dann sollen ´se eben machen. Denkste. Denn wenn der eigene Kopf nicht fähig genug ist, den Beinen Einhalt zu gebieten, dann macht es eben der Weg. Kaum hatte man das vorletzte Haus des kleinen Ortes passiert, verliert sich der Asphalt in einem rumpeligen Weg. Von wegen Schotter. Dort ragten kreuz und quer Steinkanten aus dem festen Boden. Da wäre mir Schotter um Welten lieber gewesen. Ich hatte Probleme den Lenker gerade zu halten, bzw. meine Hände, schön schweißnass, überhaupt am Lenker zu lassen. Ich rutschte andauernd weg. Es war furchtbar. Mit 37mm Reifen, 5 bar und komplett ungefedert dort drüber zu hubbeln fühlte sich mächtig falsch an. Nach und nach kam dann aber doch der Schotter und irgendwie wurde es dadurch fahrbarer.
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Da nur die Handykamera mitgeführt wurde, war gegen gelegentliche Schweißtrübungen auf der Linse nichts zu machen...

Kommentare

  • bearbeitet February 2016
    Klar gab es auch tiefe Rinnen, in die man nicht kommen wollte, aber einiges war festgedrückt und bot damit guten Untergrund. Der Dämpfer hatte aber ausgereicht, um mich ein bisschen mehr Kontrolle aufbauen zu lassen. Zudem steigt man dermaßen beständig nach oben, dass man beim Blick zur Seite schon mal fast stehen bleibt, so überrascht ist man vom Blick auf die Bucht und ihrem Zugang zum Meer, sowie dem Flugfeld, welches einige 100m unter einem liegt.
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    Blick von ca. 400m Richtung Buchtausgang

    Es waren schon fast 400Hm geschafft, die Beine keineswegs müde, ich wusste, das wird heute was. Kann ja auch nicht mehr lange dauern, dann bin ich hier drüber. Tja. Das GPS ist da manchmal leider ein bisschen abhängig von seinem eingespeisten Kartenmaterial. So was kann Fehler beinhalten. Zum Beispiel bei Vorhersagen der Höhe...
    Als ich bei 500Hm ankam, wurde es steiler. Schottriger. Und wie „gleich oben“ sah es nun wirklich nicht aus. Bei 600Hm kamen die krassesten Rampen. Deutlich über 20% und Schotter über Schotter. Dass ich dort nicht ausklicken musste, wundert mich echt sehr. Ich drehte häufig das Hinterrad um 1 Drehung, machte aber nur eine Halbe Vortrieb.
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    Was´n Scheißteil! Dann erlaubt sich der Weg auch noch die Frechheit, einem die Option darzubieten, einfach vor dem Gipfel abzudrehen und nach Kotor weiter zu fahren. Also wenn schon, denn schon. Schon wieder verschätzt. Die nächsten 4 Kurven waren dermaßen eng und steil und schottrig, ich schaffte es kaum rum zu kommen, geschweige denn im Sattel zu bleiben. Die letzten 2 Kurven musste ich schieben.
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    Das war kein Schotter mehr, das war ein Geröllhang mit viel zu großen Steinen. Habe in unserem Camp am Tag danach zwei deutsche MTB´ler getroffen, die meinten, dass sie dort auch nicht hoch kamen, ohne zu schieben. Dieser Berg sollte ein kleiner Einstieg für mich sein, ein Indikator. Jetzt hatte ich fast 700Hm gemacht, mit mehr als der Hälfte davon auf furchtbarem Untergrund. Hier war nicht das Hochkommen das kraftzehrende Element, sondern das Ausgleichen und -balancieren während man versucht hoch und gleichzeitig nicht auf dem Boden auf zu kommen. Die Beine liefen gut, aber dieses kleine Abenteuer hatte seinen Tribut gekostet. Mit etwas Bammel vor der unbekannten Abfahrt, zockelte ich wieder los.
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    Immerhin lohnt sich die Quälerei...

    Hier mal wieder ein Einschub alltäglicher Problemtik: Das GPS lief auf Akku, aber das ist natürlich keine sonderlich sinnvolle Variante, wenn man auf einer 2Monatstour ist. Um nie mal ohne Saft da zu stehen, hatte ich, klar, Ersatzakkus dabei, doch vor allem einen SON 28 eingebaut, um ordentliche Effizienz zu haben, sowie die B&M Luxos IQ 2 mit USB Ausgang, um während des Fahrens den Akku zu laden. Diese ständige Teilladung macht den Akku zwar auch fertig, schon klar, aber die NiMH-Akkus sind in der Hinsicht recht vergebend. Es kostet Gesamtkapazität, aber auf ca. 10h Akkuleistung im GPS bringt er es nach 2 Monaten immer noch (Zu Beginn waren es etwa 16h).
    Gut, damit sind die technischen Fakten auf dem Tisch. Schön. Aber was will ich damit sagen? Immer wenn ich das GPS ans USB anschloss, wurde aufgeladen – insofern ich eine Geschwindigkeit von 12km/h oder mehr erreichte, sich der Pufferakku laden konnte und dann schön das GPS befeuern. Auf diese Weise konnte man bis zu 8 oder 9km/h für einen Zeitraum von 20-30min absinken, bevor der Pufferakku leer ist und nicht mehr genügend Spannung für´s GPS konstant gehalten werden kann. Sobald man aber unter 7km/h kommt, hat man nicht mehr viel Speicher. Wenn der Ladestrom versiegt, fragt einen Garmin sofort, ob man auf Batterie schalten möchte. Man hat 30sek Zeit, diese Abfrage zu sehen und zu bestätigen. Sollte man dies nicht machen, schaltet sich das GPS von allein aus. Bekommt es danach wieder Strom, geht es auch von allein wieder an. Nervig war das aber durchaus, denn aller 30sek hab ich definitiv nicht drauf gesehen. In der Auffahrt hier hoch hatte ich es konstant angestöpselt, es konnte durchgängig Strom ziehen. In der Abfahrt gelang mir das nicht mehr.
  • bearbeitet February 2016
    Die ersten 2km Abfahrt waren so schottrig, steinig und teilweise auch gefährlich für´s Material, dass ich fast zu langsam zum Laden des GPS da runter bin. Mehr als einmal sprang mir ein schöner Stein ans Schienbein, und einmal krachte es dermaßen im Gebälk unter mir, dass ich schon dachte, es hätte mir gerade das Kettenblatt verbogen. Definitiv kein Rad für solche Wege. Das hatte ich mir wahrlich ein bisschen anders vorgestellt.
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    Aber das Material meckerte nur mit Geklimper, es blieb unversehrt. Irgendwann konnte man auch mal die Hände etwas von der Bremse weg ziehen, der Weg wurde besser. Doch Obacht, die ein oder andere Kuhherde stand in der Einflugschneise. Wenn man endlich auf einer Höhe von ca. 200m wieder auf die Straße trifft, ist man schon sehr erleichtert, diesen Abschnitt hinter sich gebracht zu haben. Die Fahrfreude baute sich wieder auf. Toll. Weniger schön war, dass ich nun schon gut 2h unterwegs war. Gut, ich stand bereits in der Auffahrt nach Lovcen, doch wie geplant lief das nicht. Ich hatte ohnehin nicht vor, diesen tollen Anstieg abzukürzen – zudem brauchte ich neues Wasser. Ich fuhr herunter nach Kotor, im Wissen, genau diese Straße gleich wieder hoch zu fahren und versorgte mich in einem Kiosk mit Wasser und einer Fantadose, sowie beim Bäcker mit etwas Kalorien. Nach etwas mehr als 15min Standzeit schwang ich mich wieder auf´s Rad und freute mich auf das, was da kommt. Von etwa 20m Höhe startend geht es nun, mit ein paar kurzen Abfahrten gespickt, auf eine Höhe von 1560m. Somit hat man ungefähr die gleiche Höhendifferenz (~1650Hm) wie am Speikkogel zu überwinden, welcher ja bei der diesjährigen ES der Endgegner war. Allerdings benötigt man hier fast 33km bis zum Gipfel. Der Speikkogel hat nicht mal halb so viel „Anlaufstrecke“. Der Vorteil dieser vielen Kilometer liegt auf der Hand – die Steigung ist moderat. Also total moderat. Im unteren Teil, den, welchen ich gerade herunter gefahren bin, hat man maximal 6%, im Schnitt vermutlich 3-4%. Hier könnte man richtig hoch toben, was viele bestimmt auch machen, aber die sind nicht mit Reiserad unterwegs und häufig auch nicht in der Mission, bis ganz hoch zu fahren. Ich ließ es endlich etwas ruhig angehen und kam doch zügig voran. Man bewegt sich im gegenüberliegenden Hang des eigentlichen Anstieges nach oben und wechselt dann an der Kreuzung, auf welche ich vorhin traf, sozusagen die Hangseite. Würde man gerade aus fahren, ginge es wieder herunter, Richtung Tivat/Budva. Man hält sich links und bekommt gleich mal 2 Dinge serviert – eine deutlich engere Straße und etwas mehr Steigung. Plötzlich sind es mal fluchs 8% und der ein oder andere Kipplaster drängelt sich hier hoch. Lange hält die Steigung aber nicht an, man kehrt zu angenehmen 5% zurück (maximal 7) und fährt konstant den Hang entlang, immer mit linksseitigem Blick in die Bucht und den gerade befahrenen Gegenhang. Ein Blick auf´s GPS verrät, dass die enger stehenden Serpentinen sich nähern. Eine meiner kleinen Fehlspekulationen des Tages, war der Sonnenstand im Bezug zum Hang und meiner Uhrzeit des Aufstiegs. Ich war mehr als 1h später dran, als ich gehofft hatte. Zudem steht die Sonne wirklich hoch und grell am Firmament dieser Tage. Es war warm. Ich versuchte dennoch schön konstant voran zu fahren und das um mich herum auf seine schöne Aussicht und berauschende Höhensteigerei zu reduzieren, sodass ich mich nicht zu sehr aus der Konzentration bringen lasse.
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    Die spätere Abfahrt Richtung Cetinje, für Busse zugeschnitten.

    Es war mitten unter der Woche und die Touristensaison ist schon fast vorbei. Mein Glück, denn sonst wird auf dieser engen Straße vermutlich mehr los sein. Dennoch gab es allerhand Autos, die in jeder 2. Serpentine anhielten, um Photos zu schießen. Einige dieser Autos bzw. dessen Insassen sahen mich mehr als einmal und wurden bei jedem weiteren Zusammentreffen euphorischer. Tatsächlich kann es so weit kommen, dass man für die 10 schnell aufeinander folgenden Kehren, die im Bereich 600-850Hm liegen, seinen ganz privaten Fanclub hat, welcher schon bereitsteht, wenn man durch die Kehren zwirbelt. Ein weiterer toller Fakt an Montenegro, neben seiner herrlichen Topographie, ist auch eindeutige Erfahrung im Straßenbau am Berg. Die Kehren dort sind keine bocksteilen Wände, die einfach hingeworfen wurden. Sie sind meistens ausgebreitet und reizen einen jedes Mal zum Beschleunigen. Es war zwar noch recht weit bis zum Gipfel und es konnte nicht ewig so flach bleiben, aber hier kann man sich nicht beherrschen. Es wurde in jeder Kehre beschleunigt und Schwung mitgenommen.
  • bearbeitet February 2016
    Ein tolles Teil, dieser Berg. Doch weiß man nie, wie es weiter geht. Der Waldbestand ist lässt nur selten Blicke auf die Straße über einen zu. Auf 900m Höhe (schon 20km Anstieg geschafft) hat man die Serpentinen (und meistens auch den Fanclub) hinter sich gelassen und erreicht eine 90° Kurve mit Souveniershop und Aussichtspunkt. Kurz danach geht es auf einmal in eine leichte Abfahrt. Wer die Böcke hat, und ich hatte sie auf jeden Fall, der kann hier das große Blatt reinhauen und schön durchziehen. Man verliert etwa 25hm, bevor es wieder um eine Kurve geht und schon ist man wieder im Trott bzw. Tritt. Ein kurzer Tunnel und ein Sattel signalisieren das Ende dieses Abschnitts. Fast 23km lang war man nun schon auf einem Mittel von vielleicht 5% Steigung unterwegs. Auf dem Sattel gibt es eine Kreuzung und ein Schild „Lovcen“ nach rechts. Genau diesem geht es hinterher. Es sind noch 10km und etwas mehr als 600Hm. So langsam sollte die Steigung mal anziehen. Et Voila – sie macht es. Man fährt in einen Wald rein und darf das erste Mal mit über 10% rangeln. Das hält sich. Für etwa 150Hm bleibt es bei deutlich über 10% und wer von dem 23km Trott nicht los kommt, der wird versuchen hier durch zu drücken. Endlich begann mal der Kampf gegen den Berg. Der Fahrrausch war noch da, aber die Geschwindigkeit eine deutlich andere. Zog man vorhin mit über 20km/h um die Kehren, denkt man nun, bei vielleicht 15km/h – Berg oder du? Wer gibt zu erst nach? Als es aus dem Wald heraus geht, sieht man das erste Mal überhaupt, wo man zum Schluss hin möchte.
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    Ist gar nicht der Jezerski Vrh, sondern der Stirovnik

    Auch wenn der Gipfel der 2. Höchste der Gegend ist, sieht man ihn von unten aus nirgends. Nun aber ragt ein schöner Steinbrocken mit Antennen oben auf und belächelt dein schwitzendes und schnaufendes Selbst, das sich auf einer noch engeren Straße mit seitlich ausgebrochenen Asphaltstücken hinauf schiebt, während gelegentlich die SUV´s vorbei drängeln (Die Zeit, dass nur min. 35Jahre alte Ladas gefahren werden, ist in dieser Gegend vorbei.). Das nächste Flachstück kommt, ich bin bei etwa 1100m Höhe und zische meine Fanta rein. Genau der richtige Moment für diese kleine „Pause“. Angehalten wurde aber nicht – nur um kurz die runter gefallene Sonnenbrille einzusammeln (immerhin lasse ich die Teile nicht immer liegen...). Da man auf die Rückseite des Berges muss, um hoch zu kommen, ging es nun schön außen herum, stets mit Steigungen, die 8% deutlich übersteigen, aber hier und da unverhofft flacher werden. Erreicht man nun diesen Rücken, wird es Zeit für Eingeständnisse – Was ich so eben für mein Ziel gehalten hatte, war in Wirklichkeit der Stirovnik, mit 1748m der höchste Gipfel der Gegend und Sperrgebiet.
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    Jezerski Vrh mit seinem Mausoleum ist etwa 1650m hoch und liegt etwa 1,5km weiter östlich. Somit neu orientiert war es einem auch egal – weiter rauf ging es sowieso.
    Auf 1400m Höhe erreicht man wieder mal ein Zwischenhoch und darf 50Hm abfahren. Am Ende dieser kurzen Raserei steht wieder ein Souveniershop sowie eine Kreuzung. Die von mir gewählte Straße ist nicht die einzige Anfahrt, aber von Kotor aus gesehen die deutlich kürzere. Die längere Variante bietet aber genügend Platz, dass auch Busse dort hinauf kommen. Für die letzten 3km wird die Straße also wieder richtig breit, aber auch nicht übel in der Steigung. Um die 10% bleibt es bis oben. Die letzten Hm, eine lange Gerade, welche hauptsächlich als Parkplatz genutzt wird, verlangt einem viel ab. Nach 1600Hm und etwas mehr als 2h Fahrt war ich durchaus nicht mehr frisch zu nennen und die dort herumstolpernden Touristen gaben am wenigsten Acht auf irgendsoeinen dahergelaufenen Radfahrer, der hinter ihrem geparkten Superschlitten vorbeieiert. Nach 33km Anstieg von einem SUV überrollt zu werden kann definitiv nicht auf einer Löffelliste stehen. Auf meiner auf jeden Fall nicht. Unversehrt und heil erreichte ich doch entgegen aller Attacken die Plattform, von welcher man nur noch per Treppe weiter kommt. Unter der Plattform befindet sich ein Restaurant, 100m weiter oben das Mausoleum.
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  • bearbeitet February 2016
    Dort stiefelte ich nun hin, setzte mich, knabberte meine Java-Kekse und genoss den Blick. Montenegro ist ein reizvolles Land. Egal in welche Richtung man sah, es gab Abwechslung. Nicht alles stupide Gipfel aneinander gereiht. Im Süden liegt die Adria, im Westen die Bucht, im Osten der Shkodaer See und im Norden das restliche Montenegro. Es war herrlich dort, aber schon ganz schön spät. Ich vermeldete per SMS an Fanny, dass ich versuchen werde gegen 16:00Uhr zurück zu sein. (Es war gegen 14:45Uhr) Dennoch zog ich im Restaurant ein Bier und eine Fanta, kippte es rein, holte eine Flasche Wasser aufm Klo und es konnte weiter gehen.

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    Für die Abfahrt wollte ich natürlich nicht den gleichen Weg nehmen. Rizan und seine Serpentinen hatte ich schon abgeschrieben, dafür war es schon deutlich zu spät, aber wie schon gesagt, gab es eine weitere Straße, die hier hoch führte, welche für Busse gebaut schien. Da sie außen herum ging, sollte sie deutlich fahrbarer sein, als die letzten 10km zum Gipfel. Denn unsere Radtour ging ja weiter und auch Fanny würde gern zum Mausoleum hoch. Doch mit den aktuellen Kniebeschwerden hielt ich es für keine gute Idee, auf 10-14% Rampen herum zu krauchen. Ich versuchte also die andere Strecke auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen. Das hätte ich mal lieber etwas genauer geplant. Ich versuche es kurz zu halten: Vom Gipfel bis Kotor sind es Luftlinie ca. 10km. Der Weg über Cetinje und Njegusic zurück nach Kotor zog sich jedoch auf 60km Länge. Doch nicht nur das war etwas, was mich kalt erwischte. In Cetinje hat man eine Höhe von 660m. Darauf folgt eine Auffahrt auf 1120m. Wieder hinab auf 840 und wieder rauf auf 960m, bis es endlich nur noch berg ab geht. Ich musste mehr als 500Hm zusätzlich machen. Was ich Lovcen hinauf nicht machte, war nun das einzige Mittel: alles krachen was geht. 16:30Uhr war reinste Utopie. Hätte ich nur geschafft, wenn ich den direkten Weg genommen hätte. Als ich den Sattel wieder erreichte, von welchem es vorhin rechts abging, war es bereits 16:30Uhr.
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    Es wurde spät, ich hinterließ Schweissspuren auf dem Asphalt und dennoch - Anhalten gehört hier einfach dazu.

    Nun kam der schöne Teil der Abfahrt. Die letzten 35km hatten zwar mächtig an den Vorräten gezehrt, aber die nun anstehenden 20 Serpentinen sollten richtig Spaß machen. Ich überholte sogar einen Bus, der gerade günstig in einer Kehre stand und ließ mich möglichst wenig aufhalten. Da es aber mit kaum 5% im Schnitt berg ab geht, muss man ganz schön trommeln, wenn man denn aus den Kehren herauskommen will. Ich merkte ein Loch im Bauch, hatte aber nur noch das Ziel durch zu ziehen. Die letzten 2-3km war ich schon mächtig alle, bevor ich auch nur Kotor erreichte. Von hier waren es noch 10 flache km bis zum Camp, welche ich mit herrlichen 25km/h max bewältigte. Ich war platt, hatte Hunger und ein bisschen schlechtes Gewissen, dass es nun schon fast 17:45Uhr war. Von wegen 16:30Uhr. Aber was soll´s. Der Tag war toll. Die 3 Wochen Tour sowie die bisherige Saison zeigten Wirkung. Die Beine hätten mehr gekonnt, ich hatte mich nur manchmal doch zurück gehalten oder, aus eingebildetem Zeitmangel, unterernährt, so dass die letzten km schön erschlafften. Das hat enorm viel Spaß gemacht und ich konnte die ganze Zeit nur denken, das nächste mal auf dem Hirsch sitzen zu wollen. Dann rollt sich das ganze gleich noch mal so schnell. :D
    Fazit: Montenegro, die Bucht von Kotor – 1 oder 2 Tage kann man dort auf jeden Fall verbringen, ohne Langeweile erdulden zu müssen. Ganz im Gegenteil – so wie der Rest des Landes verleitet es einem nur stets dazu, sich diesen tollen Bergen an den Hals zuwerfen. Dort geht’s definitiv mal wieder hin.
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