So kurbelte ich da gemütlich nach oben. Geschwindigkeitssperre eingebaut und dauerhaft 34:29 gekettet. Da war ich nun an drittletzter Position, aber hatte Rot sicher. Der Tacho ging auch nicht mehr, wahrscheinlich war ich sehr langsam. Da kann man sich aber ganz auf die Landschaft konzentrieren. Sehr schön, wirklich. Unterwegs habe ich noch zweimal angehalten. Einmal Wasser an einer Quelle aufgefüllt und ein zweites mal um die Regenjacke auszuziehen. Nachdem ich vielleicht 900 Höhenmeter bewältigt hatte, sind Jens und Axel in ziemlich weiter Entfernung zu sehen gewesen. So ganz wollte ich mich nicht geschlagen geben. Als letzter wollte ich dann doch nicht ins Ziel kommen. Da mein Tacho nicht ging, wusste ich auch nicht genau, wie wie viele hm es noch sind. Ein Schild sagte 1800 m Höhe, Sirko’s Mutti meinte wenig später ebenfalls es seien nur noch 200 hm. Gestimmt hat beides nicht, es waren noch etwa 500 bis 600 hm. Aber mir gab das die Sicherheit, jetzt Druck machen zu können, ohne energietechnisch einzubrechen. Also bin ich so schnell es ging nach oben um noch ein bisschen Spaß zu haben. Angetrieben vom dramatischen Wetter und von Rene Müller, der sicher wieder überragende Bilder gemacht hat, wurde hinten teilweise das 23er Ritzel aufgelegt, Jens und Axel eingeholt. Axel witterte die Chance noch Thomas Rex zu kassieren und damit das Blaue Trikot zu gewinnen. Zusammen fuhren wir in einem sehr schnellen Tempo nach oben. In den letzen Serpentinen tauchten plötzlich immer mehr Fahrer auf. Alle wurden geschla..., nein nur überholt ;-) Slalom um die Kühe auf der Straße und schon war die Hütte in Sicht. Bei strömenden Regen und ein paar Schneeflocken ins Ziel am Melchboden. Überraschend Platz 4, aber viel wichtiger: Rot gewonnen. Dem ehrenvollsten Trikot? Nein! Ich opferte mich nicht für die Gruppe, sondern vielmehr für den Gewinn des Roten Trikots und weil es sich an der Spitze einfach besser fahren lässt. Reiner Selbstzweck. Teilweise gibt es da schon einen Kampf um die beiden Plätze an der Spitze des Feldes. Ob das gut ist? Meiner Meinung nach braucht die Elbspitze keine besonderen Wertungen einzelner Fahrer. Schwarzbachwachtsattel und Gerlospass haben gezeigt, dass es ohne sehr gut geht. Mir persönlich hat das viel mehr Spaß gemacht als der verbissenene Kampf um die Bergwertungen Moldava und Plasy. Anderseits bin ich natürlich sehr stolz das Rote Trikot des Aktivsten Fahrers tragen zu dürfen, genauso wie alle anderen Gewinner der Wertungstrikots. Großen Dank an die vier Organisatoren sowie die Helfer, die ES12 erst ermöglicht haben.
[cite] JörnB:[/cite]Mich würde eher interessieren, wie viele Teilnehmer das Ziel erreicht hätten, wenn nicht einige Hörnies nur an irgendwelche Wertungspunkte gedacht hätten.
Für mich zeugt es eher von Stärke, wenn ein Topfahrer am Berg bei einem der schwächeren Teilnehmer bleibt, als wenn er wie bekloppt das Ding hochrasen muss.
Ich bezweifle das ohne Wertungspunkte mehr Teilnehmer das Ziel erreicht hätten. Davon mal ganz abgesehen, sollte jedem Teilnehmer an der Elbspitze beim Lesen des Reglements klar sein auf was er sich da einlässt, oder spätestens dann wenn er mit diesen "Hörnies" mal eine Runde in unserer Gegend gedreht hat. Jedem der entspannt Langstrecke fahren will kann ich nur die Fichkona empfehlen.
naaaar, da wäre ich mal ein bisschen vorsichtig mit der Aussage, dass die Bergwertungen die Leute gebrochen haben. Es ist ja nicht so, dass da jeder mitfahren muss - und wer nicht mitfahren will, oder kann, der ist für normal nicht alleine unterwegs. Es gibt durchaus noch 1 oder 2 weitere Fahrer, die sich zu einem gesellen, um "gemütlich" hoch zu fahren. Ob da noch ein stärker Fahrer dabei sitzt oder nicht, ist in dem Falle ja eigentlich schnuppe, am Berg leidet eh jeder für sich selbst allein. Und oben wird ja schließlich auf den Letzten gewartet.
Ich sehe es ein bisschen kritischer beim Roten Trikot - wenn sich dieser Kampf nun zu einem aufopfern und übertrumpfen in der Ebene führt, hat das viel eher Folgen für die Gruppe, als die Bergsprints.
Dennoch würde ich nicht behaupten, dass die Wertungstrikots sich derartige gravierend auf die Finisheranzahl legen.
Aber ich kann, in gewisser Weise, schon Roberts Gedanken nachvollziehen. Was ist wohl schöner - geschlossenes Fahren und Ankommen, oder gegenseitiges Bekämpfen. Das kann jeder für sich selbst entscheiden, hier, im Stillen. Aber auf der Strecke glaube ich nicht daran, dass sich ruhig und gesittet durchsetzen würde. Dafür seid ihr alle viel zu sehr (Wett-)Kämpfer, mit dem Hang zum Geheimtraining, um die ES - Form nicht "auszuplaudern". ;-)
Ich finde, es kann auch so bleiben wie bisher. Nur sollte vielleicht so etwas wie bei vielen anderen Langstreckenfahrten eingeführt werden - wer sich anmeldet, sollte Referenzen vorweisen können, die wirklich überzeugen. Vielleicht solltet ihr wirklich mal eine Anfrage abweisen, wenn ihr bei dem Fahrer Zweifel habt. Dann ist die Gruppe in sich homogener.
[cite] Knusperhexe:[/cite]Ich sehe es ein bisschen kritischer beim Roten Trikot - wenn sich dieser Kampf nun zu einem aufopfern und übertrumpfen in der Ebene führt, hat das viel eher Folgen für die Gruppe, als die Bergsprints.
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Das hat es nicht. Tempo an der Spitze war immer sehr homogen, bis auf wenige Ausnahmen.
Der Zeitplan steht fest. Und wenn man 15 Uhr am Gerlospass ankommt, genau wie geplant. Dann wurde alles richtig gemacht. Die Finisheranzahl würde sich nur erhöhen, wenn das Tempo geringer, die Strecke einfacher oder das Wetter besser wäre. Am Berg muss sowieso jeder alleine leiden. Kein Vorwurf an die sportlich ausgetragenen Wertungen. Alle starken Bergfahrer haben auch in der Ebene für die schwächeren Führungsarbeit geleistet. Die Regeln sind allen klar.
[cite] Knusperhexe:[/cite]Ich sehe es ein bisschen kritischer beim Roten Trikot - wenn sich dieser Kampf nun zu einem aufopfern und übertrumpfen in der Ebene führt, hat das viel eher Folgen für die Gruppe, als die Bergsprints.
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Das hat es nicht. Tempo an der Spitze war immer sehr homogen, bis auf wenige Ausnahmen.
Der Zeitplan steht fest. Und wenn man 15 Uhr am Gerlospass ankommt, genau wie geplant. Dann wurde alles richtig gemacht. Die Finisheranzahl würde sich nur erhöhen, wenn das Tempo geringer, die Strecke einfacher oder das Wetter besser wäre. Am Berg muss schon jeder alleine leiden. Kein Vorwurf an die sportlich ausgetragenen Wertungen. Die Regeln sind allen klar.
Wenn der Zeitplan eingehalten wird, muss das noch lange nicht heißen, dass alles richtig gemacht wurde. Es kann genauso sein, dass die Planung von vornherein sehr enthusiastisch war und dadurch der ein oder andere überfordert war. Fakt ist, dass bei den letzten beiden Elbspitzen die DNF-Quote sehr hoch- vielleicht zu hoch war. Das muss Ursachen haben, die man im Nachhinein in geschlossener Runde erörtern sollte. Hier eine Diskussion darüber zu führen ist müßig. Jetzt aber wieder back2topic... Wo bleiben weitere Berichte?
Gut ich bin ausgestiegen weil mir das Tempo zu hoch war, das hatte ich anders erwartet. Jedoch haben 5 Wochen Krank in der Vorbereitungszeit ein ordentliches Loch gerissen, leider! Die DNF-Quote ist meiner Meinung nach schon OK so. Jeder wusste auf was er sich einlässt und bei so einer "Runde" gibt es viele Dinge die unerwartet einschlagen. Ich würde sagen es gab mindestens 4 oder 5 mit Knie, einer hat sich die Verpflegung des ersten Tages noch mal durch den Kopf gehen lassen, bei zwei reichte die Kondition nicht durch den Gegenwind, andere haben sich anderweitig aufgearbeitet und zu guterletzt hat das Wetter auch noch sein übriges dazu beigetragen. Meiner Meinung nach ist das bei so einer Streckenlänge völlig normal. An den Bergen wurde immer gewartet und auch die letzten haben die ausgeschriebenen Pausen in voller Länge bekommen, man kann also nicht sagen das auf Kosten der schwächeren gefahren wurde !!!
Da hier einige Mitleser an Bord sind, die heimlich mit einer ersten Elbspitzteilnahme liebäugeln, hole ich mal ein wenig weiter aus:
Elbspitze 2012 beginnt bei mir mit der Elbspitze 2011. Nach ihrem Ritt zum Timmelsjoch durfte ich Gourmet und den 2060-er am Neumarkt vom Bus abholen und irgendwie hatte ich dort das erste mal den Gedanken, mir diese außergewöhnliche Fahrt auch einmal zu gönnen. Das Problem dabei: ich durfte diese Idee mit niemanden teilen, weil ich immer behauptet und geglaubt habe, für diese Art Freizeitbeschäftigung nicht bekloppt genug zu sein. Über den Winter bin ich Grundlagenkilometer mit der Collo Gruppe gerollert. Das „Intervalltraining“ habe ich mit Cielab Aktivisten heruntergerissen. Im Rehastudio habe ich zweimal die Woche mit Thea, Katrin und Gunther Bauch, Beine, Po und Rücken geübt. Lohn der Mühe: 3. auf dem Eierberg beim Collm-200-ter. Die weiteren Vorbereitungstouren waren eher durchwachsen. Zur HL lief alles super bis sich kurz vor Krupka ein vom Vordermann aufgewirbeltes Plasteteil bei mir zwischen Vorderrad und Gabel verkantete und ich damit zum Auslöser eines Massensturzes wurde. Moralisch schwer angeschlagen fehlte mir dann der Biss, und ich musste mir von Degga kurz vorm Gipfel ein: „Nu Axel, dass würd heute nüscht mit dor Quali“ zurufen lassen (15 sek fehlten) Der nächste Versuch am Meluzina scheiterte, weil ich mit einem netten Rostocker Sportsfreund der irrigen Meinung war, 33 min Zeit zu haben und wir uns das Beinausreißen für den Endspurt ab Augustusburg aufheben wollten. Degga klärte mich auch an diesem Gipfel mit einem unnachahmlichen: „ Das wirdd heut widder nüscht“ über diesen fatalen Irrtum auf. Nach dieser auch in andere Beziehung unglücklichen Tour meldeten sich erstmals, aber dafür hartnäckig, die bisher so zuverlässigen Knie und ich gab nach langem innerlichen Ringen das Projekt Elbspitze 2012 auf. Bei Rotwein und Keksen beglückwünschte ich mich, endlich wieder wie ein normaler Mensch des Nachts den Kühlschrank plündern zu dürfen. Den großen Löffel Leinöl im Morgenkaffee, wahlweise im gekörnten Käse (ein Geheimtipp meines Ernährungsberaters Collonel Müller aus Radeberg) ertrug ich aber tapfer weiter. Die Vorbereitungstour ins Riesengebirge (meine erste Tour über 350 km) fuhr ich mit, weil mit Enno, Klunschi, Bergfex , Mike, Björn, Thomas und Co. fast Alle am Start waren, mit den Langstreckenradeln definitiv immer Spaß macht. Es war eine landschaftlich herausragende Runde und eine richtig harmonische Fahrweise im, wie es Thomas nannte, Elbspitztempo. So kultiviert gerollt sind Vorbereitungstouren definitiv sehr hilfreich, sich an die extrem lange Strecke heranzutasten und im wahrsten Sinne zu „erfahren“, wie der Körper reagiert. Ein Wermutstropfen an diesem schönen Tag: Die Knie dankten mir den an der letzten Rampe gescheiterten Versuch, mit einem 25-Ritzel die Dvoracky-Baude zu erreichen, mit fast totaler Arbeitsverweigerung. Ab hier hatte ich trotzdem hartnäckig Zweifel, ob diese definitive Absage an die Elbspitze 2012 eine weise Entscheidung war. Kurz vor Ultimo, auf einer ambitionierten Cielabrunde mit Sten, Enno und Gourmet über das Mückentürmchen „erreichte“ mich die Info, dass der Skibiker seinen Elbspitz-Startplatz höchstwahrscheinlich nicht in Anspruch nehmen kann. Also noch einmal 3 Tage später Knietest übern Stürmer und „Enno-Schlachten“ am Molchgrund und dann die alles entscheidende Frage an die Orga: Darf ich den eventuell vakanten Startplatz von Björn einnehmen? Ein klares Ja vom Chef und ein nicht ganz so fröhliches Ja von der heimischen Regierung beenden dann dieses ewige Ringen.
Den Startobolus zu entrichten (eine super Geldanlage übrigens) , bei Collos ein 29 Ritzel zu ordern und den Urlaubsantrag zu stellen gingen dann rasant schnell, Vorfreude stellte sich ein, nur leicht gedämpft durch diese unsägliche Wetterprognose.
Donnerstag vor dem Start: vergebliche Suche nach dem Akkuladegerät für die Lampe und auch die Schutzplaste für das Hinterrad versteckte sich erfolgreich. Alle Turnbeutel leergeräumt und die Waschmaschine gefüttert.
Freitag 9.00: wegen der Wetterprognose vorsichtige Anfrage bei Enno, ob er mir eventuell einen Eiskratzer borgen könnte. Von ihm kam dann die famose Idee, eine Heizdecke mitzunehmen…
Freitag 16.00: das Postamt schließt und die heiße Vorbereitung beginnt. Ein nervöser Auftritt in Gönnsdorf beim Chef bringt Klarheit: der weiße Sack darf mit Sachen für unterwegs gefüllt werden. Auf der Rückreise bestand sein Inhalt dann aus gefühlten 2 Zentner nasser, stinkender Sportklamotten.
Freitag 19.00: Die Startnummer kommt ans Rad und jetzt sehe ich erst warum der Gourmet so auf dieses Stück Plaste hingewiesen hat: Danke Thomas für dieses tolle, gelbe Posthorn! Das war für die ganze Reise eine riesige Motivation.
Freitag gegen 23.00: entgegen aller Wahrscheinlichkeit schlummere ich tatsächlich schon ein.
Sonnabend früh: erst Freude über den gefundenen Schlaf, dann Entsetzen beim Blick aus dem Fenster.
Den Start und die erste Bergwertung spar ich mir jetzt, das haben andere schon schön beschrieben. Bei km 100 habe ich ein erstes mal: „Sche..e, ist das anstrengend“, gedacht. Trotzdem: bis hierhin bin ich nur positiv überrascht, weil an Stelle von VEB Leuna und Chomutov eine liebliche Landschaft durchrollt wurde. Die Sonne schien und die Segler erfreuten sich des Windes. Die 10 km vor der ersten Pause liefen wieder richtig gut und ich war umso überraschter und traurig, dass Björn schon in das Betreuerteam wechseln musste.
Die nächsten zwei Abschnitte waren wie beschrieben einfach schön. Die bedrohlichen Wolken verschwanden noch einmal vom Horizont und ich konnte den Böhmer- und Bayrischen-Wald mit seinen genialen Aussichten genießen. Harte Bergwertungen waren der Job der anderen, ich genoss meine erste Fahrt durch diese Gegend überhaupt. Um auf den ersten 350 km Führungsarbeit zu leisten fehlte mir einfach die Ellbogenmetalität. Da waren die „Jäger des rote Trikots“ gnadenlos am Drücker. Die Bergwertung Solla und die Einfahrt nach Passau fühlten sich wie schönes Feierabendradeln an. Dann verdiente Pause. Drei Stück Mohnkuchen später wieder „Sachenpoker“ Was anziehen für die Nachtfahrt? Nach einer schnellen Passage entlang der Donau die Gewissheit, das die Anzugsordnung passt. Den folgenden Berg trug mich die jubelnde Geburtstagsgemeinde förmlich nach oben. Zur Nachtpause ein Teller Nudeln, einmal komplett gewaschen und umgezogen und dann drei Kaffee und Waffeln dazu ein netter Plausch mit den Helfern. Der nächste Abschnitt dann erstmals richtig anstrengend. Die Kerzen auf der nur mir sichtbaren Geburtstagstorte stellten sich Sekundenbruchteile später als Reflexstreifen an Deggas (von Mutti geborgten) Kopfputz (Helmüberzug) dar. Gegen die Müdigkeit dann nach und nach leckere Müsliriegel zerkaut. Vor Salzburg jagte dann ein Borax vor der Meute her, wurde aber vom Büffel wieder eingefangen, was alle wohlwollend zur Kenntnis nahmen. Salzburg dann viel nackte Haut und Jubel, das baut doch auf. Leider nur für kurze Zeit, weil Regen und das angekündigte Rossfeld die Knie schon leicht schlottern lassen. Ich erpresse den Fahrer des Transporter: „ Das Rossfeld fahre ich nur, wenn ihr mir oben Papier oder Pappe für Bauch und Knie gebt!“ Die Antwort: „Papier hammer, Pappe is da, Zelefantüten gibt’s auch“. Kein Grund also, den Berg nicht anzugehen. Jetzt wieder Rhythmus finden und versuchen, durch den Nebel etwas von der mir aus Wanderungen bekannten grandiosen Umgebung zu erhaschen. Zwischendurch immer Anfeuerungsrufe aus dem vorbeifahrenden Begleittross. Nach einer Pause wegen Kalorienzufuhr Weiterfahrt mit Lars zum Pass.
Die Abfahrt nach Berchtesgaden dann auf Grund der Tapete auf Brust und Knien nicht so dramatisch wie bei anderen beschrieben. Nur das Gefitschel der Bremsbeläge auf Roberts Karbonrädern verbreitete eine nervöse Unruhe. Warme Getränke, ein paar belegte Brote und ein Frühstücksei ließen dann die Lebensgeister wiederkommen, leider nur für kurze Zeit. Dann raubte der einsetzende Starkregen so einiges an wiedergewonnener Energie. Danke an die unermüdlichen JensK, Degga und ThomasR, die haben sich für eine Weiterfahrt stark gemacht. Die ersten km nach Berchtesgaden konnte ich, in dicke WINTERRADHOSEN und WINTERJACKE gewandet für kurze Zeit die Berge genießen, doch dann setzte wieder der Regen gnadenlos ein. Die nächsten km bis zur letzten offiziellen Pause zogen sich zäh auf einer recht stark befahrenen Straße, nix Genussradeln, eher harte Arbeit aber es lief erstaunlich flüssig, nichts tat weh und das erstmals kam bei mir die reelle Hoffnung auf, dass Ziel erreichen zu können. Die leise Anfrage bei Degga, ob bei dieser Pi..e der Melchboden ein Dogma sei hätte ich mir sparen können: „Steht doch auf dem Trikot wo unser Ziel ist“ Jo, alles klar! Dann plötzlich der geniale Vorschlag, eine Tankstelle aufzusuchen. Ich hatte sofort ein riesiges Chiabatta mit Tomaten Mozarella vor dem geistigen Auge und trat mit großer Zuversicht auf die Pedale. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich geschätzte 20 Bananen, 10 Energieriegel, 5 Müsliriegel,15 Gels und 30 Löffel Getränkepulver verkonsumiert und konnte nichts Süßes mehr riechen. Dann plötzlicher Halt: was nun, hier ist doch gar keine Tankstelle? Rückfragen meinerseits brachten die Erkenntnis, dass der Tankstellenhalt gestrichen wurde, der stand sowieso nur wegen der gewissen Örtlichkeit auf dem Plan und das ließe sich ja auch in der freien Natur erledigen. So wie ich zu dem Zeitpunkt muss sich Garfield fühlen, wenn ihm jemand die Lasagne geklaut hat…
Kurze Zeit später dann doch eine gute Pause mit reich und gut gedecktem Tisch. Mit neuem Elan und dicken Knielingen über der Winterhose geht es zur Startaufstellung. Genau dieser, eigentlich von mir überhaupt nicht gemochte Brimborium mit Foto und Film und Sachsenfahne und Winkewinke hat bei mir dazu geführt, dass ich nicht ein einziges mal an Aufgeben gedacht habe. Komische Sache das. Man sollte einmal ernsthaft darüber nachdenken, ob jubelnde Frauen nicht auch auf Arbeit zur Überbrückung von Motivationstiefs „eingesetzt“ werden könnten.
Die Anreise zum Gerlospass erfolgt dann wieder recht unspektakulär und schneller als gedacht. Dann dreimal hupen und ich werde von Sten fasst vom Rad geholt: Platz da für den großen Bergfahrer! Das HC Trikot geht mich nichts an, also soll er machen und ich verkünde, nun einmal anzuhalten wegen Marscherleichterung. Dies ist aber leichter gedacht als getan, Winterhose bleibt Winterhose, aus einer Winterjacke wird nicht einfach so ein Kurzarmtrikot mit Armlingen, ein wenig angenehmer geht es ohne Knielinge und dicke Handschuhe zwar, der Brüller ist das aber nicht und es ist ganz und gar nicht ideal, bei nun immer schöner werdenden Wetter die letzen zwei Auffahrten in dieser Montur in Angriff nehmen zu müssen. Die Beine sind gut, die Anfeuerung wieder nicht zu toppen, ich lasse aber trotzdem abreisen, weil, soviel kann ich gar nicht trinken wie ich schwitzen würde, das ist so schon heftig. In der Gewissheit, hinter mir sind noch zwei, genieße ich den Ausblick auf die Wasserfälle und das Tal und die Berge. Dann sehe ich plötzlich das Crupetto, nein, das sind glatt alle, wieso fahren die dort vorn auf einmal so langsam? Ich schalte zwei Gänge hoch und hoffe auf die Kühlung, die in der Abfahrt erfolgen wird. Am Pass großer Jubel, alle am Getränke fassen und Jacke anziehen. Jacke hab ich schon mehr als genug, trinken kann ich in der Abfahrt sowieso nicht, also ziehe ich durch. Der Büffel und ThomasR sind schnell eingeholt und es wird eine schöne Abfahrt. Nach und nach schließen alle wieder auf. Im Zillertal halte ich am Auto an. Die Vorbereitung für die finalen max. 2 Stunden Fahrt muss sein: Jacke aus, Überschuhe aus, Handschuhe weg, Wasser auffüllen, eine letzte Banane, ein Gel und los geht’s mit Robert in den Anstieg leider nur für kurze Zeit, dann will Roberts Magen nicht mehr so recht, an der nächsten Kehre steht JensK. und fragt mich, ob wir das Finale zusammen angehen. Nein,das geht ja gar nicht, er ist schließlich Wettbewerb ums Blaue. Trotzdem heftet er sich an mein Hinterrad und kurze Zeit später fahren wir ambitioniert aber auch kontrolliert nebeneinander her. Nach einer Stunde Fahrt wundert mich, dass so gar keiner vor uns auftaucht, ich habe gute Beine und wir beschließen trotzdem (degga darf jetzt mal nicht weiterlesen) zusammen bis ins Ziel zu fahren, Scheiss auf Wettbewerb! Dann tönt es plötzlich hinter uns: „Ihr werdet gleich geschlachtet!“ Robert kommt federleicht herangeschossen und in diesem Augenblick erkenne ich ein paar Serpentinen höher plötzlich erst 1 dann 2 dann sogar 4 Fahrer, und wenn das Auge nicht trügt, dann kämpft da der Blaue (ThomasR) mehr als er fährt. Jetzt ist mein sportlicher Ehrgeiz geweckt und ich erkläre Jens, dass unter diesen Bedingungen der Nichtangriffspakt leider gekündigt werden muss. Robert darf nun für mich den Edelhelfer geben und wir fahren zügig zu ThomasR auf. Generös lasse ich Robert ziehen und hole mir, nun schon im strömenden Regen den Büffel. Auch eine Kuhherde hält mich nun nicht mehr auf und ich fahre mit letzter Energie um die nächste Ecke, wo auch schon das Ziel ist. Aus, vorbei, geschafft, tolle Ding! Das Warten auf die anderen Fahrer verbrachte ich mit Zähneklappern und Zittern, trotz drei Jacken und einer Decke.
Das mit dem Verteidigen des Blauen Trikots sage ich mal spontan noch nicht zu. Da denke ich erst mal ein klein wenig drüber nach…
Noch einmal Danke an Alle, die mir dieses großartige Erlebnis ermöglicht haben.
Hier nun mal ein Bericht eines vorzeitigen Beenders (schön, diese althergebrachte Formulierung langsam Akzeptanz findet).
Da mein Vorsatz einer deutlichen Gewichtsreduktion auch in diesem Frühjahr recht zeitig zum Scheitern verurteilt war, setzte ich voll auf Plan B - eventuellen Witterungsunbillen mit einer komfortablen, robbenartigen Fettschicht trotzen. Die sich zunehmend verschlechternde Wetterprognose, schien zu bestätigen, daß ich hiermit voll aufs richtige Pferd gesetzt hatte (irgendwie muß man sich ja die Situation schönreden).
Trotzdem war ich doch ein klein wenig angesäuert, als es um 3 Uhr anfing zu regnen. Naja, zum Glück habe ich ja noch ne DVB-Monatskarte, und konnte somit mit der Strassenbahn anreisen. Man muß ja schließlich nicht gleich völlig durchnässt losfahren. Und für den von Sportfreund Borax ausgelobten Titel der „größten Memme“ habe ich dadurch auch schon ein paar wichtige Punkte im Sack…
Zum Start hatte der Regen sich zum Glück schon verzogen, nur von unten wars noch nass und blieb es bis ins Böhmische Becken auch. Dort wehte zwar ein strenger Hecht von der Seite, doch es blieb trocken. Und getreu dem Motto „ jeder trockene Km ist ein guter km“ konnte ich mit dem Wind, der zumindest auf der Nicht-Schokoladen-Seite (rechts), ziemlich unangenehm sein konnte, doch recht gut arrangieren.In Most hatte ich dann einen vorne Platten (damit war übrigens schon 50%der Gesamtquote der Tour erfüllt). Es folgte ein Tour de France mäßiger Wechsel des Vorderrad. Dank Ecki sich einmal wie ein Profi fühlen…
Im Übrigen hatte auch ich große Befürchtungen, daß wir aufgrund der Windprognose zeitlich arg in Verzug geraten. Das dies niemals auch nur ansatzweise eintraf, zeigt schon,daß der Zeitplan keines wegs zu enthusiastisch ausgelegt war, sondern ganz im Gegenteil genügend Puffer berücksichtigte.
Gefühlt zog es sich trotzdem diesmal ganz schön bis zur ersten Pause in Kralovice, die wohl ziemlich viele herbeisehnten. Hier gabs neben leckeren Schnittchen auch mein Vorderrad nebst neuem Schlauch zurück. Das corpus delicti (Glasscherbe) wurde lokalisiert, entfernt und mir incl. löchrigem Schlauch im Ziel überreicht. Unser Rennleiter ist also nebenbei auch noch ein perfekter Mechaniker mit Sinn für originelle Souvenirs.
Nach der Pause empfand ich den Verkehr als sehr aggressiv. Entweder sind sonnabends mehr Idioten unterwegs oder sie fallen bei weniger Verkehrsteilnehmern mehr auf. Gehupe, aberwitzige Überholvorgänge, aus dem Fenster gefeuerte Flaschen – so unangenehme Erfahrungen blieben mir beim geliebten Brudervolk bisher erspart. Zu allem Überfluss kreuzte zur Flaschenauffüllpause in Klattovy auch noch die Polizei auf und stellte unsern Rennleiter zur Rede. Vielfache Entschuldigungen, etliche eingestreute tschechische Brocken (sowas kommt immer gut an, es lohnt sich diese faszinierende Zisch-Sprache zu lernen) die Aussicht, dass nach 30km der ganze Spuk sie eh nichts mehr angeht und eventuell auch ein kleines großes Herz für den Radsport stimmte sie wohl offensichtlich milde. Jedenfalls durfte das Peloton ungestraft von dannen ziehen.
Danach kam dann schon bald der Böhmerwaldanstieg, mit dem ich mich wohl nie so richtig anfreunden werde. Landschaftlich absolute Oberklasse, aber irgendwie so eine Steigung die für mich weder Fisch noch Fleisch ist. Seltsamerweise fällt es mir da immer schwer einen vernünftigen Rhythmus zu finden. Glücklicherweise konnte ich mit Jochen zusammen reinfahren und es hätte auch eine wunderbare sportlich/moralische Allianz sein können, wären bei mir nicht nach gut der Hälfte des Anstiegs die Lichter ausgegangen. Ennos Kommentar (der kurze Zeit später an mir vorbeirollte) „Batterie leer?“ traf die Sache auf den Kopf. Ich musste anhalten und mir trotz aufkommender Übelkeit erst mal ein Schokocrossiant einverleiben. Die Fettschicht liefert also doch nicht so ohne weiteres, ab und zu muss man wohl auch mal was essen. Zum Glück ließ die Wirkung des Schokocrossiant nicht lange auf sich warten und meine Weiterfahrt wurde durch die Strassenüberquerung einer 5-köpfigen Marderfamilie gekrönt. Zumindest das hatte ich schon mal exklusiv.
Die folgende Pause mit leckerer Kartoffelsuppe, praller Abendsonne und Blick auf den großen Arber bildete den würdigen Auftakt auf das was nun folgen sollte: Kaiserwetter, ruhige Straßen, Rückenwind, liebliche Landschaft, ein rassiger CZ-Anstieg mitten in Bayern, Schussfahrt-Einrollen nach Passau, Samstagabende-Flanier-Atmosphäre in Passaus Altstadt und ein Zucker-, Streussel-,Eierschecken-,Rhabarberkuchenbuffet zur Abendpause.
Als es danach bestens gestärkt in die Nacht ging, war mein Fazit bis dahin: egal, was jetzt noch kommen mag, entgegen der allg. Wetterprognosen haben wir jetzt schon so viel schöne Stunden im Sack, da kann man sich eigentlich nicht beschweren. Nach einer wunderschönen Einrollphase entlang des durch beleuchtete Kirchtürme teilweise illuminierten Innufers ging es in den Knaller der Nachtfahrt : Bergwertung Viechtenstein. Erst sanfte Kehren im Wald, dann tolle Aussichten auf die Lichter am Inn, dann trügerische Sicherheit in der Ortsdurchfahrt und dann nochmal ein forderndes finales Steilstück. Tat auch im Grupetto weh. Uns oben ein unerwarteter, euphorischer Empfang. Österreich ist mir ab jetzt ein kleines bisschen sympathischer.
Bis zur Pause rollte es dann recht harmonisch über welliges Terrain, welches die Nachtfahrt bis dahin doch recht kurzweilig gestaltete. Nach dem üblichem Teller Nudeln gönnte ich mir dann doch mal ein Viertelstündchen im „Ruheraum“. Ganz besonderes Ambiente der Marke weißgekachelte Ausnüchterungszelle. Beeindruckend zu sehen, welche unterschiedlichen Entspannungskonzepte da so praktiziert werden. Mein Favorit war der im Duschraum alle viere von sich gestreckt, Betonschlaf frönende Büffel! Schon klasse wenn man so auf Knopfdruck schlafen kann. Ich hoffe auf zahlreiche ausdrucksstarke Fotos!
Was nun folgte, war zu erwarten, wurde befürchtet und wohl auch hinreichend beschrieben. Feucht, nass, nässer und ab kurz vor Salzburg ordentlich Regen. Sehr originelle Stadtrundfahrt in Salzburg. Wir kamen gerade recht zum Disko-Kehraus. Auf die miniberockten Spagettiträgermädels müssen wir wohl ganz schön surreal gewirkt haben. Es gab auch ein Motivationstänzchen von einer leicht alkoholisierten Öse aufm Zebrastreifen für uns. Der Junge hatte bestimmt ne genauso harte Nacht hinter sich wie wir.
Nun wurde aber Kurs aufs Rossfeld genommen. Das kurzzeitige Geplänkel „Rossfeld fahren/Rossfeld nicht fahren“ war wohl von niemandem so richtig ernst gemeint – schließlich bogen wir alle zusammen in den Anstieg ein. Ist schon ein ordentliches Brett nach über 500km. Selbst mit 33/29 war das bei mir kein Pedalieren mehr, sondern nur noch Gedrücke. Aber immerhin ließen sich unterwegs zeitweise Fahrgemeinschaften mit Alex (das arme Schwein hatte aufgrund eines Plattens und Laufradwechsels sein 29 gegen ein 25er Rettungsring eintauschen müssen) Enno, Christian und Sebastian bilden. Oben kam ich dann mit dem letzten tropfen Sprit an. Und obwohl Rossfeld nicht der Brocken ist hätte man gut H.Heine zitieren können-„(viele Steine), schwere Beine, Aussicht keine“- um meine Stimmungslage zu charakterisieren.
Recht zuversichtlich, gestärkt mit einer vom fürsorglichen Eckart gereichten Tapete für die Abfahrt, begab ich mich auf selbige. Ist ja gleich Pause, und unten ist bestimmt besseres Wetter usw.. Als jedoch auf der Abfahrt der Regen einsetzte, welcher unten angekommen zu einem ausgewachsenen Platzregen mutierte. War bei mit so ziemlich der Riemen runter. Mit der Aussicht weiter stundenlang im Regen zu fahren, wieder auf das Rad zu steigen – diese Härte und dieser Wille ist mir einfach nicht gegeben. Wie sich herausstellte, durften die Eisernen, die weiterfuhren noch bis ca. 14.00 auf die Sonne warten.
Dann durften Sie aber wenigstens noch den Gerlospass bei Kaiserwetter genießen. Wir Busfahrer hingegen bestaunten bei einem Parkplatzstopp mit Blick auf die Krimml-Wasserfälle den lächelnd den Berg hoch fliegenden Sten und nahmen auf der Passhöhe den zukünftigen Beendern die Parade ab. Für mich der emotionale Höhepunkt der Tour. Irgendwie war klar, von denen lässt sich das jetzt keiner mehr nehmen, die kommen alle oben an, egal wie.
Auch wenn’s nicht sonderlich originell klingt, nochmal Dank an alle- vom Orga Team bis zu allen Begleitern/Helfern - die uns diese großartige Erlebnis ermöglicht haben. Die familiäre Atmosphäre während der Tour sucht seinesgleichen.
Ob ich noch mal einen dritten Anlauf in Sachen ES unternehme, steht noch in den Sternen. Vorerst konzentriere ich mich mal wieder auf meine Kernkompetenz der erlebnisorientierten Entspannungstouren
P.S.:
Hier mal meine ganz persönliche Top-Erlebnis-Liste der Tour:
-Geräusch des Tages:“Ole´ Ole´ Ole´ we are the champs Ole´”(kurzerhand als Fanblock rekrutrierte Geburtstagsfeier in Viechtenstein)
-Understatement des Tages:“ also ich habe im Moment überhaupt keine Vorstellung, wie das hier irgendwie weitergehen soll“ (ein leicht desorientierter Herr Scott in Salzburg)
-Bild des Tages: Ein vor einer Tabak-Trafik in Salzburg auf dem Oberrohr seines Rades eingeschlafener Bergfex.
-Doping des Tages: selbstgedrehte Fluppe vom Bergfex 3km unterhalb vom Rossfeld; O-Ton“danach habsch wieder 20 Schläge mehr Puls“
@Klunschi:schön das wir uns an der Bergwertung Viechtenstein getroffen haben, Du vom Inn kommend, ich aus Richtung der Donau...
Krass, wie gut ich im Verdrängen bin. Ich war der Meinung, die ganze Zeit mit einem zielstrebigen Ankommerblick unterwegs gewesen zu sein. Nun muss ich hier was von desorientiert lesen, kaum zu glauben.
Ach so, bis auf dieses Understatment des Tages, ein schöner Bericht.
Nur mal ein kurzer Einwurf: für mich waren v.a. Kälte/Nässe (an den Knien) das Problem. Wenn einfach alles durch ist, die Knie anfangen zu schmerzen (nicht vor Anstrengung sondern vor Kälte) und die Hände und Füße "saften" macht das einfach keinen Spaß mehr und so lag es nah, sich bei diesem Regengeprassel auf dem Busdach einfach in das warme Kämmerlein zu verziehen um Material und auch Körper zu schonen. Was bringts wenn man zwar 80 km weiterkommt aber dann 2 Wochen krank ist ?! Das sollte man bei allem Spaß an Qual und Pein einer solchen Veranstaltung nicht vergessen. Meiner Meinung nach einfach nur vernünftig! Sirko schrieb mir zu Beginn des Jahres öfters: kenne deine Grenzen und lern deinen Körper kennen statt dich sinnlos zu verheizen, das bringt einem auf lange Sicht nichts! Klar: ich wär gerne weitergefahren, Müdigkeit war noch nicht groß vorhanden und Pulver war auch noch (wenn auch nicht mehr viel) da...
Somit sehe ich also die Trikot-Wertungen in keiner Weise kritisch was die Finisher-Quote betrifft! Und bis auf ein paar Tempoanzüge war es ein humanes Gerollere in der Ebene. Ich denke also an erster Stelle das Wetter kann v.a. Neulinge auf der Langstrecke/Elbspitze abschrecken und demotivieren und zu verfrühter Aufgabe zwingen. Wer sowas seit Jahren schon gewohnt ist, geht damit völlig anders um!
[cite] Christ Ian:[/cite]
Man sieht sich bei Sirkos Etappe!
Gruß, Christ Ian
Hm ... die war doch schon?! Gut, "morgen" fahren wir auch eine Runde von Sirko, aber ohne ihm. Vielleicht wird sie deshalb hier und da ein wenig... ähm... modifiziert...?! Kommt drauf an, wie bestrebt wir sind, uns selbst ins Grab zu bringen...
[cite] Herr Scott:[/cite]@Klunschi:schön das wir uns an der Bergwertung Viechtenstein getroffen haben, Du vom Inn kommend, ich aus Richtung der Donau...
"desorientiert" kann ich also auch! So eine 3 Flüsse-Stadt kann einen schon ganz schön durcheinander bringen.
Zum Glück herrscht ja, wo Du bist, immer Klarheit.
ofizielle vom Rennleiter beglaubigte Ergebnisliste:
Name Zeit Bergpunkte Rote Punkte
1. Sirko (Gelb) 17:18 73 20
2. Sten (HC) 17:18 118 13
3. Lars 17:26 4 1
4. Robert (Rot) 17:39 17 41
5. Axel (Blau) 17:41 0 0
6. AlexS 17:43 7 1
7. JensK 17:43 5 0
8. Marcel 17:45 2 2
9. ThomasR 17:48 36 4
10. Rene 17:55 26 2
11. Stephan(Weiß) 18:00 12 1
Bei Betrachtung der Roten Punkte ist JörnBs Beitrag völlig wertlos. Es gibt einen Zeitplan, in dem jedem Fahrer ein Zeitbonus auf den schnellsten zugesprochen wird (ca. 45% der Zeit des schnellsten), niemand muss rasen, jeder kennt den Zeitplan. Letztenendes sind die starken für die schwachen da, immer wenn es flach geht.
Wir sind ein Bergmarathon, deshalb fahren wir Berge in gehobenerem Tempo. Wer das nicht dauerhaft kann sollte sich seine Teilnahme überlegen. Ziel ist nicht alles und jeden durchzubringen, sondern unter (Berg)marathoneusen eine gesittet Tour zu fahren.
Der Zeitplan wird mit http://wwwpub.zih.tu-dresden.de/~s0736894/LeistungsAnalyse2.0.zip
augestellt. Es wird mit 2 bft SW-Wind gerechnet, Leistungsspektrum im Rechner wie folgt [Pmax = 300 W, vd = 33.7 km/h, T = 2,45]. Pro 100 km wird ein Bonus von 15 Minuten für Umleitung, Stürze etc. draufgerechnet.
Damit ist alles offengelegt, und es steht jedem frei, selbst zu erfahren, wie hoch das Elbspitztempo wirklich ist.
[cite] Herr Scott:[/cite]........ Kurz vor Ultimo, auf einer ambitionierten Cielabrunde mit Sten, Enno und Gourmet über das Mückentürmchen „erreichte“ mich die Info, dass Herr Indurain seinen Elbspitz-Startplatz höchstwahrscheinlich nicht in Anspruch nehmen kann. .......... Darf ich den eventuell vakanten Startplatz vom Miguel einnehmen? .
Anmerkung der Redaktion: Der Miguel war der Schibiker. :-)
Ist ja aber auch kein Wunder bei dem Namenswirrwarr...
[cite] Herr Scott:[/cite]........ Kurz vor Ultimo, auf einer ambitionierten Cielabrunde mit Sten, Enno und Gourmet über das Mückentürmchen „erreichte“ mich die Info, dass Herr Indurain seinen Elbspitz-Startplatz höchstwahrscheinlich nicht in Anspruch nehmen kann. .......... Darf ich den eventuell vakanten Startplatz vom Miguel einnehmen? .
Anmerkung der Redaktion: Der Miguel war der Schibiker. :-)
Ist ja aber auch kein Wunder bei dem Namenswirrwarr...
Ich glaube eher Herr Scott ist noch immer etwas verwirrt ... ob er den zu Hause das Schlafzimmer mittlerweile gefunden hat ? Rezeption zum Nachfragen wird es ja dort nicht geben ...
Die Wetterprognosen versprachen nichts Gutes, als ich 3.30 Uhr die Balkontür öffnete. Es begann gerade zu regnen. Toller Mist! Zum Glück hörte es pünktlich um 5.30 Uhr zum Start der Elbspitze 2012 auf. Die Stimmung unter den Fahrern war trotz des Wetters hervorragend. Alle freuten sich auf den Ritt in die Alpen. Ich freute mich besonders auf die Bergwertung am Rossfeld, wollte ich doch dieses Jahr um das Bergtrikot fahren. Ich hatte mir vorgenommen, an allen Anstiegen zu attackieren und so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Wir näherten uns dem Beginn der ersten Bergwertung in Rehefeld. Gleich wird unser Rennleiter Ecki drei Mal Hupen und die Fahne schwenken. Ich versuche mich in Position zu bringen und schon ertönt die Hupe. Von hinten schießt Robert an mir vorbei. Ach du scheiß.., das geht ja super los. Ich versuche Robert zu folgen, auch Sirko geht mit. Wir können zu Robert aufschließen. Zu dritt heizen wir den Grund hinauf. Ich versuche das Tempo noch einmal zu verschärfen und am Abzweig nach Moldava sind Robert und ich übrig. Wir nehmen etwas Tempo raus, um zu verschnaufen. Das wird ein harter Kampf um die erste Bergprämie. Spätestens seit Bernsbach weiß ich, wie stark Robert ist. Wir passieren die Zollanlage und gehen in den Schlussanstieg. Auf einen Zielsprint will ich es nicht ankommen lassen und attackiere. Erfolgreich. Ich kann eine Lücke reißen und bis zur Bergwertung halten. Was für ein Auftakt. Danach geht es hinab ins Böhmische. Der Seitenwind bläst das Fahrerfeld mächtig durch. Nix mit ausruhen im Windschatten, hohe Konzentration ist bei dem böigem Wind gefragt. Alle Fahrer sehnen sich nach der ersten Pause. Im zweiten Abschnitt das Gleiche, viel Gegenwind und Alex Akel ständig in der Führung. Dann endlich wieder Berge, der Böhmerwald – ein Berg für Sirko. Er macht Druck und nur Rene und ich folgen. Ich versuche weg zu kommen, doch die beiden lassen nicht locker und holen mich nach 1km wieder ein. Vor der letzten Senke attackiere ich noch einmal und diesmal mit Erfolg. Der Zielsprint bleibt mir zum Glück erspart. Gemeinsam rollen wir zur 2. Pause nach Bayrisch Eisenstein. Wir setzen uns in die wärmende Sonne und genießen den Blick zum Großen Arber. Nach dem vielen Gegenwind erhellt sich die Stimmung im Fahrerfeld mit jedem Sonnenstrahl und die Kartoffelsuppe mit Würstchen geht runter wie Öl. Das war mit Abstand die beste Pause der Elbspitze 2012. Der anschließende wellige Abschnitt durch den Bayrischen Wald nach Passau sollte das landschaftliche Highlight werden, denn von den Alpen war dieses Jahr nicht viel zu sehen. Bei Kaiserwetter nähern wir uns der Bergwertung i n Solla. Ich denke außer dem Orga-Team hatte niemand im Feld eine Ahnung was uns da erwartet. Von weitem konnte man schon eine steile Rampe sehen und die Hälfte des Fahrerfeldes hat bei dem Anblick bestimmt gedacht, hoffentlich geht´s dort nicht hoch. Als das Rennleiter Auto rechts abbiegt und dreimal hupt, ist Stimmung im Feld. Thomas attackiert sofort und ich gehe mit, Sirko folgt. Ich habe keine Ahnung wie lang der Anstieg ist und versuche im steilsten Stück weg zu kommen. Die Lücke ist da und mit viel Mühe kann ich mir die Bergwertung sichern. Anschließend folgt die lange Abfahrt Richtung Passau. Die Stadtdurchfahrt ist das kulturelle Highlight der Tour und die Kuchenpause mit Eierschecke, Bienenstich und Mohnkuchen ein Gedicht. So langsam wurde es dunkel und die Beleuchtung wurde montiert. Nach 10km entlang der Donau war unsere nächste Bergwertung bereits zu sehen. Die Kirche von Vichtenstein leuchtet im letzten Abendrot 400m über der Donau. Da müssen wir hoch, sagt Sirko und ein lautes „Geil“ tönt durch´s Donautal. Nachtbergwertungen sind irgendwie was Besonderes, die Stille, das Blitzlicht unseres Fotographen und noch Publikum. Also ich bin für eine zweite Nachtbergwertung, am besten kurz nach der Nachtpause. Dann ist man wieder richtig munter.
Unser Muntermacher kommt kurz vor Salzburg und heißt Landregen. Das Wetter hat so lange gehalten und uns von stärkerem Regen verschont, aber jetzt scheint unser Glück aufgebraucht. Höhepunkt ist die Dusche des halben Fahrerfeldes durch einen Kleintransporter, der eine große Pfütze über uns entleert. Völlig durchnässt nähern wir uns Berchtesgaden und somit dem Rossfeld. Meine Hoffnung, einen traumhaften Sonnenaufgang am Watzmann zu sehen, hatte ich bereits beerdigt. Dennoch war ich motiviert die Bergwertung zu gewinnen und hoffte auf rege Beteiligung. Aber einzig Robert attackiert am Einstieg und wir fuhren die erste Rampe gemeinsam. Dann nahm er raus. Die vielen Führungskilometer in der Nacht hatten ihn Kräfte gekostet, aber auch dem roten Trikot näher gebracht. Ich versuchte mein Tempo weiter zu fahren und drehte mich immer wieder um, ob noch jemand aufschließen kann. Plötzlich sehe ich rechts neben mir Sirko´s Vorderrad. Ich erschrecke und drehe mich um. Wo ist er? Anscheinend nur eine Einbildung, der Erlkönig lässt grüßen. Nebelschwaden ziehen über die Almwiesen und alles scheint noch zu schlafen. Nur unsere treuen Helfer sind bereits bzw. immer noch auf den Beinen und erwarten uns bereits auf dem Rossfeld. Nach mir erreichen Sirko und Thomas die Bergwertung und wir begeben uns bei 7° und Regen in die lange Abfahrt zur Frühstückspause. Im Tal angekommen begeben wir uns sofort in den Bus und werfen uns eine wärmende Decke über. Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt und der Regen wird immer stärker. Nach und nach treffen alle Fahrer ein und es wird über das weitere Vorgehen beraten. Abbruch? Noch mal zum Rossfeld und dann Schluss, oder doch ins Zillertal? Wir entscheiden uns erst einmal weiter zu fahren, da der Regen auch etwas nachgelassen hat. In langsamem Tempo geht es zum Schwarzbachwachtsattel und weiter Richtung Lofer. Der Tankstellenstop an der Grenze schafft große Erleichterung. Das hatte ich in Berchtesgaden völlig vergessen. Dann gleich der nächste Halt, anscheinend ein Platten. Robert steigt vom Rad und wirft sich völlig demotiviert ins nasse Gras. Oh je, denke ich. Nicht auch noch Robert! Kurz vorher war schon Thomas ausgestiegen, aber Robert macht weiter und geht an die Spitze des Feldes, um seine Müdigkeit zu bekämpfen. Es regnet mittlerweile wieder heftig und im verbliebenen Fahrerfeld herrscht Stille. Ich verliere auch langsam die Lust. In Berchtesgaden hatte ich noch die Hoffnung auf Wetterbesserung, aber mittlerweile glaube ich nicht mehr daran. Bei schönem Wetter sieht man in Saalfelden erstmals das Kitzsteinhorn, aber wir sehen nur Wolken. Ich gehe jetzt an die Spitze um Tempo und Puls hoch zu halten. Mit Spass hat das nichts mehr zu tun. Einfach nur noch stupides Treten in die Pedale. Der psychische Tiefpunkt kommt bei der letzten Pause. Ich hatte gehofft, dass wir aufgrund des Wetters Melchboden weglassen und bereits am Gerlospass Schluss machen. Aber Sirko und Alex wollen jetzt durchziehen und die meisten anderen Fahrer auch. Ich finde das angesichts des Wetters nicht besonders vernünftig. Noch drei Stunden im Regen, was soll das bringen außer kaputte Knie? Gefrustet steige ich wieder aufs Rad. Wäre ich dem Bergtrikot nicht so nahe, säße ich schon längst im warmen, trockenen Bus. Aber aufgeben kommt nicht in Frage, schließlich habe ich keine körperlichen Beschwerden. So fasse ich den Beschluss, so schnell wie möglich zum Hotel zu fahren, auch wenn es mich das Bergtrikot kostet. Sehnlichst erwarte ich das Hupen von Ecki. Mit dem Hupton trete ich aus dem Feld an und touchiere dabei noch Axel. Mit Volldampf geht´s bergan. Plötzlich fährt das Rennleiter Auto neben mich und Ecki fragt was los ist, die Bergwertung ist doch noch gar nicht eröffnet. „Ich bin sauer! Ich finde es unvernünftig bei dem Wetter noch auf den Melchboden zu fahren! “ erwidere ich. „Na dann hättest du was sagen müssen“ meint Ecki. Wir halten an und ich steige vom Rad. Ecki hat Recht. Ich habe nichts gesagt und somit gibt es auch kein Grund sauer zu sein. „Aber wieso ist die Bergwertung noch nicht eröffnet, du hast doch drei Mal gehupt?“ „Ich habe gar nicht gehupt“ sagt Ecki. Ich hatte mich schon gewundert, warum er keine Flagge geschwenkt hat. Wir warten gemeinsam auf die anderen Fahrer. Es stellte sich heraus, das ein Fahrzeug hinter unserer Gruppe die Hupe verbotener Weise nutzte, um auf sich aufmerksam zu machen. Nun waren alle Unklarheiten beseitigt und die Bergwertung konnte endlich eröffnet werden.
Plötzlich war die Lust am Fahrrad fahren wieder da. Vielleicht lag es an der Sonne, die mittlerweile zwischen der Wolkendecke durchschaute, oder an den imposanten Krimmler Wasserfällen. Jetzt war erst einmal Sightseeing angesagt. Nachdem die herabstürzenden Wassermassen bestaunt waren, setzte ich mich an die Spitze und fuhr dem Grupetto davon. Es folgten die schönsten Kilometer der Elbspitze. Zuerst standen unsere weiblichen Helfer und Andrea an der Seite und feuerten mich an. Weiter oben an einem Aussichtspunkt sah ich bereits unseren Bus stehen. Und plötzlich waren sie alle da, Alex, Bergfex, Thomas und die anderen ausgestiegenen Teilnehmer und Helfer der Elbspitze. Alle wieder vereint am Gerlos. Motiviert von den Anfeuerungen forcierte ich das Tempo. Kurze Zeit später überholte mich der Bus wieder mit einem freundlichen Hupton. Die letzte Bergwertung der Elbspitze 2012 nahte. Und wieder standen alle an der Straße und klatschten. Ein tolles Gefühl, Vielen Dank! Auch wenn mittlerweile die Sonne schien, wäre der Gerlos ein würdiges Finale für die ES gewesen. Ein spannender Kampf ums gelbe Trikot, geringe Zeitabstände und alle Helfer und Teilnehmer am Pass vereint. Anschließend eine gemeinsame Abfahrt ins Zillertal und zum Hotel. Was meint ihr? War Melchboden als Finale „besser“ oder darf es auch ein weniger steiler und kürzerer Anstieg sein? Jetzt kamen die nächsten Fahrer und es wurde wieder kräftig angefeuert. Thomas Rex kommt als zweiter zur Passhöhe und hält an. Plötzlich schießt Alex an mir vorbei! Na holla, was ist das? Jetzt ist bei den Burschen wohl doch noch das Rennfieber ausgebrochen? Ich schwinge mich wieder auf´s Rad und versuche den Ausreißern zu folgen. Nach wenigen Kilometern in der Abfahrt ist die Lücke geschlossen und immer mehr Fahrer können aufschließen. Sirko bestimmt das Tempo auf der Abfahrt ins Zillertal. Wir lassen es ordentlich rollen, da kommt Freude auf. Im Tal angekommen verfahren wir uns kurz, bevor es in den finalen Anstieg geht. Ich sehe wie Axel und Robert anhalten, um sich anscheinend zu verpflegen und ein Paar Sachen auszuziehen. Schade, Robert scheint tatsächlich keine Kraft mehr für den Kampf um Gelb zu haben. Das hatte er mir schon in der Abfahrt vom Gerlos gesagt. Und Axel wird wohl kaum Grand Master werden. Zu stark war Thomas Rex am Gerlos. Ich konzentriere mich auf Sirko, der nach dem Ausscheiden von Thomas Hoffmeister wahrscheinlich die besten Chancen auf Gelb hat. Das Tempo ist hoch und bereits nach wenigen Metern hat Sirko alle distanziert, nur Lars kann noch folgen. Gleichauf fahren beide Kehre um Kehre bergauf. Bisher ist das Tempo sehr homogen, beide sind sich einig. Ich hoffe, dass dieser Zustand noch lange anhält, das sorgt für Spannung. Nach ca. 1/3 des Anstieges schnauft Lars laut. Anscheinend hat er Probleme Sirkos Tempo zu halten. Tatsächlich, eine Lücke von zwei Metern tut sich auf. Sirko merkt das und versucht noch mal zu forcieren. Aber Lars kämpft und lässt die Lücke kaum größer werden. Ich versuche ihn zu motivieren. Er sieht noch gut aus und der Tritt ist flüssig. Dennoch baut Sirko seinen Vorsprung Zentimeter um Zentimeter aus. Wir verlieren langsam den Blickkontakt zu Sirko, das ist wahrscheinlich die Entscheidung. Ich setze mich von Lars ab und schließe zu Sirko auf. Mir fällt auf, dass er keine Luftpumpe bei sich hat. Meine habe ich wegen dem Dreckswetter nicht moniert. Was passiert wenn er jetzt einen Platten hat? Natürlich bekommt er mein Rad. Aber welches Pedalsystem fährt Sirko? Ich fahre neben ihn, aber kann es nicht erkennen. Egal, dann Tauschen wir eben noch die Schuhe. Bis ins Ziel wird das schon gehen. Die letzte Verpflegung unterbricht meine Gedanken. Björn ruft von einer Kehre weiter oben, ob wir noch etwas zu trinken benötigen. Unsere Helfer und ausgestiegenen Fahrer versuchen uns bestmöglich zu versorgen. Eure Unterstützung während der letzten 36 Stunden ist wieder einmal HC. Endlich nähern wir uns dem Ziel, noch 1km bis Melchboden. Sirko wird die Elbspitze 2012 gewinnen, weil er der Stärkste Fahrer aller Teilnehmer ist. Er hat nie dran gezweifelt, dass wir Melchboden erreichen, war bei allen Bergwertungen vorn dabei, hat neben Robert die meisten Führungskilometer geleistet und versucht immer die anderen Fahrer zu motivieren. Ein würdiger und verdienter Träger des Gelben Trikos!
Traditionell beginnt die Vorbereitung auf die Elbspitze im Oktober. Als Mitglied des Orga-Teams legen wir die Strecke fest und verteilen unsere Aufgaben untereinander. Mit dem Ziel Melchboden konnte ich mich als Bergmarathoneuse auf Anhieb anfreunden und so begann mein sportliches Aufbautraining bereits im November mit ersten Grundlageneinheiten, die ich im Januar und Februar trotz widriger Kälte auf der Straße und der freien Rolle konsequent durchzog. Eine schwere Knieverletzung Mitte Februar machte allerdings diese Strapazen zunichte und die Diagnose Meniskusriss mit nachfolgender OP und Reha bescherte mir eine Auszeit von ca. 10 Wochen. Damit war mein Ziel, das Bergtrikot zu verteidigen faktisch gestorben. Durch meinen Willen und die professionelle Unterstützung meiner Physiotherapeutin Susi Käst vom ARC Dresden gelangen mir schnelle Fortschritte und ich kam tatsächlich schon in den Genuss Anfang April erstmals auf dem Fahrrad Platz zu nehmen. Zirka 5.000 km bis zum Start der Elbspitze konnte ich somit noch abspulen und ich fühlte mich in guter Verfassung. Die Referenzeiten an den Bergen lagen knapp unterm Vorjahr und auf der Elbspitze zählen ohnehin Werte wie Wille und Disziplin. Das letzte Körnchen ist da eher unentscheidend. So versprach ich mir schon zumindest im Finale einen Auspacken zu können. Bis dahin jedoch wollte ich ganz einfach nur mitrollern, da mir eben viele Grundlageneinheiten fehlten und ich somit nicht ganz sicher war, ob ich genügend Ausdauer besitze um die ganze Elbspitze um alle Bergwertungen mit zu fighten.Die Wetterfrösche prognostizierten schon seit langem sehr wechselhaftes Wetter und ich hoffte mit voranschreitendem Kalender auf Sommer zur Elbspitze, was jedoch nach hinten losging. Kaltfront, Regen, Sturm man musste sich also auf alles gefasst machen und so plotterte der Starkregen auch aufs Dach, als bei mir am 14.07. um 2:30 der Wecker klingelte und ich die ganze Nacht nur hin und her wälzend im Wachschlaf verbracht hatte.Bei Regen fuhren Maurice, Jens und ich zur Frauenkirche und bauten den Startplatz auf, wo alsbald immer mehr Gewusel entstand und dann doch um 5:30 Uhr ohne Regen mit 26 Leuten gestartet wurde.
Es war also soweit und wir befanden uns nach ca. 50km in der Bergwertung, wo sich mein Papa wie im letzten Jahr postierte und dem zügigen Velo-Tross zujubelte. Leider erwischte uns der Regen bereits hier zum ersten mal und die anschließende Abfahrt ins Böhm. Becken war mithin kein Hochgenuss. Auf dem folgenden Streckenabschnitt war bis auf den heftigen Gegenwind alles im Lot, das Wetter stimmte, die Stimmung war prächtig, meine Beine spulten km um km ab und ich fühlte mich stark. Elbspitze war geil. Wie persönlich vorgenommen, lies ich die Beine baumeln und beteilgte mich nicht mehr an Bergwertungen, so dass ich sehr relaxt und trocken den Böhmerwald erreichte. Das Wetter war wiedermal besser als prognostiziert und fortan waren wir auf neuer Route unterwegs was die unendlich vielen Kilometer durch Bayern erträglich machte. Sirko unser Routenersteller hat hier ganze Arbeit geleistet. Zur Abendpause in Passau verließen mit Jens und Mike zwei Fahrer das Peloton und ich befürchtete eine öde Nachtfahrt, da mich Jens auf den zurückliegenden Elbspitzen stets gut unterhalten hatte und ich auch zu Mike inzwischen ein gutes Verhältnis hatte. Aufgrund des Teamfunks verflog die Nacht aber wie von selbst. Mit Ecki und Mikes Schwiegervater gab es immer zu schnacken und die Navigation wurde bravourös aus den Begleitfahrzeugen ins Peloton durchgegeben. In Salzburg begann dann die unangenehme und harte Seite der Elbspitze 2012. Bei km 500 Dauerregen, Temperatursturz und Hochgebirge machen Rad fahren zur Hölle. Pünktlich vorm Rossfeld, dem 1.000 hm-Einstieg in die Alpen der denkbar ungünstigste Zeitpunkt für Sauwetter, aber genau so kam's. Die Befahrung des Rossfeldes wurde eine Qual, nicht das man dort nicht hochkam, aber es war nass und ekelig. Die Abfahrt war saukalt, die Finger waren halbtaub und die Bremsen waren nur schwer zu dosieren. Beim Hören der Wetterprognose in Berchtesgaden war mir eigentlich schon klar, dass ich hier Schluss mache und in den warmen Bus steige. Nicht etwa die fehlende Kraft war hier ausschlaggebend, nein mir macht Rad fahren bei diesen Bedingungen keinen Spaß. Und noch waren 200km zu fahren bei diesen Drecksprognosen. So ließ ich mich nur durch Maurice nochmal aufbauen und stieg dennoch aufs Rad zumal es vorübergehend nachließ zu regnen. Doch schon 20 km nach dem Los ereilte uns der nächste Guss. Dummerweise habe ich mich nur unzureichend bekleidet in der Pause und die Abfahrt vom Schwarzbachwachtsattel brachte mir saukalte Muskeln. Jetzt war die Messe endlich gelesen, ich wollte das einfach nicht mehr machen. Gleichwohl ich mir durchaus noch Chancen auf Gelb ausrechnete, war es mir in diesem Moment nicht wichtig genug dran zu bleiben. Ich stieg ins Auto und beendete die Elbspitze. Heute bin ich unentschlossen, ob das so ok war, immerhin war der Ausstieg nicht unumgänglich und Organisatoren sind Vorbilder –müssen quasi finishen-. 2010 und 2011 wäre ich nie ausgestiegen, da hatte ich feste Ziele, die umzusetzen waren. Aber 2012 war vieles anders, meine OP war ein guter Grund nicht stählern zu sein. Es gab für mich im Moment des Ausstiegs 1.000 gute Gründe good buy zu sagen. Klar hätte Sten es verdient ordentliche Konkurrenz an Bergen zu haben und Sirko wäre vielleicht auch gern ein engeres Finale gefahren, aber in so einem Moment entscheidet man spontan. Im Nachhinein ist vieles anders, aber darüber muss man nicht philosophieren. Klar würde ich gern Gelb tragen oder HC klar wäre ich gern Finisher, aber der Preis war einfach hoch. Zu hoch und so trage ich weiter mit Stolz HC 2011 und greife bestimmt 2013 auf der Jubiläumselbspitze wieder an.Im Fazit haben die stärksten Fahrer gefinisht und ich als Nichtfinisher bin beeindruckt von eurer Moral. Mit Sten hat der stärkste Bergfahrer verdient HC geholt, Sirko ist der verdiente Sieger und Robert hat in meinen Augen eine sehr clevere Strategie gewählt, indem er erst abends begann unendliche Führungskilometer abzureißen und dem ersten Fegefeuer von F-Alex zuschaute, womit er schlussendlich rot holte. Ich habe nachts auch geführt, aber mich nach angemessenen Zeiten wieder ins Niemandsland verabschiedet. Robert war gefühlte Ewigkeiten im Wind und damit logisch aktivster Fahrer der ES 2012. Wiederum beeindruckend war die Leistung aller Helfer. Angefangen bei Wolfgang und seiner Verpflegungscrew, den Begleitfahrzeugen um Rennleiter Ecki, unsere tollen Busfahrern von der VGM, Fotograf Rene Müller und Videomann Siegbert Uhlmann und allen anderen, die die Durchführung der Elbspitze unterstützt haben.
Kommentare
Ansonsten sehr schöne Berichte bisher, ich freue mich schon auf weitere.
Ich bezweifle das ohne Wertungspunkte mehr Teilnehmer das Ziel erreicht hätten. Davon mal ganz abgesehen, sollte jedem Teilnehmer an der Elbspitze beim Lesen des Reglements klar sein auf was er sich da einlässt, oder spätestens dann wenn er mit diesen "Hörnies" mal eine Runde in unserer Gegend gedreht hat. Jedem der entspannt Langstrecke fahren will kann ich nur die Fichkona empfehlen.
Ich sehe es ein bisschen kritischer beim Roten Trikot - wenn sich dieser Kampf nun zu einem aufopfern und übertrumpfen in der Ebene führt, hat das viel eher Folgen für die Gruppe, als die Bergsprints.
Dennoch würde ich nicht behaupten, dass die Wertungstrikots sich derartige gravierend auf die Finisheranzahl legen.
Aber ich kann, in gewisser Weise, schon Roberts Gedanken nachvollziehen. Was ist wohl schöner - geschlossenes Fahren und Ankommen, oder gegenseitiges Bekämpfen. Das kann jeder für sich selbst entscheiden, hier, im Stillen. Aber auf der Strecke glaube ich nicht daran, dass sich ruhig und gesittet durchsetzen würde. Dafür seid ihr alle viel zu sehr (Wett-)Kämpfer, mit dem Hang zum Geheimtraining, um die ES - Form nicht "auszuplaudern". ;-)
Ich finde, es kann auch so bleiben wie bisher. Nur sollte vielleicht so etwas wie bei vielen anderen Langstreckenfahrten eingeführt werden - wer sich anmeldet, sollte Referenzen vorweisen können, die wirklich überzeugen. Vielleicht solltet ihr wirklich mal eine Anfrage abweisen, wenn ihr bei dem Fahrer Zweifel habt. Dann ist die Gruppe in sich homogener.
Grüße
Das hat es nicht. Tempo an der Spitze war immer sehr homogen, bis auf wenige Ausnahmen.
Der Zeitplan steht fest. Und wenn man 15 Uhr am Gerlospass ankommt, genau wie geplant. Dann wurde alles richtig gemacht. Die Finisheranzahl würde sich nur erhöhen, wenn das Tempo geringer, die Strecke einfacher oder das Wetter besser wäre. Am Berg muss sowieso jeder alleine leiden. Kein Vorwurf an die sportlich ausgetragenen Wertungen. Alle starken Bergfahrer haben auch in der Ebene für die schwächeren Führungsarbeit geleistet. Die Regeln sind allen klar.
Wenn der Zeitplan eingehalten wird, muss das noch lange nicht heißen, dass alles richtig gemacht wurde. Es kann genauso sein, dass die Planung von vornherein sehr enthusiastisch war und dadurch der ein oder andere überfordert war. Fakt ist, dass bei den letzten beiden Elbspitzen die DNF-Quote sehr hoch- vielleicht zu hoch war. Das muss Ursachen haben, die man im Nachhinein in geschlossener Runde erörtern sollte. Hier eine Diskussion darüber zu führen ist müßig. Jetzt aber wieder back2topic... Wo bleiben weitere Berichte?
Elbspitze 2012 beginnt bei mir mit der Elbspitze 2011. Nach ihrem Ritt zum Timmelsjoch durfte ich Gourmet und den 2060-er am Neumarkt vom Bus abholen und irgendwie hatte ich dort das erste mal den Gedanken, mir diese außergewöhnliche Fahrt auch einmal zu gönnen. Das Problem dabei: ich durfte diese Idee mit niemanden teilen, weil ich immer behauptet und geglaubt habe, für diese Art Freizeitbeschäftigung nicht bekloppt genug zu sein. Über den Winter bin ich Grundlagenkilometer mit der Collo Gruppe gerollert. Das „Intervalltraining“ habe ich mit Cielab Aktivisten heruntergerissen. Im Rehastudio habe ich zweimal die Woche mit Thea, Katrin und Gunther Bauch, Beine, Po und Rücken geübt. Lohn der Mühe: 3. auf dem Eierberg beim Collm-200-ter. Die weiteren Vorbereitungstouren waren eher durchwachsen. Zur HL lief alles super bis sich kurz vor Krupka ein vom Vordermann aufgewirbeltes Plasteteil bei mir zwischen Vorderrad und Gabel verkantete und ich damit zum Auslöser eines Massensturzes wurde. Moralisch schwer angeschlagen fehlte mir dann der Biss, und ich musste mir von Degga kurz vorm Gipfel ein: „Nu Axel, dass würd heute nüscht mit dor Quali“ zurufen lassen (15 sek fehlten) Der nächste Versuch am Meluzina scheiterte, weil ich mit einem netten Rostocker Sportsfreund der irrigen Meinung war, 33 min Zeit zu haben und wir uns das Beinausreißen für den Endspurt ab Augustusburg aufheben wollten. Degga klärte mich auch an diesem Gipfel mit einem unnachahmlichen: „ Das wirdd heut widder nüscht“ über diesen fatalen Irrtum auf. Nach dieser auch in andere Beziehung unglücklichen Tour meldeten sich erstmals, aber dafür hartnäckig, die bisher so zuverlässigen Knie und ich gab nach langem innerlichen Ringen das Projekt Elbspitze 2012 auf. Bei Rotwein und Keksen beglückwünschte ich mich, endlich wieder wie ein normaler Mensch des Nachts den Kühlschrank plündern zu dürfen. Den großen Löffel Leinöl im Morgenkaffee, wahlweise im gekörnten Käse (ein Geheimtipp meines Ernährungsberaters Collonel Müller aus Radeberg) ertrug ich aber tapfer weiter. Die Vorbereitungstour ins Riesengebirge (meine erste Tour über 350 km) fuhr ich mit, weil mit Enno, Klunschi, Bergfex , Mike, Björn, Thomas und Co. fast Alle am Start waren, mit den Langstreckenradeln definitiv immer Spaß macht. Es war eine landschaftlich herausragende Runde und eine richtig harmonische Fahrweise im, wie es Thomas nannte, Elbspitztempo. So kultiviert gerollt sind Vorbereitungstouren definitiv sehr hilfreich, sich an die extrem lange Strecke heranzutasten und im wahrsten Sinne zu „erfahren“, wie der Körper reagiert. Ein Wermutstropfen an diesem schönen Tag: Die Knie dankten mir den an der letzten Rampe gescheiterten Versuch, mit einem 25-Ritzel die Dvoracky-Baude zu erreichen, mit fast totaler Arbeitsverweigerung. Ab hier hatte ich trotzdem hartnäckig Zweifel, ob diese definitive Absage an die Elbspitze 2012 eine weise Entscheidung war. Kurz vor Ultimo, auf einer ambitionierten Cielabrunde mit Sten, Enno und Gourmet über das Mückentürmchen „erreichte“ mich die Info, dass der Skibiker seinen Elbspitz-Startplatz höchstwahrscheinlich nicht in Anspruch nehmen kann. Also noch einmal 3 Tage später Knietest übern Stürmer und „Enno-Schlachten“ am Molchgrund und dann die alles entscheidende Frage an die Orga: Darf ich den eventuell vakanten Startplatz von Björn einnehmen? Ein klares Ja vom Chef und ein nicht ganz so fröhliches Ja von der heimischen Regierung beenden dann dieses ewige Ringen.
Den Startobolus zu entrichten (eine super Geldanlage übrigens) , bei Collos ein 29 Ritzel zu ordern und den Urlaubsantrag zu stellen gingen dann rasant schnell, Vorfreude stellte sich ein, nur leicht gedämpft durch diese unsägliche Wetterprognose.
Freitag 9.00: wegen der Wetterprognose vorsichtige Anfrage bei Enno, ob er mir eventuell einen Eiskratzer borgen könnte. Von ihm kam dann die famose Idee, eine Heizdecke mitzunehmen…
Freitag 16.00: das Postamt schließt und die heiße Vorbereitung beginnt. Ein nervöser Auftritt in Gönnsdorf beim Chef bringt Klarheit: der weiße Sack darf mit Sachen für unterwegs gefüllt werden. Auf der Rückreise bestand sein Inhalt dann aus gefühlten 2 Zentner nasser, stinkender Sportklamotten.
Freitag 19.00: Die Startnummer kommt ans Rad und jetzt sehe ich erst warum der Gourmet so auf dieses Stück Plaste hingewiesen hat: Danke Thomas für dieses tolle, gelbe Posthorn! Das war für die ganze Reise eine riesige Motivation.
Freitag gegen 23.00: entgegen aller Wahrscheinlichkeit schlummere ich tatsächlich schon ein.
Sonnabend früh: erst Freude über den gefundenen Schlaf, dann Entsetzen beim Blick aus dem Fenster.
Den Start und die erste Bergwertung spar ich mir jetzt, das haben andere schon schön beschrieben. Bei km 100 habe ich ein erstes mal: „Sche..e, ist das anstrengend“, gedacht. Trotzdem: bis hierhin bin ich nur positiv überrascht, weil an Stelle von VEB Leuna und Chomutov eine liebliche Landschaft durchrollt wurde. Die Sonne schien und die Segler erfreuten sich des Windes. Die 10 km vor der ersten Pause liefen wieder richtig gut und ich war umso überraschter und traurig, dass Björn schon in das Betreuerteam wechseln musste.
Die nächsten zwei Abschnitte waren wie beschrieben einfach schön. Die bedrohlichen Wolken verschwanden noch einmal vom Horizont und ich konnte den Böhmer- und Bayrischen-Wald mit seinen genialen Aussichten genießen. Harte Bergwertungen waren der Job der anderen, ich genoss meine erste Fahrt durch diese Gegend überhaupt. Um auf den ersten 350 km Führungsarbeit zu leisten fehlte mir einfach die Ellbogenmetalität. Da waren die „Jäger des rote Trikots“ gnadenlos am Drücker. Die Bergwertung Solla und die Einfahrt nach Passau fühlten sich wie schönes Feierabendradeln an. Dann verdiente Pause. Drei Stück Mohnkuchen später wieder „Sachenpoker“ Was anziehen für die Nachtfahrt? Nach einer schnellen Passage entlang der Donau die Gewissheit, das die Anzugsordnung passt. Den folgenden Berg trug mich die jubelnde Geburtstagsgemeinde förmlich nach oben. Zur Nachtpause ein Teller Nudeln, einmal komplett gewaschen und umgezogen und dann drei Kaffee und Waffeln dazu ein netter Plausch mit den Helfern. Der nächste Abschnitt dann erstmals richtig anstrengend. Die Kerzen auf der nur mir sichtbaren Geburtstagstorte stellten sich Sekundenbruchteile später als Reflexstreifen an Deggas (von Mutti geborgten) Kopfputz (Helmüberzug) dar. Gegen die Müdigkeit dann nach und nach leckere Müsliriegel zerkaut. Vor Salzburg jagte dann ein Borax vor der Meute her, wurde aber vom Büffel wieder eingefangen, was alle wohlwollend zur Kenntnis nahmen. Salzburg dann viel nackte Haut und Jubel, das baut doch auf. Leider nur für kurze Zeit, weil Regen und das angekündigte Rossfeld die Knie schon leicht schlottern lassen. Ich erpresse den Fahrer des Transporter: „ Das Rossfeld fahre ich nur, wenn ihr mir oben Papier oder Pappe für Bauch und Knie gebt!“ Die Antwort: „Papier hammer, Pappe is da, Zelefantüten gibt’s auch“. Kein Grund also, den Berg nicht anzugehen. Jetzt wieder Rhythmus finden und versuchen, durch den Nebel etwas von der mir aus Wanderungen bekannten grandiosen Umgebung zu erhaschen. Zwischendurch immer Anfeuerungsrufe aus dem vorbeifahrenden Begleittross. Nach einer Pause wegen Kalorienzufuhr Weiterfahrt mit Lars zum Pass.
Kurze Zeit später dann doch eine gute Pause mit reich und gut gedecktem Tisch. Mit neuem Elan und dicken Knielingen über der Winterhose geht es zur Startaufstellung. Genau dieser, eigentlich von mir überhaupt nicht gemochte Brimborium mit Foto und Film und Sachsenfahne und Winkewinke hat bei mir dazu geführt, dass ich nicht ein einziges mal an Aufgeben gedacht habe. Komische Sache das. Man sollte einmal ernsthaft darüber nachdenken, ob jubelnde Frauen nicht auch auf Arbeit zur Überbrückung von Motivationstiefs „eingesetzt“ werden könnten.
Das mit dem Verteidigen des Blauen Trikots sage ich mal spontan noch nicht zu. Da denke ich erst mal ein klein wenig drüber nach…
Noch einmal Danke an Alle, die mir dieses großartige Erlebnis ermöglicht haben.
Da mein Vorsatz einer deutlichen Gewichtsreduktion auch in diesem Frühjahr recht zeitig zum Scheitern verurteilt war, setzte ich voll auf Plan B - eventuellen Witterungsunbillen mit einer komfortablen, robbenartigen Fettschicht trotzen. Die sich zunehmend verschlechternde Wetterprognose, schien zu bestätigen, daß ich hiermit voll aufs richtige Pferd gesetzt hatte (irgendwie muß man sich ja die Situation schönreden).
Trotzdem war ich doch ein klein wenig angesäuert, als es um 3 Uhr anfing zu regnen. Naja, zum Glück habe ich ja noch ne DVB-Monatskarte, und konnte somit mit der Strassenbahn anreisen. Man muß ja schließlich nicht gleich völlig durchnässt losfahren. Und für den von Sportfreund Borax ausgelobten Titel der „größten Memme“ habe ich dadurch auch schon ein paar wichtige Punkte im Sack…
Zum Start hatte der Regen sich zum Glück schon verzogen, nur von unten wars noch nass und blieb es bis ins Böhmische Becken auch. Dort wehte zwar ein strenger Hecht von der Seite, doch es blieb trocken. Und getreu dem Motto „ jeder trockene Km ist ein guter km“ konnte ich mit dem Wind, der zumindest auf der Nicht-Schokoladen-Seite (rechts), ziemlich unangenehm sein konnte, doch recht gut arrangieren.In Most hatte ich dann einen vorne Platten (damit war übrigens schon 50%der Gesamtquote der Tour erfüllt). Es folgte ein Tour de France mäßiger Wechsel des Vorderrad. Dank Ecki sich einmal wie ein Profi fühlen…
Im Übrigen hatte auch ich große Befürchtungen, daß wir aufgrund der Windprognose zeitlich arg in Verzug geraten. Das dies niemals auch nur ansatzweise eintraf, zeigt schon,daß der Zeitplan keines wegs zu enthusiastisch ausgelegt war, sondern ganz im Gegenteil genügend Puffer berücksichtigte.
Gefühlt zog es sich trotzdem diesmal ganz schön bis zur ersten Pause in Kralovice, die wohl ziemlich viele herbeisehnten. Hier gabs neben leckeren Schnittchen auch mein Vorderrad nebst neuem Schlauch zurück. Das corpus delicti (Glasscherbe) wurde lokalisiert, entfernt und mir incl. löchrigem Schlauch im Ziel überreicht. Unser Rennleiter ist also nebenbei auch noch ein perfekter Mechaniker mit Sinn für originelle Souvenirs.
Nach der Pause empfand ich den Verkehr als sehr aggressiv. Entweder sind sonnabends mehr Idioten unterwegs oder sie fallen bei weniger Verkehrsteilnehmern mehr auf. Gehupe, aberwitzige Überholvorgänge, aus dem Fenster gefeuerte Flaschen – so unangenehme Erfahrungen blieben mir beim geliebten Brudervolk bisher erspart. Zu allem Überfluss kreuzte zur Flaschenauffüllpause in Klattovy auch noch die Polizei auf und stellte unsern Rennleiter zur Rede. Vielfache Entschuldigungen, etliche eingestreute tschechische Brocken (sowas kommt immer gut an, es lohnt sich diese faszinierende Zisch-Sprache zu lernen) die Aussicht, dass nach 30km der ganze Spuk sie eh nichts mehr angeht und eventuell auch ein kleines großes Herz für den Radsport stimmte sie wohl offensichtlich milde. Jedenfalls durfte das Peloton ungestraft von dannen ziehen.
Die folgende Pause mit leckerer Kartoffelsuppe, praller Abendsonne und Blick auf den großen Arber bildete den würdigen Auftakt auf das was nun folgen sollte: Kaiserwetter, ruhige Straßen, Rückenwind, liebliche Landschaft, ein rassiger CZ-Anstieg mitten in Bayern, Schussfahrt-Einrollen nach Passau, Samstagabende-Flanier-Atmosphäre in Passaus Altstadt und ein Zucker-, Streussel-,Eierschecken-,Rhabarberkuchenbuffet zur Abendpause.
Als es danach bestens gestärkt in die Nacht ging, war mein Fazit bis dahin: egal, was jetzt noch kommen mag, entgegen der allg. Wetterprognosen haben wir jetzt schon so viel schöne Stunden im Sack, da kann man sich eigentlich nicht beschweren. Nach einer wunderschönen Einrollphase entlang des durch beleuchtete Kirchtürme teilweise illuminierten Innufers ging es in den Knaller der Nachtfahrt : Bergwertung Viechtenstein. Erst sanfte Kehren im Wald, dann tolle Aussichten auf die Lichter am Inn, dann trügerische Sicherheit in der Ortsdurchfahrt und dann nochmal ein forderndes finales Steilstück. Tat auch im Grupetto weh. Uns oben ein unerwarteter, euphorischer Empfang. Österreich ist mir ab jetzt ein kleines bisschen sympathischer.
Bis zur Pause rollte es dann recht harmonisch über welliges Terrain, welches die Nachtfahrt bis dahin doch recht kurzweilig gestaltete. Nach dem üblichem Teller Nudeln gönnte ich mir dann doch mal ein Viertelstündchen im „Ruheraum“. Ganz besonderes Ambiente der Marke weißgekachelte Ausnüchterungszelle. Beeindruckend zu sehen, welche unterschiedlichen Entspannungskonzepte da so praktiziert werden. Mein Favorit war der im Duschraum alle viere von sich gestreckt, Betonschlaf frönende Büffel! Schon klasse wenn man so auf Knopfdruck schlafen kann. Ich hoffe auf zahlreiche ausdrucksstarke Fotos!
Was nun folgte, war zu erwarten, wurde befürchtet und wohl auch hinreichend beschrieben. Feucht, nass, nässer und ab kurz vor Salzburg ordentlich Regen. Sehr originelle Stadtrundfahrt in Salzburg. Wir kamen gerade recht zum Disko-Kehraus. Auf die miniberockten Spagettiträgermädels müssen wir wohl ganz schön surreal gewirkt haben. Es gab auch ein Motivationstänzchen von einer leicht alkoholisierten Öse aufm Zebrastreifen für uns. Der Junge hatte bestimmt ne genauso harte Nacht hinter sich wie wir.
Nun wurde aber Kurs aufs Rossfeld genommen. Das kurzzeitige Geplänkel „Rossfeld fahren/Rossfeld nicht fahren“ war wohl von niemandem so richtig ernst gemeint – schließlich bogen wir alle zusammen in den Anstieg ein. Ist schon ein ordentliches Brett nach über 500km. Selbst mit 33/29 war das bei mir kein Pedalieren mehr, sondern nur noch Gedrücke. Aber immerhin ließen sich unterwegs zeitweise Fahrgemeinschaften mit Alex (das arme Schwein hatte aufgrund eines Plattens und Laufradwechsels sein 29 gegen ein 25er Rettungsring eintauschen müssen) Enno, Christian und Sebastian bilden. Oben kam ich dann mit dem letzten tropfen Sprit an. Und obwohl Rossfeld nicht der Brocken ist hätte man gut H.Heine zitieren können-„(viele Steine), schwere Beine, Aussicht keine“- um meine Stimmungslage zu charakterisieren.
Dann durften Sie aber wenigstens noch den Gerlospass bei Kaiserwetter genießen. Wir Busfahrer hingegen bestaunten bei einem Parkplatzstopp mit Blick auf die Krimml-Wasserfälle den lächelnd den Berg hoch fliegenden Sten und nahmen auf der Passhöhe den zukünftigen Beendern die Parade ab. Für mich der emotionale Höhepunkt der Tour. Irgendwie war klar, von denen lässt sich das jetzt keiner mehr nehmen, die kommen alle oben an, egal wie.
Auch wenn’s nicht sonderlich originell klingt, nochmal Dank an alle- vom Orga Team bis zu allen Begleitern/Helfern - die uns diese großartige Erlebnis ermöglicht haben. Die familiäre Atmosphäre während der Tour sucht seinesgleichen.
Ob ich noch mal einen dritten Anlauf in Sachen ES unternehme, steht noch in den Sternen. Vorerst konzentriere ich mich mal wieder auf meine Kernkompetenz der erlebnisorientierten Entspannungstouren
P.S.:
Hier mal meine ganz persönliche Top-Erlebnis-Liste der Tour:
-Geräusch des Tages:“Ole´ Ole´ Ole´ we are the champs Ole´”(kurzerhand als Fanblock rekrutrierte Geburtstagsfeier in Viechtenstein)
-Understatement des Tages:“ also ich habe im Moment überhaupt keine Vorstellung, wie das hier irgendwie weitergehen soll“ (ein leicht desorientierter Herr Scott in Salzburg)
-Bild des Tages: Ein vor einer Tabak-Trafik in Salzburg auf dem Oberrohr seines Rades eingeschlafener Bergfex.
-Doping des Tages: selbstgedrehte Fluppe vom Bergfex 3km unterhalb vom Rossfeld; O-Ton“danach habsch wieder 20 Schläge mehr Puls“
Krass, wie gut ich im Verdrängen bin. Ich war der Meinung, die ganze Zeit mit einem zielstrebigen Ankommerblick unterwegs gewesen zu sein. Nun muss ich hier was von desorientiert lesen, kaum zu glauben.
Ach so, bis auf dieses Understatment des Tages, ein schöner Bericht.
Somit sehe ich also die Trikot-Wertungen in keiner Weise kritisch was die Finisher-Quote betrifft! Und bis auf ein paar Tempoanzüge war es ein humanes Gerollere in der Ebene. Ich denke also an erster Stelle das Wetter kann v.a. Neulinge auf der Langstrecke/Elbspitze abschrecken und demotivieren und zu verfrühter Aufgabe zwingen. Wer sowas seit Jahren schon gewohnt ist, geht damit völlig anders um!
So, nun erstmal weiter mit den Berichten!
Man sieht sich bei Sirkos Etappe!
Gruß, Christ Ian
Hm ... die war doch schon?! Gut, "morgen" fahren wir auch eine Runde von Sirko, aber ohne ihm. Vielleicht wird sie deshalb hier und da ein wenig... ähm... modifiziert...?! Kommt drauf an, wie bestrebt wir sind, uns selbst ins Grab zu bringen...
"desorientiert" kann ich also auch! So eine 3 Flüsse-Stadt kann einen schon ganz schön durcheinander bringen.
Zum Glück herrscht ja, wo Du bist, immer Klarheit.
Name Zeit Bergpunkte Rote Punkte
1. Sirko (Gelb) 17:18 73 20
2. Sten (HC) 17:18 118 13
3. Lars 17:26 4 1
4. Robert (Rot) 17:39 17 41
5. Axel (Blau) 17:41 0 0
6. AlexS 17:43 7 1
7. JensK 17:43 5 0
8. Marcel 17:45 2 2
9. ThomasR 17:48 36 4
10. Rene 17:55 26 2
11. Stephan(Weiß) 18:00 12 1
Bei Betrachtung der Roten Punkte ist JörnBs Beitrag völlig wertlos. Es gibt einen Zeitplan, in dem jedem Fahrer ein Zeitbonus auf den schnellsten zugesprochen wird (ca. 45% der Zeit des schnellsten), niemand muss rasen, jeder kennt den Zeitplan. Letztenendes sind die starken für die schwachen da, immer wenn es flach geht.
Wir sind ein Bergmarathon, deshalb fahren wir Berge in gehobenerem Tempo. Wer das nicht dauerhaft kann sollte sich seine Teilnahme überlegen. Ziel ist nicht alles und jeden durchzubringen, sondern unter (Berg)marathoneusen eine gesittet Tour zu fahren.
Der Zeitplan wird mit
http://wwwpub.zih.tu-dresden.de/~s0736894/LeistungsAnalyse2.0.zip
augestellt. Es wird mit 2 bft SW-Wind gerechnet, Leistungsspektrum im Rechner wie folgt [Pmax = 300 W, vd = 33.7 km/h, T = 2,45]. Pro 100 km wird ein Bonus von 15 Minuten für Umleitung, Stürze etc. draufgerechnet.
Damit ist alles offengelegt, und es steht jedem frei, selbst zu erfahren, wie hoch das Elbspitztempo wirklich ist.
Ist ja aber auch kein Wunder bei dem Namenswirrwarr...
...würde es mir gerne offen halten, aber dazu muss ich bis Ende Oktober/ Anfang November den Urlaub für 2013 sichern.
Martin
http://www.elbspitze.de/news-training.html